Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
und Honor lächelte. »In den letzten Wochen haben wir mit Nimitz, Samantha und Farragut wiederholt darüber gesprochen. Soweit sie es erklären können, führt jede adoptierte Katz zwo Namen. Einen hat sie von ihrem Clan erhalten. Er besitzt einen beschreibenden Charakter und kann sich im Laufe des Lebens mehrmals ändern. Den anderen gibt ihr der Mensch, den sie adoptiert hat, und der ändert sich niemals. Diese ›Taufe‹ halten die Katzen offenbar für höchst bedeutend. Sie sehen sie als offizielle Anerkennung der Bindung und halten sie für sehr wichtig.«
Elisabeth nickte, als träumte sie, und wieder sah sie Nimitz an. Er hatte die Handbewegungen eingestellt, und während er ihren ruhigen Blick erwiderte, funkelten seine Augen im Licht der Landeplätze wie Smaragde. Elisabeth stand reglos da, als hätte ein Stein sie an der Stirn getroffen, und Ariel wirkte noch stärker gelähmt als sie.
»Honor …«, sagte sie endlich. Sie stieß das eine Wort rau und leise aus und räusperte sich. »Honor«, fuhr sie mit normalerer Stimme fort, »wollen Sie wirklich sagen, Sie haben Nimitz und Samantha das gelehrt, was ich glaube ?«
»Ehrlich gesagt ist das hauptsächlich Dr. Arifs Verdienst«, entgegnete Honor. »Ich war zu sehr mit der Akademie und dem TLF beschäftigt. Ich hatte einfach keine Zeit dazu, selbst wenn meine kaputte Pfote es mir erlaubt hätte.« Sie schwenkte den künstlichen Arm. »Miranda hat gerade nur aus dem Grund gedolmetscht, weil sie viel mehr Stunden als ich in die Gebärdensprache investiert hat und sie deshalb viel besser beherrscht als ich. Zum Glück für Nimitz und mich sind die meisten Zeichen recht intuitiv, und wir sind schon so lange zusammen, dass unsere Bindung tiefer ist als die meisten. Deshalb kann ich seine Zeichen ›lesen‹, obwohl ich die meisten davon gar nicht bewusst gelernt habe, indem ich mich auf das konzentriere, was er mir außerdem noch übermittelt. Aber Sie vermuten richtig, Euer Majestät. Nimitz und Samantha haben eine Gebärdensprache erlernt, und sie versichern uns, dass sie das Ganze jeder anderen Baumkatze innerhalb weniger Stunden beibringen könnten – zumindest Samantha kann das, denn ihr ›Sender‹ funktioniert noch. In Wirklichkeit sind es wieder wir begriffsstutzigen Menschlein, die den Prozess endlos in die Länge ziehen.«
»Mein Gott«, wisperte Elisabeth ehrfürchtig, und ihre braunen Augen glänzten fast so strahlend wie die von Nimitz. »Sie meinen, dass Ariel und ich nach all den Jahren wirklich miteinander sprechen können? Und Monroe und Justin?«
»Genau das meine ich«, sagte Honor sanft. »Es ist schon anders als Standardenglisch, in vielerlei Hinsicht eher ein Pidgin, aber es sieht ganz danach aus, als könnten sich die Ecken und Kanten abschleifen, je mehr Übung wir erlangen – je fließender wir mit den Händen sprechen. Aber ich versichere Ihnen, dass Nimitz und Miranda diese Vorführung nicht etwa geprobt hatten. Miranda war nicht auf den Satz vorbereitet, den er sagen würde, aber wie Sie an der Übersetzung wohl gemerkt haben dürften, funktioniert es wirklich.«
»Mein Gott«, sagte Elisabeth noch einmal, und in ihrem Gesicht glitzerten Tränen. »Nach vierhundert Jahren haben Sie es endlich zweifelsfrei bewiesen, dass die Baumkatzen genauso intelligent sind wie wir.«
»Dieses Verdienst lasse ich mir zur Abwechslung einmal nicht anrechnen, Euer Majestät!«, wandte Honor energisch ein. »Ich hatte damit nur insoweit etwas zu tun, als es die mentale Stimme meines Gefährten war, die zerstört wurde. Die Idee, die ich übrigens nach wie vor brillant finde, stammt von meiner Mutter. Mit meinem Geld konnte ich die ebenso brillante Linguistin finden, von der diese Idee in die Tat umgesetzt wurde, aber das ist auch schon mein einziger Beitrag. Wenn Sie also jemandem gegenüber dankbar sein wollen, dann danken Sie meiner Mutter und Dr. Arif! Mich lassen Sie da bitte raus.«
Elisabeth blinzelte angesichts solcher Vehemenz, dann grinste sie schief.
»Jawohl, Ma’am«, murmelte sie unterwürfig, und hinter Honor unterdrückten Andrew LaFollet und Ellen Shemais fast einstimmig ein Lachen. »Ihnen ist aber doch klar«, fuhr die Königin fort, »was die Reporter schreiben werden, ganz gleich, was ich sage oder fühle? Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: ›HARRINGTON GELINGT NEUARTIGER DURCHBRUCH IN DER KOMMUNIKATION ZWISCHEN DEN SPEZIES‹ oder ›SALAMANDER SCHLÄGT WIEDER ZU‹ – meinen Sie nicht auch?«
»O nein, so
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