Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
nicht die einzige Verwandtschaft Emilys, die an diesem Abend anwesend war. Emily neigte mit einem weiteren Begrüßungslächeln den Kopf, als der Großherzog von Manticore sich zu ihnen gesellte.
»Hallo, Teddy«, empfing sie ihn.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Tante Emily«, sagte er, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Ist es nicht nett von Ihrer Majestät, alles zu arrangieren, damit ich keine Geburtstagsgala für dich ausrichten muss?«, neckte er sie augenzwinkernd, und sie schnaubte.
»Bei der Party bist du vielleicht davongekommen«, sagte sie, »aber ich erwarte, dass du das mit den Geschenken wieder ausgleichst!«
»Na gut. Ich kann schließlich immer Grundbesitz veräußern, um an das Geld zu kommen«, seufzte er und wandte sich Hamish zu, um ihm die Hand zu schütteln. »Gut, dich zu sehen, Hamish«, sagte er fröhlich. »Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, deine neue Freundin kennen zu lernen«, fügte er hinzu und verbeugte sich knapp und förmlich vor Samantha.
Die 'Katz erwiderte die Begrüßung mit einem königlichen Nicken, und er gluckste entzückt.
»Ich habe gehört, du hättest die Gebärdensprache schon gelernt, Teddy?«, erkundigte sich Emily und schnaubte erneut, als er nickte. »Wenn das so ist, kannst du Sam wahrscheinlich überreden, dir beim Üben zu helfen – vorausgesetzt, du bestichst sie mit genügend Sellerie und benimmst dich.«
»Jawohl, Tantchen«, versprach er gehorsam, und sie schnaubte erneut, dann hob sie den Arm und tätschelte ihm den Oberarm, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Herzogin und der Königin zuwandte.
Alles nur eine Frage des Zeitpunkts , dachte Honor, während die Gäste in den Bankettanbau der Queen Caitrin's Hall strömten. Vielleicht war einer der Anwesenden so naiv zu glauben, Hamish und Emily seien rein zufällig unmittelbar nach Honor erschienen. Womöglich glaubte sogar jemand, Elizabeth und Emilys Neffe hätten sich aus purem Zufall zu den dreien gesellt, (nun, fünfen, wenn man Nimitz und Samantha einrechnete) ins Blickfeld jedes einzelnen Gastes. Es war sogar denkbar, dass der gleiche Arglose annahm, es sei Zufall, dass Honor jeden anwesenden Gast im Titel übertraf, außer den Großherzog von Manticore. Durch diesen ›Zufall‹ saß Honor zur Linken und der Großherzog zur Rechten der Queen. Und weil der Empfang offiziell zu Ehren von Emilys Geburtstag gegeben wurde und Emily zur königlichen Familie gehörte, hatte Elizabeth einen idealen Vorwand, sie und ihren Gatten an ihren Tisch zu setzen, obwohl Hamish ›nur‹ ein Earl war. Dadurch saßen Honor und Emily gleich nebeneinander, und jeder einzelne andere Gast konnte deutlich sehen, wie fröhlich und unbefangen sie miteinander sprachen. Niemand konnte die Botschaft missverstehen, die zu verbreiten der eigentliche Grund war, aus dem die Königin von Manticore an diesem Abend eingeladen hatte.
Timing ist alles , dachte Honor, während sie Nimitz einen frischen Selleriestängel anbot und gleichzeitig die emotionale Aura des Banketts prüfte. Das überwältigende Geistesleuchten einer solch großen Versammlung zu beurteilen, war niemals einfach, doch spürte sie einen allgemeinen Trend, der ihr tiefe Befriedigung verschaffte. Die Botschaft hatte ihr Ziel erreicht, beschloss sie und atmete innerlich erleichtert auf.
Vielleicht funktionierte es am Ende doch noch.
»So viel zu Plan A«, knurrte Stefan Young, während er mit kindischem Trotz seinen offiziellen Gehrock über einen Stuhl warf.
»Ich habe dich gewarnt, dass es nach hinten losgehen und uns alle in den Hintern beißen könnte«, entgegnete seine Frau. Vor einer halben Stunde war sie mit ihrem Mann vom Ball gekommen und hatte ihr höfisches Kostüm bereits abgelegt. Nun saß sie vor dem Schlafzimmerspiegel und betrachtete sich. Sie steckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und musterte es kurz, dann zuckte sie mit den Schultern und wandte sich dem Rest ihres Äußeren zu. Sie trug einen Morgenmantel aus schwach leuchtender gryphonischer Wasserseide, eines von Gryphons teuersten Exportgütern. Der Morgenmantel hatte mehr gekostet als ein preisgünstiger Flugwagen und war jeden Penny davon wert, dachte sie mit einem trägen Lächeln, während sie bewunderte, wie der Stoff sich an jede Rundung ihres Körpers schmiegte. Dann verblasste ihr Lächeln, sie zuckte die Achseln und wandte sich Stefan Young zu.
»Wir haben mehr als vier Monate lang Nutzen davon gehabt«,
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