Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Titel: Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
öffentliche Meinung angeekelt vor den Beschuldigern zurückzuckt. Die Anschuldigung basiert nicht auf einer offenen Anklage, sondern auf einem Messerstich in den Rücken. Deshalb kann man ihr weder mit vernünftigen Argumenten noch mit einem Unschuldsbeweis begegnen, ganz gleich, wie aufrichtig und wie überzeugend man sich verteidigt. Selbst wenn mein Mann und Sie eine Affäre hätten, was ich keine Sekunde lang glaube, sollte das noch immer Ihre Angelegenheit sein, und vielleicht meine, aber sie ginge niemand anderen etwas an. Und obwohl fast das gesamte Sternenkönigreich dieser Feststellung grundsätzlich zustimmen würde, ist sie als Verteidigung mittlerweile völlig nutzlos. Das ist Ihnen klar, richtig?«
    »Jawohl.« Honor nickte wieder und streichelte Nimitz den seidigen Pelz.
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Verteidigung gibt«, sagte Emily offen. »Einen Gegenbeweis anzutreten ist immer schwierig. Und je mehr Sie beide oder Ihre Vertreter die Lügen abstreiten, die verbreitet werden, desto mehr bestärken Sie einen bestimmten Teil der Wählerschaft darin, sie für wahr zu halten. Zudem setzen die regierungstreuen Zeitungen und Kommentatoren allmählich voraus, dass Sie schuldig sind im Sinne der Anklage. Schon sehr bald wird man überhaupt keine Beweise mehr anführen, sondern schlichtweg in allem, was geschrieben oder gesagt wird, von der Erwiesenheit der Tatsache ausgehen. Der Makel bleibt dann an Ihnen haften, ganz gleich, wie Sie sich verhalten.«
    Honor spürte, wie ihre Schultern wieder absackten, während Emily gleichmütig aussprach, was sie selbst bereits begriffen hatte.
    »Der verdammendste Punkt ihrer ›Anklageschrift‹ – den ich persönlich als am kränkendsten empfinde – ist die Behauptung, Hamish hätte mich mit Ihnen betrogen «, fuhr Emily fort, und obwohl ihre Stimme so gleichmütig und nachdenklich klang wie zuvor, konnte sie ihren sengenden Zorn nicht mehr verbergen. Honor verstand diesen Zorn nur zu gut, denn Emily wusste, dass man sie zynisch als Waffe gegen alles benutzte, woran sie glaubte und wofür sie stand.
    »Wenn diese Leute mich in ihre Schliche und Machenschaften hineinziehen«, sagte Emily Alexander, »dann sind sie es selber Schuld, wenn ich darauf reagiere. Mir ist klar, dass weder Sie noch Hamish mich gebeten haben, mich einzuschalten. Ich begreife sogar den Grund.«
    Sie blickte Honor einen Moment lang sehr eindringlich in die Augen, und Honor spürte, wie in der Gräfin Wut und Mitleid verschmolzen.
    »Bis zu einem bestimmten Punkt, Honor, war ich gewillt, Ihren Wunsch zu respektieren und mich aus dem Streit herauszuhalten. Zum Teil wollte ich das auch deswegen, weil ich mich davor gefürchtet habe, mich einzumischen, das muss ich leider zugeben. Nein, ›gefürchtet‹ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Eher meine ich, dass ich zu müde war. Im vergangenen Jahr ist es mir gesundheitlich nicht besonders gut gegangen, und zweifellos versucht Hamish auch deswegen, mich so weit wie möglich aus der Sache herauszuhalten. Und meine Krankheit erklärt auch, weshalb ich mich innerlich jedes Mal zusammengekrümmt habe, wenn darüber nachdachte, mich in die Sache einzuschalten. Es mag auch … andere Gründe gegeben haben.«
    Erneut trafen sich ihre Blicke, und Honor spürte das Gewicht der komplexen Emotionen, die zwischen ihnen standen.
    »Doch von meiner Seite war es Feigheit«, fuhr Lady Emily ruhig fort. »Eine Vernachlässigung meiner Pflicht, mich jedem zu stellen, der mein Leben zerstören will, und ihn zu bekämpfen. Und ganz besonders meiner Pflicht, moralische Zwerge mit der Ethik von Gossenratten daran zu hindern, die politische Landschaft des Sternenkönigreichs zu notzüchtigen.«
    Sie biss die Zähne zusammen, und diesmal schmeckte Honor in ihren Emotionen noch etwas anderes: zehrende Selbstverdammung. Wut auf sich selbst, weil sie ihre Pflichten vernachlässigt hatte. Und nicht nur aus Müdigkeit oder Krankheit – nicht einmal wegen Hamishs Wunsch, sie zu schützen. Diese Frau hatte in den Spiegel geblickt und ihre Verletzung und Scham erkannt, ihre absolut natürliche Wut auf die jüngere Frau, deren Namen in der Öffentlichkeit mit dem Namen ihres Mannes verbunden war. Sie hatte sich diesen Dingen gestellt und sie überwunden, doch sie konnte sich nicht so recht vergeben, dass sie dazu so lange gebraucht hatte.
    »Ich habe Hamish gebeten, Sie hierher einzuladen«, sagte Lady Emily Alexander mit festem Blick, »um Ihnen eines zu sagen: Ganz

Weitere Kostenlose Bücher