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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und schlug auf der Decksohle auf.
    Er war längst nicht der einzige Verletzte auf der Brücke. Die gleiche Explosion, die ihn aus dem Sessel gerissen hatte, jagte einen meterlangen Splitter aus Panzerstahl durch die Signalsektion. Mit der Präzision eines Scharfrichters enthauptete er Lieutenant Sauchuk, dann raste er weiter und grub sich wie eine Axt in Lieutenant Saunders’ Brust. Honors Verstand versuchte, sich in eine sichere Höhle zurückzuziehen, während Chaos, Verwirrung und Entsetzen sie umhüllte. Keine Simulation und keine Vorlesung hätte sie darauf je vorbereiten können. Sie hörte das pfeifende Rauschen von Luft, die durch die Risse im Schott entwich und sogar das Geschrei und Gestöhne der Verwundeten übertönte, und ihr Instinkt brüllte ihr zu, sie solle den Verletzten und Bewusstlosen auf der Brücke schleunig helfen, die Helme rechtzeitig aufzusetzen. Dennoch tat sie es nicht. Die Reaktionen, die ihr die Ausbilder auf Saganami Island vier lange T-Jahre gnadenlos eingehämmert hatten, gewannen sogar die Oberhand über ihr Entsetzen und den Drang zu helfen. Mit einem Ruck setzte sie sich den Helm auf, den Blick aber nahm sie keine Sekunde von der Konsole vor ihr. Sie wagte nicht, ihre Station zu verlassen, auch nicht, um dem Captain zu helfen; erst musste sie sicher sein, dass das Kommando von der zerfetzten Brücke auf Lieutenant Commander Hirake im Hilfskontrollraum übergegangen war.
    Die Energiegeschütze der War Maiden schlugen wieder zu, mit einer zweiten Breitseite, und auch der Raider feuerte wieder. Noch mehr Tod und Zerstörung bahnten sich den Weg durch den Rumpf, zerreißend und verglühend, und der Schwere Kreuzer erbebte, als ein Treffer genau seinen Heck-Impellerring durchschlug. Die Hälfte der Beta-Emitter und zwei Alpha-Emitter fielen sofort aus, und erneut schrillten Alarmsirenen, während ein Fünftel der Besatzung der War Maiden das Leben verlor. Lieutenant Commander LaVacher zählte zu den Gefallenen, und gleichzeitig zerschmetterte ein weiterer Treffer den Technischen Leitstand, tötete ein Dutzend Gasten und Unteroffiziere und verwundete Lieutenant Tergesen schwer.
    Die Graser der War Maiden versengten weiterhin ihren größeren, stärkeren – und weit jüngeren – Gegner, und Honor spürte einen neuen Stich des Entsetzens, als sie erkannte, dass die Geschütze noch immer den Beschießungsplan ausführten, die sie unter Captain Bachfischs Befehl aktiviert hatte. Der Hilfskontrollraum hätte diesen Plan eigentlich unverzüglich aufheben und das Kommando übernehmen müssen … doch das war nicht geschehen.
    Sie drehte den Kopf. Durch die Rauchschwaden, die von dem heulend abziehenden Sturm aus Atemluft durch das zerborstene Schott gesogen wurden, spähte sie zu den Überresten von Senior Chief Del Contes Station hinüber; das Herz stockte ihr in der Brust, als sie den Hilfskontrollraum in der schematischen Darstellung auf dem Plot erblickte. Die Abteilung an sich schien unbeschädigt zu sein, doch blinkte um sie herum der gezackte rotweiße Ring, der für Totalausfall der Kommunikationssysteme stand: Der Hilfskontrollraum war von der Brücke abgeschnitten und besaß überdies auch keinen Zugriff mehr auf die Schiffscomputer.
    In der Zeit, die man benötigt, um drei Atemzüge zu machen, war die War Maiden schwer verstümmelt und das taktische Kommando abgewälzt worden – auf die Schultern einer zwanzigjährigen Midshipwoman, die gerade ihre Raumkadettenfahrt absolvierte.
    Die Brücke wirkte wie der Vorhof zur Hölle. Die Hälfte der Kommandostationen waren zerstört oder zumindest vom Netz getrennt, ein Viertel der Brückencrew war tot oder verwundet, und wenigstens drei Männer und Frauen, die an ihren Stationen hätten sitzen sollen, krochen verzweifelt durch die Trümmer und schlossen hektisch die Helm- und Anzugverschlüsse ihrer bewusstlosen Kameraden. Honor spürte die Wunden des Schiffes, als wären es ihre eigenen, und in diesem Moment wollte sie nichts lieber, als dass jemand – irgendjemand – ihr sagte, was sie tun solle.
    Aber es war niemand anders da. Sie war alles, was die War Maiden hatte, und ruckartig richtete sie die Augen wieder auf ihren eigenen Plot und atmete tief durch.
    »Ruder, neunzig Grad nach backbord rollen!«
    Keiner auf der verwundeten, halb zerstörten Brücke – am wenigsten wohl Honor selbst – erkannte den kühlen, scharfen Sopran wieder, der das Chaos deutlich durchschnitt, aber der Rudergänger, der sich wie mit den Fingernägeln

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