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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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beschäftigt hatte, und eine düstere, schreckliche Furcht – nicht vor dem Tod oder vor Verwundung, sondern vor Verlust – lastete wie ein kalter Eisenklumpen in ihrem Innersten.
    Ganz plötzlich hatte diese Furcht sie durchwogt, auf dem Kamm einer Welle der Erkenntnis, bei der Honor begriff, dass sie sterblich war. Im blutigen Gemetzel des Gefechts konnte sie ebenso rasch das Leben verlieren wie jedes andere Besatzungsmitglied der War Maiden . Trotz ihrer Ausbildung, all ihrer Studien und ihres lebenslangen Interesses für Militärgeschichte im Allgemeinen und Flottengeschichte im Besonderen war ihr das niemals so bewusst geworden wie in diesem Augenblick. In den zäh dahinfließenden Stunden, während deren sich der Gegner an die War Maiden annäherte, hatte sie sich zu wappnen versucht und immer wieder überlegt, wie sie wohl reagierte, wenn sie erkannte, dass sie sich diesmal nicht im Simulationsraum befand. Was empfände sie, wenn sich hinter dem Icon auf ihrem Plot plötzlich echte Menschen verbargen? Menschen, die ihr Möglichstes taten, Honors Schiff – und Honor selbst – zu vernichten, mit echten Waffen; Menschen, die Honor im Gegenzug ebenfalls zu töten versuchte. Sie hatte sich dazu gezwungen, dieser Tatsache ins Auge zu sehen und trotz ihrer Furcht zu akzeptieren, in dem Glauben, nein – der Hoffnung –, sie sei bereit für das, was auch immer geschähe.
    Sie hatte sich geirrt.
    HMS War Maiden taumelte wie eine Galeone im Sturm, als die Transferenergie des Beschusses von PSN Annika sie durchrüttelte. Der große Freibeuter war mit weniger Raketen und weit mehr Energiewaffen ausgestattet als seine Gegenstücke in der Silesianischen Navy, und seine Graser durchschlugen den Seitenschild der War Maiden wie ein feuriger Vorschlaghammer, den der Satan persönlich schwang. Die Seitenschildgeneratoren gaben ihr Bestes, um diesen Hurrikan aus Energie abzulenken, aber vier der schweren Strahlen durchschnitten den Kreuzer mit dämonischer Wut. Graser Zwo, Raketenwerfer Zwo und Vier, Gravitationssensor Zwo, Radar Zwo und Lidar Drei, Raketenwerfer Acht und Magazin Vier, Beiboothangar Eins und Lebenserhaltung Zwo … ganze Gruppen von Abteilungen und Waffenschächten wurden zerfetzt, leuchteten blutrot auf der Schadenskonsole auf, als das feindliche Feuer sich zermalmend seinen Weg ins Herz der War Maiden bahnte. Hektische Schadensmeldungen brachen über Honor herein wie eine sphinxianische Springflut, während das Schiff ruckte und bebte. Schadensalarmsirenen fielen jaulend und schreiend in die Kakophonie ein, die durch die Abteilungen des Schweren Kreuzers wütete. Wolken aus Atemluft und Wasserdampf brachen aus den klaffenden Wunden, die so unvermittelt in seine gepanzerte Haut gerissen worden waren.
    »Schwere Verluste in Werfer Zwo!«, bellte Senior Chief Del Conte, während nach wie vor Sekundärexplosionen durch den Rumpf donnerten. »Graser Sechs meldet Verlust der Feuerleitung, und Magazin Vier ohne Druck! Wir …«
    Er sollte seinen Bericht nicht beenden. Eine furchtbare Explosion zerfetzte das Brückenschott, und Honor wurde zurückgeworfen. Die Druckwelle packte den Senior Chief und riss ihn mit der Beiläufigkeit eines grausamen Kindes vor Honors Augen in Stücke. Blut und Gewebefetzen, die eben noch ein menschliches Wesen ausgemacht hatten, schienen überall zu sein, und in einem kleinen, stillen Winkel ihres Verstands erkannte sie, dass ihr das nur deshalb so vorkam, weil sie tatsächlich überall waren. Fast augenblicklich tötete die Explosion mindestens fünf Leute, entweder durch den Druck oder die tödlichen Splitter zerborstener Schottwände, und Honor schwankte in ihrem gepolsterten, gepanzerten Sessel zurück, als die Welle der Zerstörung durch die Brücke der War Maiden fegte … direkt auf den Kommandosessel inmitten der Brücke zu.
    Bevor die Druckwelle Captain Bachfisch traf, blieb ihm gerade noch genug Zeit, sich instinktiv vorzubeugen und schützend den Arm vors Gesicht zu halten. Die Welle traf ihn von schräg hinten in die rechte Flanke, und nur diesem Umstand verdankte er es, dass er überlebte. Denn als Bachfisch den Arm hob, riss er durch den Schwung zugleich den Sessel nach links, sodass der Hauptdruck über die gepanzerte Rückenlehne hinwegfegte. Doch selbst das schützte ihn nicht ganz. Die Gewalt der Explosion erfasste ihn und wirbelte ihn gegen das gegenüberliegende Schott. Ohne einen Laut von sich zu geben, prallte er mit der Schlaffheit eines Bewusstlosen davon ab

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