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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihnen.
    Von ihrem Aussichtspunkt (sie spähte um die Ecke eines der endlosen Gänge, aus denen dieser Ort zu bestehen schien) musterte Helen den sich nähernden Suchtrupp. Sie bedachte die Schwätzer, die zum Schluss gingen, lediglich mit einem kurzen prüfenden Blick; sie stolzierten noch immer genauso großspurig daher, wie Helen sie in Erinnerung hatte. Die fünf vorausgehenden Leute hingegen nahm Helen genauer in Augenschein.
    Sie trugen Zivilkleidung, aber Helen wusste sogleich, dass es sich bei ihnen um ausgebildete Soldaten handelte. Sie war eine Offizierstochter, sie kannte sich militärischen Dingen aus, und alles an diesen vier Männern und der einen Frau schrie: Soldaten! Das sah man eindeutig an der Art, wie sie sich verteilten, wie sie ihre Waffen hielten … an allem.
    Havies! Der Gedanke überkam sie ungebeten. Was wollte ein Havie-Trupp hier unten? Helen suchte gar nicht erst nach einer logischen Erklärung. Havies waren ihre Feinde. Havies hatten ihre Mutter getötet. Was für andere Soldaten suchten wohl noch nach ihr? Sie war in politischer Hinsicht viel zu unbedarft, als dass sie die Unlogik einer Allianz zwischen Schwätzern und Havies hätte begreifen können. Feind war Feind, und damit Basta. Auf dieser Ansicht fußte die politische Logik der Highlands – wie auch die der ganzen Menschheitsgeschichte. Helen war in einem Militärkrankenhaus zur Welt gekommen, in der großen Orbitalwerft namens Hephaistos , und hatte Gryphon nur gelegentlich besucht. Das spielte keine Rolle. Sie war die Tochter ihres Vaters. Aus den Highlands.
    Sie richtete den Blick auf die beiden Havies an der Spitze. Augenscheinlich waren sie die Anführer. Der Linke besaß alle Kennzeichen eines Veteranen. Mit gesenktem Kopf und hochkonzentriertem Gesicht schaute er auf ein Gerät in seiner Hand.
    Helen sah zu dem Mann neben ihm. Er war der Befehlshaber, erkannte sie. Zwar war Helen sich nicht sicher – bei Prolong-Empfängern war das immer schwer einzuschätzen –, aber sie glaubte, er war in Wirklichkeit genau so jung, wie sein Gesicht wirkte.
    Seine Jugendlichkeit tröstete sie jedoch nicht. Der Veteran nickte – sein Kopf glich einem Beil, das in Holz schlägt – und bewegte die Lippen. Der junge Offizier sah auf und starrte sie direkt an, aus einer Entfernung von nicht mehr als achtzehn Metern.
    Er konnte Helen in der Dunkelheit nicht sehen; sie hingegen sah ihn deutlich. Sein hageres Gesicht hatte nichts Weiches, Kindliches an sich; nichts Knabenhaftes war an dem drahtigen Körper. Sie sah, wie er die Kiefer zusammenbiss; ein dunkler Schimmer schien in seine Augen zu treten. Sie wusste, das war das Gesicht eines jungen Fanatikers, der soeben eine unwiderrufliche Entscheidung getroffen hatte. So unbarmherzig und erbarmungslos, wie nur die Jugend sein kann. In diesem Moment begriff Helen, was er vorhatte.
    Das da war das Gesicht eines Killers, nicht das eines Entführers.
     
    Und so zeigte sich letztlich, dass Helen auch von ihrer Mutter abstammte. Helen Zilwicki lebte erneut auf, wiedergeboren in der nach ihr benannten Tochter. Während das Mädchen den Suchtrupp weiterhin musterte, vergeudete es keinen Gedanken an seinen eigenen sicheren Tod. Dass die Feinde sie schnappen und töten würden, bezweifelte Helen keine Sekunde lang. Doch vielleicht würden sich die Ungeheuer mit ihr zufrieden geben, wenn es ihr gelang, sie fortzulocken, bevor sie ihnen in die Hände fiel. Vielleicht würden sie dann nicht weiter in der Dunkelheit suchen und ihre Kinder, die sie eben erst gefunden hatte, verschonen.
     
    Victor
     
    »Wir sind fast da«, sagte Bürger Sergeant Fallon. »Sie kann nicht weiter weg sein als ein paar hundert Meter. Genau wie ihre unbekannten Begleiter. Jugendliche, würde ich sagen, jedenfalls diesen Werten hier zufolge. Vermutlich ein Junge und ein Mädchen, in ihrem Alter oder jünger.«
    Victor hob den Kopf und starrte auf die breite, hohe Öffnung vor ihnen. Der Raum, in dem sie sich befanden, war ein halb zusammengestürztes altes Gewölbe von beachtlicher Größe. Die Laternen leuchteten es gut aus, der alte Korridor vor ihnen jedoch lag noch immer im Dunkeln.
    Victor zögerte nur kurz. Er biss die Kiefer zusammen, während er mit der Entscheidung rang.
    Hier. Jetzt.
    Victor wog das Schrapnellgewehr in den Händen. Abgesehen von einem der Schwätzer war Victor der einzige im Trupp mit einer solchen Waffe. Alle anderen waren mit Pulsergewehren bewaffnet. So beiläufig wie möglich blickte er über die

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