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Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Titel: Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Cardones. Seine Loyalität vergab er in der gleichen Weise, wie er alles andere tat – mit Überzeugung, Begeisterung und hundertzehnprozentigem Einsatz. Außerdem besaß er eine Leidenschaft (wenngleich gut verborgen, wie er glaubte) fürs Drachentöten, und das bestärkte Honor nur in ihrer Entscheidung, ihm nicht alles zu sagen. Sie brauchte niemanden, der ihre Kämpfe für sie focht, und um Rafe aus der Schusslinie zu halten, durfte sie ihm gar nicht erst verraten, dass eine Schlacht ausgefochten wurde.
    Gleichwohl gab es noch eine weitere unangenehme Wahrheit über die derzeitige Admiralitätsverwaltung, und obwohl Honor nicht geplant hatte, darauf einzugehen – noch nicht jedenfalls –, würde Rafe ihr Flaggkommandant sein, ihr taktischer Stellvertreter, ihre rechte Hand. Darum blieb ihr keine andere Wahl, als ihm ihre Bedenken mitzuteilen. Es war nicht nur absolut lebenswichtig für ihn, jederzeit zu wissen, was sie dachte und warum, sondern sie schuldete ihm schlichtweg so viel Offenheit und Aufrichtigkeit.
    »Was ich nun sage, bleibt unter uns, bis Sie etwas anderes von mir hören, Rafe«, sagte sie nach einem Augenblick und sah zu, wie er sich tiefer in den Sessel sinken ließ. Die Bewegung war subtil, und Honor spürte sie mehr durch ihren empathischen Link, als dass sie sie sah. Cardones straffte die Schultern ein wenig und kniff gespannt die Augen zusammen.
    »Ich traue dem Urteil unseres Nachrichtendienstes nicht«, sagte sie leise und sah ihm offen in die Augen.
    »Unter uns, Admiral Jurgensen ist nicht der richtige Mann für das ONI. Er ist immer ein Verwalter gewesen, ein Bürokrat, aber kein Spion. Und ich habe den Eindruck, dass er dazu neigt, seine Analysen … sagen wir, abzutönen, damit sie die Anforderungen seiner Vorgesetzten erfüllen. Oder ihre Wünsche.«
    Sie hob ihre künstliche linke Hand in einer fragenden Gebärde, und Cardones nickte bedachtsam.
    »Mir ist auch nicht ganz wohl bei den Quellen, auf deren Aussagen die ONI-Analysen beruhen«, fuhr sie fort. »Das ONI war schon immer zurückhaltend, was das Nennen von Quellen betrifft, und das ist auch richtig so. Aber aus dem, was ich zwischen den Zeilen lese – vor allem daraus, was dort nicht zu lesen ist –, schließe ich, dass unsere menschlichen Aktiva momentan sowohl in Silesia als auch im Kaiserreich sehr dünn gesät sind. Admiral Jurgensen hat mir versichert, dass meine Bedenken in dieser Hinsicht unbegründet seien, und ich habe gewiss keinen greifbaren Beweis dafür, dass er sich irrt. Aber ich bin schon mehrmals in Silesia eingesetzt gewesen, Rafe, und es ist ein deutlicher Unterschied zwischen den Nachrichtendienstberichten von heute und denen, die ich oder meine Kommandanten damals erhalten haben. Ich kann nicht genau sagen, inwiefern sich die Berichte unterscheiden, aber sie kommen mir … unfertig vor. Unvollständig.
    Die Meldungen des Außenministeriums sind auch nicht viel besser. Nicht, dass das Ministerium zu wenig Quellen hätte, vielmehr muss man dort fast einen Überfluss an Informationen bewältigen. Sie enthalten zu viele Einzelheiten – zu viele Details und zu wenig Hinweise, was die Andermaner nun wirklich vorhaben. Die offizielle Meinung des Außenministeriums lautet, dass die Andermaner momentan selbst nicht sicher seien, was sie vorhätten. Die Andys peilen mit ihren Stärkedemonstrationen rings um Sidemore Station die Lage. Offiziell rät das Außenministerium uns, die letztendliche Politik der Andermaner mitzubestimmen, indem wir ›entschlossen und konsequent‹ auftreten.«
    »Verzeihen Sie die Frage, Ma'am«, sagte Cardones, »aber ist von diesen Beamten im Außenministerium überhaupt auch nur einer in Silesia gewesen? Oder im Kaiserreich?«
    Honor zuckte mit den Lippen, als sie seinen kläglichen Ton hörte, die dahinter verborgenen Emotionen spürte. Trotzdem versagte sie sich entschieden ein Lächeln und schüttelte den Kopf.
    »Einige ganz sicher«, entgegnete sie bewundernswert beherrscht. »Irgendwann jedenfalls einmal.«
    »Klingt aber nicht danach«, sagte Cardones offen. »Sie und ich sind dort gewesen, Ma'am, und irgendwie glaube ich nicht, dass jemand Geringeres als der Teufel höchstpersönlich eine Chance hat, Gustavs XI. Außenpolitik ›mitzubestimmen‹.«
    »Ich will einräumen, dass der Kaiser dazu neigt, sehr unmittelbar auf die Politik des Reiches einzuwirken. Ich glaube, er weiß sehr genau, was er erreichen will. Leider ist er immer ein wenig unberechenbar

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