Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
defensive Haltung aber verlangt, dass sie den Vorsprung halten, bestände eine Lösung darin, uns anzugreifen, bevor wir von den neuen Baumustern genügend Schiffe fertig haben, um uns verteidigen zu können.«
»Aber damit würden sie die Bedingungen des Waffenstillstands brechen«, entgegnete Pritchart.
»Der eben nur ein Waffenstillstand ist«, betonte Theisman. »Der Krieg ist nicht vorbei. Nicht offiziell jedenfalls, und genau darauf weist Giancola uns ja ständig hin. Verdammt, die Mantys reiben es uns ja selbst dauernd unter die Nase! Auch du hast die Analyse der jüngsten Rede ihres Premierministers gelesen. Was uns angeht, so betrachten sie uns noch immer ›mit Besorgnis‹, und sei es nur, um ihre hohen Steuern beizubehalten. Es gibt also keinen Friedensvertrag, der Manticore daran hindern würde, die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen. Und wenn wir offen einräumen, eine komplett neue Flotte zu fertigen, die in der Lage ist, der RMN im Kampf zu widerstehen, dann wäre die Versuchung sehr groß, das Übel an der Wurzel zu packen. Vor allem ist Edward Janacek dumm und arrogant genug, um High Ridge ausgerechnet so etwas vorzuschlagen.«
»Ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, sagte Pritchart ihm offen. »Aber du bist der Kriegsminister, und ich werde dich nicht bei einer solchen Lagebeurteilung überstimmen. Es schadet sicher nichts, ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen, auch wenn sie sich im Nachhinein als übertrieben erweist und die Mantys nicht in Panik ausbrechen.
Allerdings könnte dein Bestreben, das Sternenkönigreich im Dunkeln zu lassen, einige innenpolitische Probleme aufwerfen. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir nicht recht, so einen hohen Grad an Geheimhaltung aufrechtzuerhalten, was Unternehmen Schlupfloch betrifft. Mal davon abgesehen, dass ›schwarze‹ Mittel im Etat wohl kaum verfassungsgemäß sind, auch wenn der Justizminister anderer Ansicht ist, erinnert es mich zu sehr an die Sicherheitsmaßnahmen, die unter Pierre und Saint-Just an der Tagesordnung waren.«
»In gewisser Weise schon, nehme ich an«, räumte Theisman ein. »Trotzdem habe ich den Flottenausschuss auf dem Laufenden gehalten. Damit ist der Kongress offiziell informiert, wie es die Verfassung verlangt.«
»Sei ehrlich, Tom«, schalt Pritchart ihn. »Du hast ihnen doch nicht alles über deine neuen Spielzeuge gesagt, oder doch?«
»Vielleicht nicht alles«, gab er zu. »Aber ich habe sie vollständig über den Zweck von Schlupfloch informiert, und sie wissen wenigstens zum Teil, was Foraker versucht. Wenn nicht, hätte der Senator seinem Bruder schließlich keinen ›reinen Wein‹ einschenken können.«
»Stimmt. Und das ist genau das innenpolitische Problem, das mir das meiste Kopfzerbrechen bereitet. Die meisten unserer Senatoren und Kabinettsmitglieder sind noch immer zaghafter, als mir lieb ist. Wenn mehr von ihnen ein Rückgrat entwickeln und sich eine Machtbasis aufbauen würden, könnte ich sie benutzen, um Giancola Paroli zu bieten. Dann wüsste ich endlich, wie ich ihm Zügel anlegen soll. So rasch aber wird es dazu nicht kommen, und sie alle sind noch zu sehr darauf abgerichtet, reflexartig Informationsbeschränkungen hinzunehmen, wenn die Regierung sagt, sie seien ›notwendig‹. Nur dadurch haben wir ohne eine Debatte die Finanzmittel für Schlupfloch bereitstellen können. Aber wenn Giancola uns weiterhin dazu drängt, den Mantys gegenüber in den Verhandlungen eine härtere Linie zu verfolgen, dann wird er seine Argumente früher oder später mit Einzelheiten untermauern, die ihm offensichtlich sein Brüderchen zugetragen hat. Und dann gerät das Außenministerium in direkten Konflikt mit dem Kriegsministerium.«
»Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist«, entgegnete Theisman. »Ich begreife schon, dass daraus eine unangenehme Situation entstehen könnte, und ich verspreche, mich von meinem Verfolgungswahn nicht länger zur Geheimhaltung verleiten zu lassen, als unbedingt erforderlich ist. Trotzdem kann ich nicht genug betonen, wie wichtig es ist, mit den neuen Schiffen eine Kampfstärke zu erreichen, bei der Manticore gar nicht mehr auf den Gedanken kommt, einen Präventivschlag zu wagen, bevor wir damit an die Öffentlichkeit gehen.«
»Wie ich schon sagte, bin ich nicht bereit – oder auch nur versucht –, mich in diesem Punkt über dich hinwegzusetzen. Ich wünschte nur, die Mantys würden aufhören, Arnold mit Argumenten zu
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