Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
besann sich offensichtlich eines anderen.
»Wie ich sehe, gibt es noch mehr, worüber wir reden müssen«, stellte sie vielmehr fest, während sie Samantha neugierig musterte. »Doch das sollten wir wohl lieber hinten anstellen. Hamish, ich glaube, Ihre Hoheit und ich sollten uns ein wenig kennen lernen. Beschäftige dich doch bitte irgendwie anders.«
Ein launiges Lächeln nahm der Aufforderung die potenzielle Spitze, und Honor erwiderte es zur eigenen Überraschung. Honors Lächeln war zerbrechlich und müde, aber aufrichtig, und White Haven gluckste sogar.
»Mach ich«, stimmte er zu. »Aber ich habe Nico schon gebeten, die Köchin ein Abendessen vorbereiten zu lassen, also lasst euch nicht allzu viel Zeit.«
»Wenn es zu lange dauert, wäre es nicht das erste Mal, dass unter diesem Dach ein Abendessen kalt wird«, entgegnete seine Frau heiter. »Nun geh.«
Er verbeugte sich lachend vor den beiden Frauen, und dann waren sie plötzlich allein.
»Bitte, Hoheit«, sagte Lady Emily, »setzen Sie sich doch.«
Erneut winkte sie mit ihrem beweglichen Arm und wies auf eine Bank aus Naturstein mit einem dicken, gewobenen Sitzkissen. Die Bank war in eine Feldsteinmauer neben dem sprudelnden Springbrunnen eingelassen. Die herabhängenden Äste einer altirdischen Trauerweide in Miniaturausführung rahmten sie gastfreundlich ein, und aus eingelassenen steinernen Pflanzgefäßen ergossenen sich zu beiden Seiten manticoranische Wolkenblumen. Fast war es, als umgäben die Pflanzen die Bank mit einem schützenden, wohlriechenden Schild aus leuchtend blauen, roten und gelben Blüten, und Lady Emily drehte geräuschlos den Lebenserhaltungssessel, sodass sie der Bank gegenübersaß. Sie hatte den Sessel ohne eine einzige Bewegung mit der gesunden Hand manövriert, erkannte Honor. Offenbar war es den Ärzten gelungen, sie trotz der furchtbaren Schädigung ihres motorischen Zentrums über neuronale Schnittstellen zumindest eingeschränkt mit der Steuerung zu verbinden, und darüber war Honor froh.
»Vielen Dank, Lady White Haven«, sagte sie, ging zu der Bank und ließ sich darauf nieder. Sie setzte sich Nimitz auf den Schoß, wo er wachsam und auf der Hut lag, aber ohne die bebende Anspannung, die ihn unter anderen Umständen beherrscht hätte.
Emilys Lippen verzogen sich zu einem neuen schiefen Lächeln, und sie schüttelte den Kopf.
»Hoheit, was auch immer geschieht, wir beide werden uns so gut kennen lernen, dass wir diese Förmlichkeit sicher nicht aufrechterhalten können. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich Sie Honor nennen, und nennen Sie mich bitte Emily, auch wenn wir uns nicht duzen werden.«
»Selbstverständlich … Emily«, willigte Honor ein. Merkwürdig, dachte sie. Emily war noch älter als Honors Mutter, und irgendwie respektierte sie diese Seniorität und reagierte darauf. Und das lag daran, begriff sie, dass sich Emily zwar Honors verhältnismäßiger Jugend bewusst war, aber dennoch keinerlei Überlegenheitsgefühl ausstrahlte. Sie verleugnete nicht ihr Alter und ihre Lebensweisheit, übersah aber auch nicht Honors Erfahrung. Emily war sich sicher, dass sie selbst diejenige war, die diesen peinlichen Augenblick weit besser zu überbrücken wusste; sie besaß andere Erfahrungen als Honor, aber keine überlegenen.
»Danke«, sagte Emily, und ihr Sessel neigte sich mitten in der Luft leicht nach hinten, während sie ihren Gast nachdenklich musterte.
»Ihnen ist bewusst, dass Hamish Sie auf meine Bitte hin hierher gebeten hat«, sagte sie schließlich in einem Ton, der eher wie eine Feststellung denn wie eine Frage klang, und Honor nickte.
»Darauf hatte ich ebenso sehr gehofft wie auf Ihr Kommen«, fuhr Emily fort. »Was ich eben gesagt habe, war ernst gemeint: Ich bedauere es wirklich, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen müssen. Ich bin seit Jahren neugierig auf Sie. In gewisser Weise bin ich also froh, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen, auch wenn es mir wirklich lieber gewesen wäre, wenn die Umstände ein wenig erfreulicher wären.«
Sie hielt inne, dann gab sie sich einen Ruck und fuhr ein wenig forscher fort:
»Hamish und Sie – und ich – sind einer konzertierten, hinterlistigen Attacke zum Opfer gefallen. Einer anzüglichen, heuchlerischen Attacke, die nur jemand durchführen kann, der glaubt, dass der Zweck jedes Mittel heiligt. Und so hässlich sie ist, sie hat sich leider als überaus wirkungsvoll erwiesen, auch wenn durchaus die Möglichkeit besteht, dass die
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