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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bisschen.
     

34
     
    »Verzeihen Sie, Mylady«, raunte Andrew LaFollet Honor ins Ohr.
    Sie unterbrach sich und lächelte den Earl von Sydon entschuldigend an. Sydon war ein vergnügter, wohl genährter Mann, und manche Leute waren tatsächlich so töricht, von seinem Äußeren auf seine Persönlichkeit zu schließen. Sie schrieben ihn als geselligen Nervtöter ab, der seinen Sitz im Oberhaus als lästiges Erbe betrachtete. Honor schmeckte jedoch die Emotionen und den scharfen Verstand, der sich hinter dem ewig fröhlichen Gesicht verbarg, und wusste es besser. In Sydon hatte der Herzog von Cromarty einen seiner wichtigsten Anhänger, und während der Earl wirklich der Gourmet war, als den ihn der Rest der Welt kannte, war er außerdem ein scharfsichtiger Politiker, der es als einen Vorteil ansah, von den Regierungsgegnern unterschätzt zu werden. Längst hatte er erkannt, dass die neueste Herzogin des Sternenkönigreichs ebenso fest hinter der Regierung Cromarty stand wie er.
    »Würden Sie mich entschuldigen, Mylord?«, fragte sie, und er lachte glucksend.
    »Hoheit, ich habe Sie ganze …« – er blickte auf sein Chrono – »sechs Minuten und elf Sekunden lang in ein Gespräch verwickelt. Meine Standesgenossen knirschen gewiss schon mit den Zähnen, und es wäre nicht gut, wenn der blanke Neid am Ende böses Blut zur Folge hätte. Darum, um Himmels willen, wenden Sie sich dem zu, was Ihre Aufmerksamkeit erfordert.«
    »Vielen Dank«, sagte sie und sah LaFollet an.
    »Simon hat mich gerade angerufen, Mylady«, sagte der Waffenträger und fuhr sich mit einem Finger über den so gut wie unsichtbaren Ohrhörer. »Der Palastwachdienst meldet, die Königin sei in drei Minuten hier.«
    »Gut.«
    Honor blickte in den gut gefüllten Ballsaal ihrer Villa. Die Gästeliste war kleiner als sie Admiral Caparelli weisgemacht hatte, aber nicht viel kleiner. Im Augenblick schienen alle ihre Gäste – bis auf den wichtigsten – in den einzelnen Raum gepackt worden zu sein.
    Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr nach Manticore gab Honor ein offizielles Fest. Sie hatte es nicht vermeiden können, auf recht vielen Partys zu erscheinen, zu denen andere Leute sie einluden. Einige dieser Feiern hatte sie sogar genossen, obwohl sie ihr Zeit raubten, die ihr dann für andere Dinge fehlte: Zum Beispiel für ihre Pflichten beim TLF, der Akademie oder für ihre Sitzungen mit Maxwell, mit dem sie ihr Herzogtum organisierte. Gern hätte sie auch mehr Zeit für ihre Mutter gehabt, bevor diese nach Grayson zurückkehrte. Oder für Physiotherapie. Oder um ihr Raumboot bei Silverman & Sons zu besprechen. Oder …
    Sie unterbrach ihre Aufzählung. Es gab immer etwas anderes zu tun, und die eine oder andere ›Gala‹, zu der man sie gezerrt hatte, war alles andere als fröhlich gewesen. Bei Lady Giffords Ball etwa hatten ihr Reporter aufgelauert, und bei Herzog Waltham war sie Jeremiah Crichton begegnet, dem so genannten Militärexperten der Palmer-Stiftung. Crichton versuchte nachdrücklich, sie dazu zu bewegen, die Geheimhaltung über die neuen LAC-Geschwader zu brechen. Er glaubte offenbar, es schmeichle ihr, dass die Reporter ihr nachstellten wie die Geier. Er wirkte überaus erstaunt, als sie ihm, anstatt die Gelegenheit zu ergreifen und vor der Presse aufzuschneiden, ihre Meinung sagte – und zwar wenig diplomatisch. Denn ihre Meinung über ihn hatte an Klarheit und Schärfe nichts vermissen lassen, und auch nicht ihre Ansicht über seine ›Analysen‹ und den Haufen ideologisch geblendeter, intellektuell kurzsichtiger und ethisch verkümmerter Geistesschwacher, auf die er seine Deutung der Kriegslage behutsam zuschnitt. An sein Gesicht würde sie sich bis an ihr Lebensende entzückt erinnern, aber sie konnte kaum behaupten, dass sie den Abend genossen hätte.
    Insgesamt aber musste sie zugeben, dass die meisten Feste immerhin erträglich gewesen waren, und einige hatten ihr sogar Spaß gemacht. Sie wusste genau, dass MacGuiness und – noch mehr – Miranda LaFollet sehnsuchtsvoll enttäuscht waren, dass sie sich nicht mit einem eigenen Empfang revanchierte. Im Gegensatz zu ihnen hatte Honor indessen Partys nie gemocht. Sie verabscheute die Rücksichtslosigkeit, mit der die Kunst gepflegt wurde, den anderen immer um eine Nasenlänge voraus zu sein – eine Kunst, die anscheinend untrennbar zu der Konkurrenz unter den ›Spitzen der Gesellschaft‹ gehörte. Doch Honor wusste, wie sehr Miranda all das liebte. Ihre ›Zofe‹ schien die

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