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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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angesehene Wissenschaftler die Gräfin of the Tor auf dem Gebiet der »vertragsgebundenen Knechtschaft Genmanipulierter« für eine der führenden Kapazitäten in der Galaxis hielten. Jetzt hörte er den Beweis dafür mit eigenen Ohren und empfand denselben Respekt vor ihr, den traditionellerweise jeder gryphonische Highlander einem echten Experten entgegenbrachte. Bislang hatte Anton alle freiheitlerischen und progressiven manticoranischen Aristokraten abstoßend gefunden, denn sie hatten sich stets nur sehr oberflächlich mit den Themen ausgekannt, über die sie sich wortreich äußerten – mit dem Gehabe eines Dozenten. Für Anton waren sie nichts als faule Stümper. Seine ehemalige Frau Helen hatte sogar eine noch schlechtere Meinung über sie gehabt, auch wenn sie sich selbst in gewisser Hinsicht als Progressive verstanden hatte.
    Der zweite Aspekt bestand in den Adressaten von Cathys Rede. Obgleich Cathy sich auf die Notlage der mesanischen Sklaven konzentrierte, waren ihre Worte nicht an sie, sondern an die große Mehrheit der Zuhörer im Amphitheater gerichtet – die keine Mesaner waren. Ihre Ausführungen liefen auf einen Punkt hinaus – sie drehten sich sozusagen um diesen Punkt: ihren Zuhörern darzulegen, dass jedes Schwanken in der Frage der genetischen Sklaverei für jede politische Bewegung, die für ihre Wähler Gerechtigkeit verlangte, ihr eigenes Anliegen untergraben musste.
    Cathy hatte noch keine zehn Minuten ihrer Rede vorgetragen, da ertappte Anton sich schon dabei, wie er vorgebeugt dasaß und ihr aufmerksam zuhörte. Ein Teil seines Verstandes schenkte ihren Worten natürlich keinerlei Beachtung. In gewisser Hinsicht war die ganze Versammlung und Cathys Rede ein gigantisches Ablenkungsmanöver, das vom Rettungsversuch seiner Tochter ablenken sollte. Dieser eine Teil seines Verstandes regte sich nicht, zumindest vorübergehend, wartete schlicht ab mit der stoischen Geduld der großen Berge Gryphons. Der Rest seines Geistes aber genoss – beinahe unfreiwillig – den feinen Humor der Frau am Rednerpult und ihre Art, mit der sie nach und nach ihre Argumente ausbreitete.
    Als ihn jemand am Ellenbogen anstieß, bedauerte er es fast schon – aber nur fast –, dass er sich von dem Vortrag losreißen musste.
    Er wandte den Kopf. Einer von Jeremys Kameraden beugte sich über Antons Schulter. Er erkannte die junge Frau wieder, deren Namen ihm verschwiegen worden war.
    »Es ist Zeit«, sagte sie.
    Anton und Robert Tye erhoben sich augenblicklich und folgten ihr aus dem Amphitheater. Da sie Kleidung trugen, wie sie typisch war für viele Immigranten im Alten Viertel, beachtete niemand ihren Aufbruch.
    »Wie weit?«, fragte Anton, als sie das Amphitheater verlassen hatten und nicht mehr belauscht werden konnten.
    Die Frau lächelte beinahe reumütig. »Sie werden’s nicht glauben. Nicht mehr als anderthalb Kilometer von hier. Sie sind irgendwo im Kunstitut.«
    Tyes Augen weiteten sich. »Ich dachte, das wäre eine Legende«, protestierte er.
    »Nö. Es existiert. Ganz sicher. Bei all den vergrabenen …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Ich war nie selber da. Und ich kenne auch keinen, der da war.«
    Anton legte die Stirn in Falten. »Aber Sie sind sicher, dass Helen dort ist?«
    Inzwischen gingen sie in zügigem Schritt. Sie gelangten an eine lange abschüssige Rampe und rannten sie regelrecht hinunter. Ohne sich umzudrehen, sagte die Frau: »Ich denke schon. Jeremy schien sich ziemlich sicher zu sein.«
    Die Antwort beschwichtigte Anton ganz und gar nicht. So, wie er Jeremy X bislang erlebt hatte, schien dieser sich immer »sicher« zu sein. Er hoffte nur, dass seine Sicherheit auf Tatsachen beruhte.
    Mittlerweile rannten sie tatsächlich, und Anton verdrängte alles aus seinem Geist bis auf das Ziel, das er unerbittlich verfolgte.
     
    Helen
     
    Als Helen aufwachte, sah sie als Erstes den blauen Schimmer. Er kam von irgendwo oben, von der Wand, die ihrem Lager gegenüberlag. Die »Wand« war eher ein Haufen Geröll, das sich seinen Weg in eine Art Öffnung gebahnt hatte. Als hätten sich vor der Wand (sie konnte noch immer die Trümmer dessen sehen, was vor Urzeiten ein Bauwerk gewesen sein musste) die Reste anderer, zu späteren Zeitpunkten errichteter Wände angehäuft, die im Laufe der Jahrhunderte zerfallen waren. Der Schimmer schien von einem Stück dieser uralten Wand auszugehen, das wie eine gezackte Scherbe aussah.
    Blau. Als verströme sie ihr eigenes Licht. Verwirrt

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