Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
ihm mit einer ungespielten Gelassenheit, die Honor selbst jetzt noch überraschte. »Ich will nicht sagen, dass es leicht wird, und ich bin mir nicht sicher, ob es unter den gegebenen Umständen so wirkungsvoll sein kann, wie mir lieb gewesen wäre« – einen Herzschlag lang bedachte sie Honor mit einem Seitenblick –, »aber ich glaube, wir können ihrem Angriff wenigstens ein bisschen von seiner Wucht nehmen.«
»Es hat einen Grund, weshalb ich mich immer auf dich verlassen habe, wenn politische Wunder nötig wurden, Emily«, sagte Hamish lächelnd. »Lasst mich ein Raumgefecht führen oder eine Flottenaufstellung planen, und ich weiß genau, was ich zu tun habe. Aber wenn ich gegen Abschaum wie High Ridge und Descroix kämpfen soll …?« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann meinen Verstand einfach nicht genügend verbiegen, um zu wissen, wie ich mit denen umgehen muss.«
»Sei ehrlich, Lieber«, verbesserte Emily ihn sanft. »Schließlich ist es keineswegs so, dass du es nicht könntest, und das weißt du. Du wirst nur so schnell so wütend auf sie, dass du auf dein hohes Ross namens Moral steigst, damit du sie unter seinen donnernden Hufen zerschmettern kannst. Aber wenn du das Visier deines Ritterhelms schließt, dann ist dein Sichtfeld schon ein bisschen eingeschränkt, nicht wahr?«
Ihr Lächeln nahm ihren Worten den meisten Biss, aber er zuckte trotzdem zusammen, und dieses Zusammenzucken war zumindest teilweise aufrichtig.
»Mir ist klar, dass jeder politische Analytiker weiß, wann er brutal ehrlich sein muss, Emily, aber irgendwie trägt diese spezielle Metapher nicht sonderlich viel zu meinem Selbstbild bei«, sagte er so trocken, dass Honor gegen ihren Willen gluckste. Emily schenkte ihr ein Augenzwinkern.
»Er spielt den steifen, aristokratischen und beleidigten Raumoffizier, der aber viel zu höflich ist, um es zu zeigen, ganz gut, finden Sie nicht?«
»Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll«, erwiderte Honor. »Andererseits spricht manchmal schon einiges für die … Direktheit eines Don Quichotte. Jedenfalls, solange die Windmühlen nicht zu fest zurückschlagen.«
»Stimmt schon, stimmt schon«, räumte Emily ein. Sie aß einhändig mit der Anmut, wie sie aus Jahrzehnte langer Übung entsteht, doch nun legte sie die Gabel ab, damit sie zur Betonung mit dem Finger deuten konnte. »Ich räume sogar ein, dass es in der Politik Menschen geben muss, die bereit sind, sich an den Klippen der Überzeugung zerschmettern zu lassen, anstatt Täuschung und Hinterlist gutzuheißen. Es ginge uns besser, wenn wir mehr von solchen Leuten hätten, und die Pflicht derjenigen, die wir haben, ist es, als das Gewissen hinter unserem parteipolitischen Aderlass zu dienen. Doch das können sie am besten in der Isolation – sie erhalten unsere Vorstellungen von Moral aufrecht, indem sie beispielhaft danach leben, und es ist egal, ob sie sonst noch etwas erreichen oder nicht. Um der Politik aber seinen Stempel aufzudrücken, braucht man mehr als nur Rückgrat, so bewundernswert es auch ist. Man muss zwar nicht zum Feind werden, aber verstehen muss man den Gegner schon, und dazu muss man nicht nur seine Motive, sondern auch seine Taktik begreifen. Denn erst dann kann man Gegenmaßnahmen entwerfen. Man braucht sich dazu auch nicht auf das gleiche Niveau herabzulassen; man braucht nur zu erkennen, was der Gegner vorhat, und sich darauf einzurichten.«
»Willie versteht sich darauf viel besser als ich«, gab Hamish nach einem Augenblick zu.
»Ja, das stimmt, und darum wird er eines Tages auch Premierminister und du nicht. Und das ist wahrscheinlich auch gut so.« Emily lächelte breit. »Andererseits, so sehr ich Willie mag, als Admiral wäre er furchtbar!«
Alle drei lachten sie, doch dann neigte Emily den Kopf zur Seite und blickte Honor nachdenklich an.
»Sie konnte ich natürlich längst nicht so lange beobachten, Honor«, sagte sie, »aber ich bin ein wenig überrascht, dass Sie … flexibler zu sein scheinen als Hamish. Nicht dass ich glauben würde, Sie wären auch nur im Geringsten mehr dazu bereit, Ihre Prinzipien der Zweckmäßigkeit zu opfern. Vielmehr meine ich es in dem Sinne, dass Sie sich eindeutig besser in einen anderen Menschen hineinversetzen können.«
»Äußerlichkeiten können täuschen«, entgegnete Honor trocken. »Ich verstehe nicht einmal ansatzweise, wie ein High Ridge oder ein Janacek denkt. Und um ganz ehrlich zu sein, das möchte ich auch gar nicht.«
»Da liegen Sie
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