Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
gleich, was er will – oder Sie –, dieser Kampf ist nicht allein Ihr Kampf, sondern auch meiner. Und ich beabsichtige, die Schlacht ins feindliche Gebiet zu tragen. Diese … Leute haben es für vertretbar gehalten, mich und Menschen, die mir etwas bedeuten, in ihre billigen, verwerflichen Ränke hineinzuziehen. Und das lasse ich mir nicht gefallen.«
Die völlige Gelassenheit, mit der Lady Emily das sagt, ist irgendwie Furcht einflößend , dachte Honor.
»Wie ich es sehe, besteht die einzig mögliche Antwort«, fuhr White Havens Gattin fort, »darin, den Aufhänger ihrer Lügenkampagne gegen diese Leute zu wenden. Nicht eine Verteidigung aufzubauen, sondern einen Gegenangriff zu beginnen.«
Honor richtete sich gerader auf der Bank auf, dann beugte sie sich mit einem schwachen Aufflackern von Hoffnung vor, als sie Lady Emilys Entschlossenheit schmeckte.
»Ich möchte nicht eitel klingen«, sagte die Gräfin, »aber es wäre töricht von mir, so zu tun, als wüsste ich nicht, dass ich eine einzigartige Person des manticoranischen öffentlichen Lebens bin – wenn auch aus anderen Gründen als Hamish und Sie. Ich habe von Ihnen genug auf dem HD gesehen und genug von anderen gehört, um zu wissen, dass Sie Ihr öffentliches Ansehen für mehr als nur ein wenig peinlich und übertrieben halten. Mein eigenes kommt mir manchmal genauso vor, und dennoch existiert es; das ist der Grund, weshalb High Ridge und seine Spießgesellen Sie und Hamish so gezielt angreifen konnten.
Der Schlüssel zu ihrer Position liegt jedoch darin, mich als die Frau hinzustellen, die durch Ihr angebliches Tun ›verraten‹ wird. Der Zorn der Öffentlichkeit entsteht nicht aus dem Gedanken, dass Sie vielleicht eine Affäre mit Hamish haben könnten, sondern weil Hamish und ich kirchlich verheiratet sind und dieses empfangene Sakrament, das uns zu einer monogamen Ehe verpflichtet, niemals widerrufen oder abgewandelt haben. Und weil Sie Raumoffizier sind und keine registrierte Kurtisane. Wären Sie eine registrierte Kurtisane, könnte die Öffentlichkeit eine Beziehung zwischen Hamish und Ihnen zu meinen Gunsten verurteilen. Niemand würde in Erwägung ziehen, dass einer von euch beiden mich oder unsere Ehe ›verraten‹ hätte. Sie sind aber keine Kurtisane, und dadurch kann man eine Affäre zwischen Hamish und Ihnen als einen gegen mich gerichteten Angriff darstellen. Hamish und Sie haben bereits Dementi veröffentlicht und waren so klug, diese ersten Erklärungen stehen zu lassen, ohne weitere Dementi nachzuschieben, die von den meisten Leuten ohnehin als sicherer Schuldbeweis angesehen worden wären. Sie waren auch so weise, sich nicht mit der eher abstoßenden Taktik zu verteidigen, dass jeder ›es‹ tue, ungeachtet einer Schuld. Ich weiß, dass einige Ihrer Berater ein solches Vorgehen vorgeschlagen haben, mit dem Ziel, die angebliche Schwere des unterstellten Vergehens zurückzuweisen. Aber jeder Versuch in diese Richtung wäre gleichbedeutend gewesen mit dem Eingeständnis, dass die Anklagen gerechtfertigt wären. Doch obwohl Sie Ihr Dementi mit Würde und so gelassen und effizient gemacht haben, wie es nur möglich war, hat das nicht gereicht. Deshalb halte ich den Zeitpunkt für gekommen, zum nächsten Schritt des Gegenangriffs überzugehen.«
»Gegenangriff?«, fragte Honor.
»Genau.« Emily nickte nachdrücklich. »Wie Sie vielleicht wissen, verlasse ich White Haven in letzter Zeit kaum noch. Ich glaube, ich bin im letzten T-Jahr keine viermal vom Anwesen weg gewesen, denn ich bin gern hier. Und, offen gesagt, finde ich den Rest der Welt bei weitem zu ermüdend.
Aber das wird sich jetzt ändern. Die Regierungsschmierfinken, die Sie und Hamish in ihren Kolumnen so eifrig niedergemacht haben, waren so dumm, mich dazu zu benutzen. Ich habe deshalb schon Willie informiert, dass ich nächste Woche nach Landing komme. Ich werde einen oder zwei Monate in unserem Haus in der Hauptstadt verbringen und zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Gäste empfangen, wenn auch in kleinem Maßstab. Und ich werde mein Möglichstes tun, um jedem klar zu machen, dass an den Vorwürfen, Hamish und Sie hätten je miteinander geschlafen, nicht ein Fetzen Wahrheit ist. Außerdem mache ich es zu meiner Sache, jeden, der es wissen will – und auch jeden anderen – darüber zu informieren, dass ich Sie nicht nur als enge politische Verbündete meines Mannes, sondern auch als meine persönliche Freundin betrachte. Ich könnte mir vorstellen, dass es
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