Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Doch da unsere Kabinettsmitglieder auf bestimmten Posten vom Kongress bestätigt werden müssen, können wir die Amtsbereiche nicht einfach wie die Mantys verschieben, wenn es uns gerade in den Kram passt. Und solange Giancola Außenminister ist, können wir ihn nicht aus der diplomatischen Kette ausschließen.
Gleichzeitig weiß er natürlich, dass er von mir keine Grußkarte zu Weihnachten kriegt, so herzlich unsere Beziehungen in der Öffentlichkeit auch erscheinen mag. Deshalb ist es mir egal, ob ich seine zarten Gefühle verletze, wenn ich darauf bestehe, jede Note an die Mantys durchzusehen, bevor wir sie versenden.« Sie schnaubte wieder, und diesmal zeigte sich ein klein wenig echte Belustigung in ihrem flüchtigen Lächeln. »Wer weiß? Vielleicht ärgert er sich so sehr, dass er uns allen einen Gefallen tut und sein Amt niederlegt.«
»Halten Sie bloß nicht den Atem an, während Sie darauf warten«, riet ihr Theisman. »Anoxie ist eine hässliche Todesart.«
»Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung«, gab sie zurück.
»Wird wohl so sein.« Theisman überlegte kurz. »Wie also wollen Sie die erste Bekanntgabe von Schlupfloch handhaben? Soll sie aus meinem Ministerium kommen oder von Ihnen?«
»Aus Ihrem«, sagte Pritchart sofort. »Ich bin sicher, dass ich bei meiner nächsten Pressekonferenz darüber alle möglichen Fragen zu hören bekomme, aber die erste Bekanntgabe ist Angelegenheit der Navy.«
»Und was, wenn mich jemand fragt, weshalb Schlupfloch in keinem offiziellen Haushalt aufgeführt ist?«
»Ich hoffe sogar, dass jemand Ihnen diese Frage stellt«, gab Pritchart zu. »Wenn das geschieht, sollten Sie den Fragenden darauf hinweisen, dass sich die Republik ohne einen offiziellen Friedensvertrag mit dem Sternenkönigreich noch immer im Kriegszustand befindet und dass eine Veröffentlichung des Flottenhaushalts für jeden möglichen Gegner eindeutig eine große Hilfe wäre. Verbinden Sie nicht von selbst die Begriffe ›Manticore‹ und ›möglicher Gegner‹, aber dementieren Sie auch nicht, wenn jemand anderes auf den Zusammenhang hinweist.
Es schadet nicht, das manticoranische Denken schon ein klein wenig zu erschüttern, bevor wir die erste offizielle diplomatische Note ins Sternenkönigreich senden. Dieses Argument früh anzubringen nimmt auch jedem den Wind aus den Segeln, der – wie unser geschätzter Herr Außenminister und seine Verbündeten – anführen könnte, wir wären zu furchtsam gewesen. Ich bezweifle, das irgendjemand schon vergessen hat, was die manticoranische Navy uns vor ein paar Jahren beinahe angetan hätte, aber es kann nicht schaden, jeden noch einmal daran zu erinnern.«
»Ich sehe, was Sie im Sinn haben. Und wenn wir uns schon an einen schlafenden Hund anschleichen müssen, um ihm dann gegen die Nase zu treten, können wir es wenigstens so effizient wie möglich tun.« Er schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, als Dennis und ich entschieden haben, dass Saint-Just weg musste, hätte ich nie gedacht, dass eine demokratische Regierung, frei und geheim von ihren Bürgern gewählt, sich mit solchen Mitteln gegen einen der eigenen Kabinettsminister verteidigen müsste.«
»Und darum ziehen Sie das Militärische der Politik vor«, entgegnete Pritchart ihm ein wenig traurig. »Nicht dass ich es ihnen verdenke. Trotzdem kommt es sehr auf den Zeitpunkt an, Tom. Gestehen Sie der Republik noch weitere fünfzehn oder zwanzig T-Jahre zu, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Bis dahin hat sich die Wählerschaft auch an die Rechtsstaatlichkeit gewöhnt, und wir brauchen uns nicht solche Gedanken zu machen über einen übermäßig ehrgeizigen, skrupellosen Politiko. Dann kann ich nämlich auf seiner Amtsniederlegung bestehen und mich darauf verlassen, dass alle Folgen von der Verfassung abgefangen werden. Leider sind wir noch nicht so weit.«
»Ich weiß. Und ich freue mich schon auf eine Zeit, wenn wir nicht als Erstes … annehmen müssen, dass Giancolas Idiotie uns in einen neuen heißen Krieg gegen die Manticoraner treibt.«
»Das halte ich für den schlimmstmöglichen Fall«, entgegnete Pritchart ernst. »High Ridge ist noch skrupelloser und ehrgeiziger als Giancola, wenn Wilhelm und seine Experten es richtig deuten. Gleichzeitig ist er aber auch ein feiger Hund. Ich will nicht die Möglichkeit von der Hand weisen, dass er etwas Unüberlegtes tut, wenn man ihn in die Ecke drängt. Aber auf keinen Fall will er den Krieg mit uns weiterführen. Schon gar nicht, wenn er
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