Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Feststellung eine Frage, und Cardones nickte.
»Jawohl, Ma'am. Die Werftheinis sollen uns in zwo Wochen freigeben. Ich glaube, es wird aber noch ein bisschen länger dauern. Die Werftzeiten sind insgesamt wieder länger geworden, als die Friedensgespräche begannen, und seit wir offiziell die Flotte reduzieren, hat das Tempo noch weiter abgenommen.«
»Ich weiß. Und um ehrlich zu sein, bin ich nicht böse, wenn Ihre Umrüstung noch ein bisschen länger dauert. Mein Eindruck ist, dass sich die Lage in Silesia zwar zuspitzt, uns aber durchaus noch ein bisschen Zeit bleibt. Ich möchte auf keinen Fall den Aufbruch zur Station verzögern, aber die Admiralität wird sowieso noch knapp einen Monat brauchen, bis sie die Verstärkung zusammengezogen hat, die wir nach Sidemore mitnehmen.«
»Das freut mich zu hören«, sagte er rundheraus, »weil ich schon angefangen hatte, ein bisschen zu schwitzen.«
»Kein Flaggkommandant möchte, dass sein Admiral von ihm denkt, er wäre ein Bummelant, Rafe. Aber ich bin selber schon Flaggkommandantin gewesen, das wissen Sie. Man kann nicht viel unternehmen, um sein Schiff früher von den Werftheinis loszueisen. Man bekommt es erst, wenn sie willens und bereit sind, es freizugeben.«
»Das«, gab er zu, »ist noch nicht einmal mein einziges Problem. Captain Thurmond, mein COLAC, hat soeben Trauerurlaub bekommen. Seine Frau ist bei einem Bootsunglück auf Gryphon umgekommen, und sie haben – hatten – drei Kinder. Wenn ich mich nicht irre, kommt er nicht wieder. Ganz bestimmt aber nicht, bevor die Umrüstung fertig ist und wir uns wieder einarbeiten.«
»Das weiß ich auch«, sagte Honor. »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Während Admiral Draskovic und ich verschiedene Personalfragen erörterten, habe ich einen neuen COLAC für Sie angefordert. Ich glaube, Sie kennen ihn. Ein Captain J-G … Tremaine heißt er, glaube ich.«
»Scotty? Sie haben mir Scotty verschafft?« Cardones' Zähne blitzten hell auf, während er breit lächelte. »Darf ich zu hoffen wagen, dass Harkness ebenfalls kommt?«
»Wo der eine von ihnen hingeht, da ist der andere nicht weit«, sagte Honor.
»Einfach Klasse!« Cardones grinste sie noch eine Sekunde lang an, dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube allmählich, Sie müssen bei Admiral Draskovic außerordentliche Überzeugungsarbeit geleistet haben, Ma'am.«
»Das kann man so sagen«, räumte Honor ein.
»Und wen haben Sie noch für uns, wenn ich fragen darf?«
»Mal überlegen. Ich habe eine Kampfgruppenchefin namens Truman und einen Kampfgruppenchef namens McKeon.« Honor blickte zur Decke und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Auf meine dringliche Bitte hat Hochadmiral Matthews eingewilligt, eine gewisse Commodore Brigham freizustellen, damit sie als meine Stabschefin dienen kann. Und als Operationsoffizier habe ich Captain Andrea Jaruwalski. Ich weiß nicht, ob Sie sie schon kennen, Rafe, aber sie ist gut. Sehr gut. Ach ja, und Fritz Montaya ist der Chefarzt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Kann sein, dass da noch … na ja, ein, zwo andere sind, die ich eigens angefordert habe, aber das sind die Höhepunkte.«
»Das wird ja genau wie damals, was?«, stellte Cardones fest.
»Nicht ganz so wie ›damals‹, hoffe ich.« Honor runzelte ganz leicht die Stirn. »Ich glaube, es ist ein guter, solider Kern, aber als ich die Mannschaft zusammenstellte, musste ich immer wieder an die alte Fearless denken.«
»Das überrascht mich nicht, Ma'am. Wir haben bei Basilisk so viele Leute verloren. Und bei Jelzins Stern auch. Aber beide Male haben wir erreicht, was wir erreichen wollten, nicht wahr?« Er blickte ihr in die Augen, bis sie nickte, fast gegen den eigenen Willen. Dann zuckte er mit den Schultern. »Na, dann müssen wirs eben noch einmal tun. Wenigstens haben wir Übung.«
»Mehr als mir lieb ist«, stimmte Honor ihm wehmütig zu.
»Darum geht's bei uns aber, Ma'am.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht.«
Honor nahm einen tiefen Zug Bier und verzog das Gesicht, als ihr Armbandchrono piepte.
»Rafe, es tut mir Leid, aber ich habe eine Verabredung mit Richard Maxwell und Merlin Odom. Ich muss noch ein paar Verwaltungsdetails klären, bevor ich mich nach Silesia aus dem Staub mache!«
»Das macht gar nichts, Ma'am. Wenn ich überlege, wie viele ›Hüte‹ Sie dieser Tage so tragen, kann ich mir vorstellen, dass Sie sich um einen ganzen Haufen ›Details‹ zu kümmern haben.«
»Da liegen Sie nicht falsch«, rief sie erbittert.
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