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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den Tag mit Ushers Frau in der Schleife verbummelt. Ihr Name – das behauptete sie zumindest, aller Logik zum Trotz – lautete Virginia, was so viel bedeutete wie: die Jungfräuliche. Victor bezweifelte, dass ihr Name auf sie zutraf, vor allem angesichts ihrer anstößigen Garderobe und der Art, mit der sie ihn unablässig drangsalierte.
    Indes erleichterte es ihn ein wenig zu erfahren, dass sie keine echte Prostituierte war.
    »Jedenfalls nicht mehr«, erklärte Ginny – doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bemühte sie sich auch schon nach Kräften, der Welt das Gegenteil zu beweisen: Fest drückte sie sich an ihn, als sie durch einen Basar im Alten Viertel schlenderten. Auf Victors Frage hin erzählte sie ihm einen Teil ihrer Lebensgeschichte, während sie sich den Weg durch die überfüllten Straßen und großen Basare bahnten.
    Nicht lange, und er bereute, sie dazu ermuntert zu haben. Nicht etwa, weil Virginia ins Schwafeln verfallen wäre – im Gegenteil, ihre Schilderungen waren kurz und knapp. Aber es ist es eine Sache, wenn man ideologisch begreift, dass ein bestimmter sozialer Zustand unrecht ist, und ganz anderes, wenn ein Opfer nämlichen Zustandes diese Ungerechtigkeit anschaulich schildert. Anfangs empfindet man noch abstrakten Zorn; dann aber Übelkeit und hilflose Wut.
    Virginia war auf Mesa geboren – oder vielmehr: gezüchtet – worden. C-l7a/65-4/5 war der Name, der auf ihrer Zunge stand. »Kennzeichen« wäre wohl der treffendere Begriff. Die »C«-Serie war eine der beliebtesten Zuchten von Manpower Unlimited, für sie gab es auf dem Markt ständige Nachfrage. Sexsklaven, im Wesentlichen. Die »17« bezog sich auf den Körpertyp; das »a« auf die weibliche Variante. Man hatte ihren Genotyp sowohl im Hinblick auf physische Attraktivität ausgewählt und geformt, als auch auf so viel libidinöse Energie und Unterwürfigkeit, wie die mesanischen Gentechniker im genetischen Code nur hatten lokalisieren können. Was natürlich nicht allzu viel war – vor allem, da die Gene für die beiden gewünschten psychologischen Merkmale mit einer Vielzahl von Genen in Verbindung zu stehen neigten, die für genau entgegengesetzte Eigenschaften zuständig waren. Eine davon war bedauerlicherweise eine Art von Intelligenz, die allgemein als »Raffinesse« bezeichnet wurde. Eine Folge dieser Eigenschaft war, dass viele Exemplare der C-Serie aus der Gefangenschaft entflohen, sobald sie die Hochsicherheitskomplexe Mesas hinter sich gelassen hatten.
    Um dieser Tendenz entgegenzuwirken und die gewünschte Unterwürfigkeit »phänotypisch zu induzieren«, unterwarf man die sich entwickelnden C-Serien einem rigorosen Abrichtungsprogramm. Die Ingenieure von Manpower hatten in ihrem sterilen und vielsilbigen Jargon natürlich einen Begriff dafür: »Phänotypischer Entwicklungsprozess«. In der Laiensprache bedeutete das nichts anderes, als dass die Exemplare der C-Serie ab ihrem neunten Lebensjahr systematisch und ununterbrochen vergewaltigt wurden.
    »Das Schlimmste daran«, sann Virginia, »ist, dass dabei noch nicht einmal echte Lust im Spiel ist. Keinerlei Emotion. Den Vergewaltigern – entschuldige, den Phänotechnikern – werden Injektionen verabreicht, damit sie überhaupt eine Erektion bekommen.« Sie brachte tatsächlich ein Kichern zustande. »Wenn ich mitunter daran zurückdenke, tun sie mir fast Leid. Fast. Ich glaube nicht, dass es in der Galaxis sonst noch jemanden gibt, der Sex so langweilig findet wie diese Leute.«
    »Ab dem neunten Lebensjahr?«, fragte Victor mit bebender Stimme.
    Sie zuckte die Achseln. »Ja. Das tut weh. Am Anfang sogar sehr. Und für die b-Varianten ist es sogar noch schlimmer. Das sind die Jungs.«
    Victor war, als durchwate er eine Jauchegrube. Nun konnte er endlich nachvollziehen, woher die schiere Grausamkeit der Bewegung namens Audubon Ballroom rührte. Er hatte die brutale terroristische Taktik nie gutgeheißen, mit der die militanten Angehörigen dieser Bewegung gegen einzelne Ziele vorgingen. Kontraproduktiv, ideologisch gesehen. Nur …
    Sie lachte rau. »Ha! Einmal haben Jeremy X und seine Kameraden hier auf Terra einen Phänotechniker erwischt – der dumme Bastard hat hier Urlaub gemacht, kannst du dir das vorstellen? Wie jeder andere bin auch ich hinuntergerannt, um mir die Leiche anzusehen.«
    Früher wäre Victor bei diesen Worten vielleicht zusammengeschreckt. Nun aber knurrte er einfach nur vor Genugtuung. Er kannte den Zwischenfall, auf den sie sich

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