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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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an den eigenen Verstand klammerte, gehorchte augenblicklich dem scharfen Befehlston.
    »Rolle neunzig Grad nach backbord, aye!«, bellte er, und HMS War Maiden drehte sich verzweifelt herum, riss die zerstörte Steuerbordbreitseite fort von dem grausamen Feindfeuer.
    Während das Schiff herumrollte, veränderte sich etwas in Honor Harrington: Ihre Panik verschwand. Die Furcht blieb, doch war sie plötzlich etwas Fernes, Unbedeutendes – etwas, von dem sie nicht mehr berührt oder beeinflusst wurde. Sie sah dem Tod direkt ins Gesicht, nicht nur ihrem Ende, sondern dem des Schiffes und jeder einzelnen Seele an Bord, und sie zweifelte nicht, dass er sie alle holen wollte. Trotzdem war ihre Furcht in etwas gänzlich anderes umgeschlagen: in eine kühle Zielstrebigkeit, die sie mit jeder Faser ihres Seins verfolgte. Honors Mandelaugen starrten dem Tod in die leeren Augenhöhlen, und ihre Seele bleckte die Zähne und knurrte herausfordernd.
    »Backbordbreitseite bereit machen für Beschießungsplan Delta Sieben«, befahl das Sopranrapier, und hektische Bestätigungen erreichten Honor von der unbeschädigten Breitseite, während der Beschuss der Annika harmlos gegen den undurchdringlichen Bauch des Impellerkeils der War Maiden hämmerte.
    Honors Verstand überschlug sich in kalter, eisiger Präzision. Zuerst riet ihr Instinkt ihr zum Abbruch des Gefechts, denn sie wusste sehr gut, wie furchtbar ihr Schiff beschädigt war. Als wäre das nicht genug, war ihr inzwischen klar geworden, wie viel stärker ihr Gegner war – und dass er eine weit bessere Besatzung hatte, als jemand an Bord der War Maiden für möglich gehalten hätte. Gerade diese beiden Faktoren machten jedoch eine Flucht unmöglich. Der Geschwindigkeitsunterschied zwischen beiden Schiffen betrug weniger als sechshundert Kilometer pro Sekunde, und da der Heckimpellerring der War Maiden halb ausgefallen war, würde sie ihrem unbeeinträchtigten Feind niemals davonlaufen können. Selbst mit unbeschädigtem Antrieb hätte sich der Versuch, sich vom Feind loszureißen, zweifellos als selbstmörderisch erwiesen, denn bei dem Manöver musste man die hintere Öffnung des Impellerkeils zwangsläufig dem feindlichen Beschuss aussetzen.
    Nein, dachte sie kalt. Flucht stand nicht zur Debatte, und ihre behandschuhten Finger rasten über die Taktikkonsole und gaben neue Befehle ein. Sie versuchte, die letzte Überlebenschance für das Schiff – ihr Schiff – zu nutzen.
    »Ruder, bereit halten für Kurswechsel, Eins Drei Fünf Grad nach Steuerbord, Nase vierzig Grad senken und auf mein Kommando nach Steuerbord rollen!«
    »Ave, aye, Ma’am!«
    »An alle Geschützbedienungen«, fuhr sie mit der Stimme fort, die sie selbst jetzt nicht so recht wiedererkannte, und verströmte dabei eine Zuversicht, die wie ein Zauberstab jede aufsteigende Panik beruhigte, »bereit halten, Angriff wie programmiert durchzuführen. Übertrage jetzt manuelle Feuerlösung.«
    Sie drückte einen Knopf, und die Zielsuchparameter, die sie in die Hauptcomputer gespeist hatte, wurden blitzschnell in die sekundären Geschützcomputer ihrer wartenden Bedienungsmannschaften übertragen. Falls die Verbindung zu ihnen durch weitere Schäden abgeschnitten würde, wüssten die Leute wenigstens, was Honor von ihnen wollte.
    Dann war es vollbracht. Sie lehnte sich im Kommandosessel zurück und blickte auf das Icon des Feindes, der scharf beidrehte, um der War Maiden den Weg abzuschneiden. Die Entfernung war mittlerweile auf 52.000 Kilometer gesunken und verminderte sich weiterhin stetig um 506 Kilometer pro Sekunde. Honor wartete angespannt, während das blutrote Icon des Gegners sich ihrem Schiff näherte.
     
    Commodore Anders Dunecki stieß einen vulgären Fluch aus, als der andere Kreuzer sich auf die Seite rollte. Er hatte dieses Schiff beschädigt – schwer beschädigt –, das wusste er. Aber es hatte ihn schlimmer getroffen, als er je einkalkuliert hätte. Du bist nachlässig geworden , hörte er seine eigene boshaft-ruhige Stimme im Kopf. Er hatte zu lange gegen die Konföderation gekämpft, er war unvorsichtig geworden und zu sehr daran gewöhnt, ihnen auf der Nase herumtanzen zu können. Aber bei diesem Gegner hier handelte es sich um kein Schiff der Silesianischen Navy, und wieder stieß Dunecki einen Fluch aus, der noch vulgärer ausfiel, denn er begriff, womit er es in Wirklichkeit zu tun hatte.
    Ein Manty. Er hatte ein manticoranisches Kriegsschiff angegriffen und somit den unverzeihlichen

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