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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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entgegnete Flanagan, dann schnitt er eine Grimasse. »Ach, zum Teufel, Granatenkopf, du weißt so gut wie ich, dass Santino der mit Abstand schlimmste Offizier an Bord ist. Komm schon, gib’s zu. Es bereitet dir doch Kopfzerbrechen, wie er die Kakerlaken behandelt, stimmt’s?«
    »Nun, ja«, gestand Shelton ein. »Auf der einen Seite sehe ich junge Leute wie Harrington, mit all den viel versprechenden Eigenschaften – die sie alle haben, wirklich, aber besonders Harrington –, und auf der anderen sehe ich Santino, der sich die größte Mühe gibt, alles Positive aus ihnen auszubrennen. Ich meine, sie hart anzufassen ist eine Sache. Aber er schikaniert sie aus reiner Gehässigkeit vierundzwanzig Stunden am Tag, und du weißt, sie können sich nicht im Geringsten dagegen wehren.«
    »Das kannst du laut sagen«, meinte Flanagan. »Nicht nur, dass er die Befehlskette auf seiner Seite hat, nein, die Kakerlaken wissen auch verdammt genau: Wenn sie einmal nicht brav genug zu ihm sind, kann er ihre Laufbahn jederzeit nach Belieben die Toilette hinunterspülen.«
    »Mag sein. Aber ich weiß nicht, Ian, wie lange Harrington sich das noch gefallen lässt.« Shelton schüttelte nüchtern den Kopf. »Ich hatte meine Zweifel, als sie hier mit ihrer Baumkatze erschien. Es war das erste Mal, dass ich so ein Tier an Bord eines Schiffes gesehen hatte. Ich dachte zum einen, das würde zumindest im Kakerlakennest zu Reibereien führen, und zum anderen, dass Harrington vielleicht völlig von sich eingenommen wäre, weil sie so ein Tier besitzt. Aber ich habe mich in beiden Punkten geirrt. Und das Mädchen hat’s zudem in sich. Sie wird mal ein guter Offizier … wenn Santino sie lässt. Sie hat Temperament, auch wenn sie das noch so sehr verbergen will, und Santino geht ihr gründlich gegen den Strich. Früher oder später verliert sie wegen ihm die Beherrschung, und wenn das passiert …«
    Die beiden Unteroffiziere sahen einander über den Tisch hinweg an, und keinem von beiden war noch nach Lächeln zumute.
     
    »Sagen Sie mal, Ms. Harrington«, sagte Elvis Santino, »kann es sein, dass Sie das unter Aufbietung aller Fantasie tatsächlich für eine fachmännisch ausgeführte Arbeit halten?«
    Der Lieutenant stand im Waffenschacht von Graser Drei, der zweiten Energielafette in der Backbordbreitseite der War Maiden . Wie die Vorschrift es verlangte, trugen Honor und er Raumanzüge, denn der Schacht besaß keine echte Luftschleuse, sondern nur eine einzelne Luke. Sobald das Schiff klar zum Gefecht machte, öffnete sich der Schacht, wurde das Emittersystem nach außenbords gerichtet, und der Schlittenmechanismus fuhr das Energiegeschütz aus, bis der Emitterkopf aus dem Rumpf guckte und gefahrlos seine Gravitationslinsen abbauen konnte. Honor hatte sich von je insgeheim darüber amüsiert, dass moderne Energiewaffen ›ausgerannt‹ wurden wie die Vorderladerkanonen der Ozeanflotten Alterdes, doch momentan war alles, was sie empfand, ein dumpfer, brodelnder Groll für ihren Ausbilder.
    Santino hatte seine Lieblingshaltung eingenommen: Breitbeinig stand er da, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Jetzt braucht er nur noch eine helle Sonne, in die er hineinblinzeln kann, dann sieht er aus wie ein stattlicher HD-Star , dachte Honor verächtlich und fragte sich erneut, ob Santino überhaupt bewusst war, wie sein Posieren auf die Männer und Frauen unter seinem Kommando wirkte. Augenblicklich hatte diese Frage durchaus ihre Berechtigung, denn sechs der besagten Männer und Frauen – einschließlich Senior Chief Petty Officer Shelton – standen hinter Honor und sahen schweigend zu.
    »Jawohl, Sir, das glaube ich«, zwang sie sich in gleichmäßigem Ton zu sagen.
    Santino verzog die Lippen und entblößte die Zähne. »Dann kann ich Ihr Urteilsvermögen nur als fragwürdig bezeichnen, Ms. Harrington«, entgegnete er. »Ich sehe sogar von hier aus, dass an Schlitten Eins noch immer die Wartungsklappe offen steht!«
    »Jawohl, Sir, das stimmt«, pflichtete Honor ihm bei. »Wir haben sie geöffnet, weil …«
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie um Ausreden gebeten zu haben, Ms. Harrington!«, bellte er. »Ist die Wartungsklappe noch offen oder nicht?«
    Honor biss die Zähne zusammen und dachte bei sich, wie gut es doch sei, dass Nimitz nicht anwesend war. Sie hatte für den ‘Kater keinen Raumanzug. Deshalb durfte er diese Abteilung nicht betreten … und konnte nun auch nicht mit gesträubtem Fell und Fauchen auf Santinos Verhalten

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