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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Rettung dargelegt hatte. Aber nun das konkrete Ergebnis dieses Einflusses vor sich zu sehen war eine ganz andere Sache.
    Wie macht sie das nur? , fragte er sich. Sie stammt noch nicht einmal aus der Liga, geschweige denn von einer der Protektoratswelten. Um Himmels willen, die Frau ist eine fremdweltlerische Aristokratin.
    Cathy begann zu sprechen … und Anton begriff allmählich. Langsam und widerwillig natürlich – nur nicht der Teil von ihm, der mit zunehmendem Entsetzen erkannte, dass seine lächerliche Verliebtheit nicht schwinden würde.
    Teilweise empfand er wohl so für sie, weil sie eine manticoranische Aristokratin war. Und während das Sternenkönigreich bei der großen Bevölkerung der Solaren Liga im Ruf stand, arrogant und snobistisch zu sein, sagte man ihm zugleich nach (zumindest bis zu einem gewissen Punkt), dass es den Standards entspreche, die es an andere anlegte – sehr im Gegensatz zu den Verhältnissen in der Liga. Sollten die oberen Schichten der Sollies und die wohlhabenden Mittelklassen der Kernwelten doch über Demokratie und Gleichheit schwafeln und über den »reaktionären Semifeudalismus« spötteln, so viel sie wollten. Es waren nur Lippenbekenntnisse. Die Immigranten, die sich hier im Amphitheater zusammendrängten, kannten die Wahrheit.
    Auf den weit entfernten Protektoratswelten, von denen sie stammten – oder besser: geflohen waren – war die eiserne Faust der Solarier vom Samthandschuh entblößt. Die Protektoratswelten wurden vom gewaltigen bürokratischen Apparat der Liga verwaltet, deren institutionelle Gleichgültigkeit einher ging mit ausgedehnten, habsüchtigen Wirtschaftsinteressen. Obwohl man keine dieser Protektoratswelten als Höllenloch bezeichnen konnte, dem modernen Äquivalent zu König Leopolds Kongo-Kolonie, besaßen sie doch eine große Ähnlichkeit mit dem, was man einst »Bananenrepublik« und »Werksstädte« genannt hatte. ›Neokolonialismus‹ hatten viele der vorherigen Redner die Zustände genannt, und selbst Anton hatte nichts einzuwenden gegen diese Umschreibung.
    Im Sternenkönigreich gab es Derartiges nicht. Das konnte Anton – als gryphonischer Highlander – bestätigen. Der Konflikt zwischen den gryphonischen Freisassen und dem Adel Gryphons war das extremste Beispiel für offenen Klassenkampf, mit dem Manticore aufzuwarten hatte. Im Vergleich mit dem, was die Immigranten erlebt hatten, verblasste dieser Konflikt zu einer Lappalie.
    Während Cathy ihre Rede entfaltete, wurde Anton klar, warum er sich so sehr zu ihr hingezogen fühlte: Wegen ihrer ganzen Art. Anton hatte eine viel theatralischere Rede erwartet, Reden, wie Cathys Vorredner sie gehalten hatten; sie hatten abgedroschene Slogans und Phrasen gebrüllt, die, trotz aller aufwieglerischen Terminologie, so platt und inhaltsleer gewesen waren wie die Reden jedes anderen Politikers auch. Von Cathy erhielt er stattdessen eine ruhige, einfallsreiche Präsentation der Überlegungen, die hinter der Gensklaverei standen, und der Art, auf der sie jedwede Chance auf menschliche Freiheit unterminierte. Sie sprach mit ihrer heiseren, durchdringenden Altstimme – ohne, wie er amüsiert feststellte, ihrer Vorliebe für Kraftausdrücke zu frönen, mit denen sie sonst ihre ungezwungenen Unterhaltungen würzte; Cathy griff die von den Mesanern und deren Verteidigern vorgetragenen Argumente auf und begann damit, sie sorgfältig zu zerpflücken.
    Obwohl sie sich selbst aus moralischen Gründen für die Sache engagierte, appellierte Cathy nicht an die Moral ihrer Zuhörer. Vielmehr analysierte sie das Gedankengebäude hinter der Sklaverei (vor allem jene Form, die mit der genetischen Differenzierung verbunden war). Dabei ging sie mit der Kaltblütigkeit eines der Realpolitik verschriebenen machiavellistischen Politikers zu Werke. Sie spickte ihre Rede mit vielen Beispielen aus der Menschheitsgeschichte, von denen viele bis in die alte Ära zurückreichten, als der Planet, auf dem sie nun stand, noch der einzige Lebensraum für die menschliche Spezies gewesen war. Ab und an zitierte sie legendäre Denker wie Douglass und Lincoln, anhand deren Worte sie aufzeigte, dass der Gedanke der genetischen Sklaverei nichts Neues war.
    Zwei Aspekte an ihrer Rede beeindruckten Anton am meisten. Der Erste bestand darin, dass Cathy (wie viele Verbannte vor ihr) die jahrelange Isolation offenbar dazu genutzt hatte, sich fundiert und erschöpfend mit der Materie vertraut zu machen. Anton war sich vage bewusst, das sogar

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