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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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plötzlich feststellen musste, dass sein ausersehenes Opfer nicht im Mindesten überrascht war.
     
    »Sind gleich auf einhunderttausend Kilometer Abstand, Sir!«
    »Steuermanöver ausführen, Mr. Saunders!«, bellte Thomas Bachfisch.
    »Aye, aye, Sir!«
    Die War Maiden gehorchte dem Ruder augenblicklich, drehte sich scharf nach rechts und rollte auf die linke Seite. Nun wandte sie dem Raider die Steuerbordbreitseite zu, und mit hämmerndem Puls und trockenem Mund beugte Honor sich vor, als die Icons auf dem Plot vor ihr aufleuchteten. Fast schien es, als sei es der Raider, der plötzlich Kurs und Position gewechselt habe, während der blinkende, bernsteinfarbene Kreis der Zielerfassung sich ausdehnte, um seine blutrote Perle zu verschlingen.
    »Bereit halten, Ms. Harrington!«
    »Ave, bin bereit, Sir.«
    Der bernsteinfarbene Kreis erreichte die glühende Perle, die den Feind symbolisierte, und wurde augenblicklich scharlachrot. Honors Hand schwebte über der Feuertaste.
    » Feuer! «
     
    Beide Schiffe feuerten im selben Augenblick über eine Distanz von knapp einer Drittel Lichtminute.
    Auf so kurze Entfernung durchdrangen ihre Graser und Laser mühelos auch den stärksten Seitenschild, den ein Kreuzer erzeugen konnte, und Alarmsirenen schrillten, als tödliche, gebündelte Energie gewaltige Wunden in Panzer und Rumpf schlug. Auf beiden Seiten war die Überraschung perfekt. Commodore Dunecki war es rundum gelungen, Captain Bachfisch vorzugaukeln, die Annika sei völlig unvorbereitet; doch trotz seiner Diskussion mit Commander Bajkusa hatte Dunecki nie auch nur eine Sekunde lang ernstlich erwogen, die War Maiden könnte etwas anderes sein als ein silesianisches Kriegsschiff. Völlig unerwartet sah er sich plötzlich einem manticoranischen Schweren Kreuzer gegenüber, von Angesicht zu Angesicht. In punkto Ausbildung und Effizienz war die straff geschulte Crew der War Maiden jeder Besatzung der Silesianischen Navy haushoch überlegen. Ihre erste Breitseite feuerten sie zwei volle Sekunden früher ab, als Dunecki vermutet hätte. Schlimmer noch, die Armierung silesianischer Schiffe war in der Regel raketenlastig für Langstreckengefechte optimiert und mit nur relativ leichten Energiebatterien bestückt; die schiere Wucht der ersten Breitseite, die sein Schiff zerpflügte, kam völlig unerwartet.
    Doch obgleich die Breitseite der War Maiden Dunecki gänzlich unvorbereitet traf, änderte das nichts daran, dass das manticoranische Schiff kleiner und leichter bewaffnet war. Darüber hinaus hatte Captain Bachfisch sich einige Augenblicke Handlungsspielraum ausgerechnet, hielt er doch die Annika für ein typisches Piratenschiff; er hatte geglaubt, ›Captain Denby‹ müsste erst verdauen, dass der ›Frachter‹, den er beschlich, sich plötzlich von einer Hauskatze in einen Hexapuma verwandelte. Doch der erhoffte Handlungsspielraum blieb Bachfisch verwehrt. Es war, als duellierten sich zwei Gegner auf zehn Schritt Entfernung mit Maschinenpistolen, und beide Schiffe schwankten, als die tödliche Energieflut sie ausweidete.
     
    Honor Harringtons Universum fiel dem Wahnsinn anheim.
    Während der langen Aufschließphase hatte sie ihre wachsende Anspannung und die Trockenheit ihres Mundes gespürt, und ihr war, als bebe jeder einzelne Nerv in ihr, tanze in ihrem Fleisch wie ein blanke Harfensaite, an der ein eisiger Wind zupfte. Sie empfand größere Furcht als jemals zuvor, und das nicht nur um sich selbst. Während der langen Wochen ihres Einsatzes an Bord der War Maiden hatte sie Freundschaften geschlossen, und diese Freunde schwebten nun ebenso sehr in Lebensgefahr wie sie selbst. Und dann war da noch Nimitz, allein in seinem Lebenserhaltungsmodul unten im Kakerlakennest. Ihr Verstand schreckte von der Vorstellung zurück, was mit ihm geschähe, wenn sein Modul im Gefecht beschädigt würde … oder falls sie selbst ums Leben kam. ‘Katzen, die einen Menschen adoptiert hatten, begingen fast ausnahmslos Selbstmord, wenn ihre Person starb. Dessen war sie sich bereits bewusst gewesen, bevor sie sich nach Saganami Island meldete, und fast hätte der Gedanke sie bewegt, ihren Traum von der Flottenkarriere aufzugeben. Denn wenn sie sich in Gefahr begab, riskierte sie auch Nimitz’ Leben, und nur seiner entschiedenen Hartnäckigkeit war es zu verdanken, dass sie den Traum weiterverfolgte, der sie an die Akademie geführt hatte. Nun aber waren sie beide von der Realität dessen eingeholt, was sie bislang nur rein intellektuell

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