Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
zumindest vor der Schmutzkampagne. Und wenn Sie Ihre Zusammenarbeit beenden, würde das ebenfalls als Schuldeingeständnis bewertet. Aber damit das möglich ist, müssen Sie sicherstellen, dass niemals etwas zwischen Ihnen und Hamish vorfällt. Das ist nicht fair, ich weiß. Und ich sage Ihnen das nicht als besorgte Ehefrau, die fürchtet, Ihr Gatte könnte jemanden finden, den er mehr liebt als sie. Ich sage es Ihnen aus diesem Grund: Nachdem ich vorgetreten bin und dem gesamten Sternenkönigreich versichert habe, dass von einem Verhältnis zwischen Hamish und Ihnen nie die Rede gewesen sein kann, wäre es politischer Selbstmord, wenn es dann doch zu einem solchen Verhältnis käme. Ganz recht, politischer Selbstmord, und das nicht nur für Sie und Hamish.
Mehr als fünfzig T-Jahre lang ist mein Mann mir in jeder Hinsicht, die eine Rolle spielt, treu gewesen, obwohl ich an diesen Sessel gefesselt bin. Aber diesmal, Honor – diesmal glaube ich, dass er nicht stark genug ist. Oder besser gesagt, diesmal hat er es mit etwas zu tun, das zu stark für ihn ist. Deshalb müssen Sie seine Stärke sein. Fair oder nicht, Sie sind es, die zwischen Ihnen beiden Distanz halten muss.«
»Das weiß ich«, sagte Honor leise. »Das weiß ich gut. Ich weiß es schon seit Jahren, Emily. Ich muss uns auf Abstand halten und darf nie zulassen, dass er mich liebt. Darf niemals zulassen, dass ich ihn liebe.«
Sie blickte ihre Gastgeberin an, das Gesicht angespannt vor Schmerz.
»Ich weiß es … und ich kann es nicht«, wisperte Honor. Und Lady Emily White Haven starrte Admiral Lady Dame Honor Harrington, Herzogin und Gutsherrin von Harrington, an, als diese in Tränen ausbrach.
13
Als sie endlich ins Esszimmer kamen, war das Abendessen in der Tat kalt geworden.
Honor konnte nicht sagen, wie sich die komplizierte, verfahrene Situation auflösen sollte. Sie hatte nicht einmal eine Ahnung, was sie deswegen empfand. Sie wusste nur, dass sie sich davor fürchtete, es herauszufinden.
Es war eigenartig, zumal sie liebevolle Eltern gehabt hatte, von denen sie in allem bestärkt worden war, ganz zu schweigen von ihrer Verbindung zu Nimitz und ihrer Fähigkeit, die Gefühle der Menschen in ihrer Nähe zu spüren. Eigenartig, und doch wahr.
Im Universum gab es eines, was ihr bodenlose Furcht einjagen konnte: ihr Herz.
Sie konnte es nicht begreifen – es war ihr immer unbegreiflich gewesen. Lebensgefahr, Pflicht, moralische Verantwortung – all dem konnte sie sich stellen. Nicht ohne Angst, aber ohne das lähmende Gefühl, vielleicht vor Furcht zu versagen. Hier war es anders, hier durchschritt sie eine andere Art von Minenfeld, eines, durch das sie keinen Weg fand und in dem sie sich höchst unsicher fühlte. Jawohl, Honor konnte sowohl Hamishs als auch Emilys Emotionen schmecken und teilen, doch zu wissen, was sie empfanden, war noch lange kein Zauberspruch, der ihr plötzlich verriet, wie sie alles ins Lot brachte.
Sie wusste, dass Hamish Alexander sie liebte. Sie wusste, dass sie ihn liebte. Und sie wusste, dass Hamish und Emily einander liebten und dass sie alle drei entschlossen waren, sich nicht gegenseitig zu verletzen.
Und nichts davon nützte irgendetwas, denn was auch immer sie taten, was auch immer geschah, jemand würde verletzt werden. Hinter diesem großen Schmerz erhob sich dräuend das Wissen darum, wie viele andere Menschen durch Entscheidungen beeinträchtigt werden würden, die eigentlich nur sie selbst etwas hätten angehen dürfen.
Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn sie mehr Selbstvertrauen besessen hätte, überlegte Honor und nippte an ihrem Wein. Sie saß Emily und Hamish am Tisch gegenüber und beneidete die Gräfin um ihre Gemütsruhe, zumal sie deutlich gespürt hatte, wie bestürzt und erschüttert Emily von Honors Geständnis im Atrium gewesen war. Die Gräfin hatte bereits gewusst, was Hamish empfand; die unvermittelte Offenbarung Honors, seine Gefühle zu erwidern, hatte ihr einen Schlag versetzt. Ihre Reaktion hatte auch Zorn umfasst – nicht viel, aber ein heftiges, messerscharfes Aufflackern von Wut, weil Honor es wagte, ihren Mann zu lieben. Das war eine automatische Reaktion, die zunächst ungezügeltem Instinkt entsprang und dann der Überlegung, in welch ungleich größere Gefahr Honor sie alle mit ihren Gefühlen brachte. Die Gräfin hatte sich damit abgefunden, dass Hamish mit seinem Kampf gegen seine Gefühle auf verlorenem Posten focht; nun musste sie entdecken, dass
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