Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Freiheitlichen Partei – High Ridges Schmutzkampagne gegen Harrington und White Haven mittragen. Glaubst du im Ernst, der Schuss geht nicht nach hinten los, wenn am Ende herauskommt, dass es von vornherein ein abgekartetes Spiel war? Also bitte!«
Sie rollte vor Wut mit den Augen und verschränkte die Arme.
»Und? Habe ich deinen kleinen Test bestanden?«, verlangte sie zu wissen.
Zilwicki lachte leise, während sie ihn mit einem ihrer patentierten wütenden Blicke fixierte. Dann nickte er.
»Mit fliegenden Fahnen«, stimmte er zu. »Aber eigentlich wollte ich gar nicht herausfinden, ob du schon weißt, dass Wasser nass ist. Ich habe vielmehr den Boden für meine nächste Frage bereitet.«
»Und die wäre?«, fragte sie.
»Die wäre«, sagte er, und jede Spur von Heiterkeil war aus seiner Stimme gewichen, »warum zum Teufel du ihr erlaubst , deine Partei mit sich in den Untergang zu reißen?«
» Ich erlaube es ihr!? Mein Gott, Anton! Seit wir aus dem Sol-System zurück sind, bossele ich mit allen Mitteln herum, und bisher hat es rein gar nichts bewirkt. Vielleicht hätte ich mehr ausgerichtet, wenn Cromarty nicht durch High Ridge ersetzt worden wäre und ich meinen Sitz im Oberhaus zurückbekommen hätte. Aber ich habe getan, was ich von außerhalb des Parlaments tun konnte! – Und darüber hinaus«, fügte sie schwermütig hinzu, »hab ich mich fast wieder genauso unbeliebt gemacht wie an dem Tag, an dem mich die Partei beinahe ausgeschlossen hätte.«
»Ausflüchte«, erwiderte Zilwicki tonlos, und sie starrte ihn ungläubig an. »Nichts als Ausflüchte. Verdammt noch mal, Cathy, hast du denn überhaupt nichts gelernt aus dem, was du zusammen mit Jeremy und der übrigen Antisklaverei-Liga erreicht hast?«
»Was zum Teufel meinst du?«, wollte sie wissen.
»Ich spreche davon, dass du dich jetzt, wo du wieder zu Hause bist, nicht von der Gräfin of the Tor trennen kannst.« Als sie ihn mit offensichtlichem Unverständnis ansah, seufzte er. »Du versuchst, das Spiel nach ihren Regeln zu spielen«, erklärte er in geduldigerem Ton. »Du lässt dir von ihnen diktieren, welche Wege du benutzen darfst. Vielleicht geht das nicht anders, wenn man deinen Titel und deine Familienbeziehungen bedenkt.«
Sie wollte ihn unterbrechen, doch er schüttelte rasch den Kopf.
»Nein, da spricht jetzt kein Highlander, der auf alles einschlägt, was aristokratisch aussieht. Und ganz bestimmt werfe ich dir nicht vor, so ein überzüchteter Kretin zu sein wie High Ridge oder auch New Kiev. Ich will nur sagen, dass du eine ererbte Machtposition innehast. Das aber bestimmt offensichtlich die Art, in der du Probleme und Aufgaben angehst, denn du greifst von der Machtbasis aus an, die du bereits besitzt. So weit okay?«
»So weit schon«, sagte sie langsam und musterte intensiv sein Gesicht. »Und worauf willst du hinaus?«
»Auf etwas, woran ein Adliger nicht ohne weiteres denkt«, gab er mit einem angedeuteten Lächeln zu.
»Und worauf?«
»Lass es mich so ausdrücken: Wir sind uns beide einig, dass die augenblickliche Regierung in der Lage ist, dich weiterhin vom Oberhaus fernzuhalten, und zwar prinzipiell auf immer. Das heißt, dass dir aus deiner Position als Peer überhaupt kein Vorteil entsteht. Anders ausgedrückt, ist deine Machtbasis unter den gegenwärtigen politischen Umständen so gut wie wertlos. Einverstanden?«
»Das ist vielleicht ein wenig dramatisch ausgedrückt, aber letztendlich richtig«, räumte sie ein und blickte ihn fasziniert an.
Zu den Dingen, die sie an ihm am meisten liebte, gehörte die Tiefe seiner Gedanken und analytischen Erwägungen, die sein beherrschtes Äußeres vor so manchem beiläufigen Beobachter verbarg. Ihm fehlte ihre pfeilschnelle Zielsicherheit, ihre Fähigkeit, fast instinktiv die wesentlichen Bestandteile eines Problems herauszustellen. Doch gab es auch Momente, wenn diese Fähigkeit sie im Stich ließ, und dann versuchte sie die fehlende Analytik durch Energie und Enthusiasmus zu ersetzen – sich durch ein Problem zu schlagen, statt es zu zergliedern und sich den besten Lösungsweg zu überlegen. Diesen Fehler beging Anton Zilwicki niemals, und oft hielt er sie ebenfalls davon ab.
»In diesem Fall brauchst du eben eine neue Machtbasis«, sagte er. »Eine, zu der dir deine gegenwärtige Position vielleicht verhilft, die von ihr aber völlig getrennt ist.«
»Zum Beispiel?«, fragte sie.
»Zum Beispiel das Unterhaus«, entgegnete er.
»Wie bitte?« Sie blinzelte. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher