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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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darstellte. »Der Admiral würde sie wohl die ›Lady aus der Unterwelt‹ nennen.
    Sosehr ich diese Frau vermutlich auch verachte, eine bessere Charakterbeschreibung für sie kann man sich wohl nicht wünschen.«
    »Was ist die ›Unterwelt‹?«, erkundigte Tye sich. »Eine Provinz des Sternenkönigreichs? Und was meinst du damit, du würdest sie vermutlich verachten?«
    Auf die erste Frage gab Anton keine Antwort. Bei der zweiten zuckte er mit den Schultern.
    »Ich habe sie nie getroffen. Aber ihr Ruf eilt ihr voraus.«
    Tye neigte den Kopf zur Seite. »Schöner Ausdruck. ›Ihr Ruf eilt ihr voraus.‹ Noch so eine manticoranische Redensart?«
     

VIERTER TAG
    Helen
     
    Als Helen die Wand durchbrach, war sie überrascht. Seit langem schon dachte sie nicht mehr über ihre Flucht nach. Sie hatte einfach nur weitergegraben, um sich zu beschäftigen und ihr Entsetzen zu kontrollieren.
    Sie hielt den Atem an. Es war nicht sehr laut gewesen, als ihre Scherbe die Oberfläche durchbohrte. Aber soweit sie wusste, war sie zu einem Raum durchgebrochen, der in Sichtweite ihrer Entführer lag. Selbst wenn diese nichts gehört hatten, bemerkten sie vielleicht die kleine Menge Dreck, die auf der anderen Seite zu Boden rieselte.
    Daher wartete sie völlig reglos und atmete so wenig wie möglich. Sie begann zu zählen – einundzwanzig,zweiundzwanzig, dreiundzwanzig … , bis sie bei dreihundert angekommen war.
    Fünf Minuten. Und – nichts.
    Sie versuchte durch den kleinen Riss zu sehen, den die Scherbe in der Wand hinterlassen hatte, gab es aber schnell auf. Das Loch, das sie gegraben hatte, war fast einen halben Meter tief und nicht viel breiter als ihr Arm. Sie konnte das Auge nicht nahe genug an die Öffnung bringen, als dass sie etwas hätte erkennen können. Zudem fiel auch kein Licht durch den Riss. Sie hatte ihren Durchbruch überhaupt nur deshalb bemerkt, weil sie ihn gespürt hatte.
    Sie wartete noch einmal fünf Minuten, ehe sie weitergrub. Dann begann sie damit, das Loch zu vergrößern, mit sehr langsamen und vorsichtigen Bewegungen, um so wenig Lärm als möglich zu verursachen.
     
    Lady Catherine Montaigne, Gräfin of the Tor
     
    »Anton Zilwicki, Captain in Ihrer Majestät Navy«, verkündete Lady Catherines Butler, während er durch die Tür in ihr Arbeitszimmer trat. »Und Mr. Robert Tye.« Isaac machte einen Schritt zur Seite und hielt höflich den Besuchern die Tür auf. Dann vollendete er die Vorstellung: »Lady Catherine Montaigne, Gräfin of the Tor.«
    Cathy erhob sich aus ihrem Lesesessel. Ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf die Besucher richtete, gestattete sie sich, Isaac einen amüsierten Blick zuzuwerfen.
    Mensch, macht er das gut! Ihr Butler – Isaac bestand auf die Bezeichnung, obwohl sie absurd war – wirkte wie der perfekte Kammerdiener. Er rasselte die Adelstitel herunter, ohne dass man ihm anhörte, welch tiefen Hass er für alle erdenklichen Formen der Kastengesellschaft empfand. Es gelang ihm sogar, den Eindruck zu erwecken, er sei in seiner traditionellen Dienertracht auf die Welt gekommen.
    Was natürlich nicht der Fall war. Wie alle Sklaven von Mesa, abgesehen von jenen, die dem Audubon Ballroom beitraten, hatte Isaac kurz nach Erlangung der Freiheit einen Familiennamen angenommen. Isaac Douglass lautete nun sein offizieller Name – einer der beliebtesten Wahlnamen freier Sklaven, die ihn in Gedenken an Frederick Douglass annahmen. Ursprünglich jedoch war er als V-44e-684-3/5 »geboren« worden, und dieser Name war nach wie vor auf seiner Zunge zu lesen.
    Cathys Belustigung verebbte. Beinahe augenblicklich bemerkte sie Isaacs Anspannung. Die Symptome dafür waren ausgesprochen schwer zu erkennen, an seiner Körperhaltung, aber sie wusste sie zu deuten. Isaac stand ein klein wenig breitbeiniger da als normal, die Knie leicht gebeugt, und die Hände vor der Leistengegend gefaltet. Cathy war selbst keine begeisterte Anhängerin des Coup de Vitesse , dennoch erkannte sie sofort »das stehende Pferd«.
    Warum?
    Sie richtete die Augen auf die Besucher, in dem Versuch, eine Antwort zu finden. Der vordere Mann, der Raumoffizier, wirkte nicht bedrohlich. Zilwicki war klein und sehr gedrungen. Seine Schultern waren so breit, dass er fast schon unförmig aussah. Hätte er das richtige Kostüm getragen und sich anstelle des gepflegten Schnauzbarts einen Vollbart stehen lassen, er wäre das perfekte Ebenbild eines Zwergenkriegsherrn aus einem Fantasyroman gewesen. Er hielt sich jedoch entspannt,

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