Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
bemerkte, wie einer der beiden ihn im Vorbeigehen ansah, ein leichtes Grinsen auf den Lippen. Mittlerweile musste die Geschichte von seinem Zusammenstoß mit Kevin Usher sich beim gesamten Botschaftspersonal herumgesprochen haben; niemandem, nicht einmal den SyS-Offizieren, würde sie Kopfzerbrechen bereiten, aber vielen zur Belustigung dienen.
    Doch nicht aus Verlegenheit blieb Victor noch einige Sekunden in der Tür stehen. Vielmehr war er überrascht: Irgendwie – Victor hatte es eben gar nicht gemerkt –, war es dem Sergeant gelungen, ihm einen Zettel in die Hand zu drücken, während er ihn aus dem Weg drängte.
    Natürlich kannte Victor diesen Agententrick. Wenn schon nicht aus praktischer Erfahrung, so doch zumindest aus seiner Ausbildung. Aber er hatte ihn noch nie so perfekt und präzise ausgeführt gesehen – von einem Mann, der vermutlich nichts besser konnte, als bei einem Gefechtsangriff andere Menschen niederzumähen.
    Glücklicherweise vergaß Victor nicht, was er selbst während der Ausbildung gelernt hatte. Daher beging er nicht den Anfängerfehler, den Zettel sofort zu lesen. Er ließ ihn sich unauffällig in die Tasche gleiten, dann reihte er sich in die Essenschlange ein.
    Auch während des Essens versuchte er nicht, die Notiz heimlich zu lesen. Zum einen war er dazu zu gut ausgebildet. Zum anderen war er viel zu sehr damit beschäftigt, die Marines in der Cafeteria zu mustern.
    Und auch dabei ging er genau so vor, wie er es gelernt hatte. Victor warf den Marines an den anderen Tischen allenfalls flüchtige Blicke zu. Er brauchte auch nicht länger hinzusehen, da er in der Vergangenheit schon oft Marines beim Essen beobachtet hatte.
    Oder treffender formuliert: Er hatte sie gesehen . Doch wurde ihm nun eines bewusst: Die Marines waren in der Botschaft so sichtbar und präsent wie eh und je, trotzdem wusste er über sie etwa so viel wie über Gespenster. Was spielte sich wirklich in ihrer Kaserne ab? Welche Gedanken gingen diesen Kampfsoldaten durch den Kopf?
    Ihm wurde klar, dass er die Antwort nicht kannte – ebenso wenig wie jeder andere SyS-Offizier. Als Institution war der Systemsicherheit immer sehr an den Ansichten und an der politischen Zuverlässigkeit des Militärs gelegen. Diese Überwachung galt indes als so wichtig, dass die allermeisten SyS-Leute nicht den geringsten Einblick erhielten. Für ein kleines Detachement wie der Wachabteilung in der Botschaft auf Terra war in der Regel nur ein einziger SyS-Offizier zuständig.
    Bei diesem Offizier handelte es sich um einen gewissen Paul Gironde. Über ihn wusste Victor fast nichts. Selbst für SyS-Standards war Gironde ein schweigsamer Bursche. Die wenigen Gespräche, die Victor mit ihm geführt hatte, waren allesamt kurz gewesen. Größtenteils, weil Victor sich gelangweilt hatte.
    Eins jedoch wusste Victor genau, denn in der Vergangenheit hatte er beobachtet, wie Durkheim und Gironde miteinander zu tun hatten, und dabei waren ihm etwas aufgefallen. Während Gironde ein respektierter SyS-Offizier war, zählte er trotzdem nicht zu Durkheims Busenfreunden.
    Dann kam der schlimmste Moment des Tages, denn Victor musste ein Grinsen niederringen. Im Gegensatz zu Kevin Usher, der gerne mit klassischen Zitaten um sich warf, kannte Victor nur ein einziges. Der genaue lateinische Wortlaut fiel ihm zwar nicht ein, aber er wusste, was die Wendung bedeutete.
    Wer aber bewacht die Wächter?
     
    Victor las den Zettel erst, als er in der überfüllten Transportkapsel auf dem Weg zur Schleife stand. Hier, den Zettel in der hohlen Hand, umgeben von einer bunt gemischten Horde, war er sicher, die Nachricht unbemerkt lesen zu können. Zumindest sahen ihn hier nur Leute, die nichts mit der Systemsicherheit zu tun hatten.
    Er wusste bereits, dass sein Stelldichein mit Virginia im Alten Viertel stattfand, irgendwann an diesem Abend. Die Nachricht sollte ihm verraten, wann und wo.
    Und so war es auch, in weiblicher Handschrift stand dort:
    Bei Gary’s. 8. Trag was Pinkes. Ich mag pink. Erinnert mich an …
    Woran es Ginny erinnerte, trieb Victor die Schamesröte ins Gesicht. Diesmal versuchte er nicht, sein Lachen zu unterdrücken. Warum sollte er? In den überfüllten Transportkapseln, die die Knechte der Stadt nach der Arbeit ins Alte Viertel zurückbrachten, wurde viel gelacht.
    Ehe er das Gasthaus betrat, sprang er noch rasch in ein Bekleidungsgeschäft und kaufte sich ein Halstuch. Ein pinkfarbenes Halstuch. Er kam sich albern vor mit dem Ding. Und

Weitere Kostenlose Bücher