Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
erreicht. Sogar Isaac gibt das zu.«
Sie verzog wieder das Gesicht, und Zilwicki nickte. Isaac Douglas schien sich, ein wenig zu Zilwickis Überraschung, permanent an die Gräfin gebunden zu haben. Eigentlich hatte Zilwicki damit gerechnet, dass Isaac sich Jeremy X anschließen würde, doch er arbeitete weiterhin als Butler und Leibwächter in einer Person für Lady Cathy. Und, wie Zilwicki wusste, als heimlicher Kontakt der Gräfin zu der überaus verbotenen Organisation namens ›Ballroom‹ und ihren ›Terroristen‹, die sich aus entflohenen Sklaven rekrutierten.
Außerdem war Isaac der Lieblingsonkel, Lehrer und Hilfsbeschützer von Berry und Lars, den beiden Kindern, die Zilwicki offiziell adoptiert hatte, nachdem seine Tochter Helen ihnen auf Alterde das Leben gerettet hatte. Isaac wirkte auf die beiden zudem sehr beruhigend. Auf Zilwicki ebenfalls.
»Natürlich«, fuhr die Gräfin fort, »hat Isaac es mir gegenüber nie ausgesprochen, aber er hätte es mir gesagt, wenn er es anders sehen würde. Deshalb nehme ich an, dass er so zufrieden ist, wie wir es nur erwarten können. Ich glaube allerdings keinen Augenblick lang, dass er und der Ballroom – oder Jeremy – bereit sind, die Sache jetzt auf sich beruhen zu lassen. Schon allein deshalb nicht, weil sie wissen, wer sonst noch auf der Liste stand und nicht verurteilt wurde.«
Sie wirkte außerordentlich besorgt, und Zilwicki zuckte mit den Schultern.
»Du magst es nicht, wenn jemand getötet wird.« Sein grollender Bass klang sanft, aber unerbittlich. »Ich auch nicht. Trotzdem mache ich mir keine schlaflosen Nächte wegen irgendwelcher abartiger Bastarde, die in den Gensklavenhandel verwickelt sind – und das solltest du auch nicht.«
»Das tue ich auch nicht«, entgegnete sie mit mattem Lächeln. »Nicht im intellektuellen Sinne jedenfalls, und im philosophischen auch nicht. Aber sosehr ich Sklaverei und jeden, der daran teilhat, auch hasse, tief in mir ist etwas, das auch die Ausübung von ›Gerechtigkeit‹ hasst, wenn sie ohne anständigen Prozess daherkommt.« Ihr Lächeln wurde noch schiefer. »Man sollte doch meinen, dass ich meine Zimperlichkeit überwunden hätte, nachdem ich mich so viele Jahre lang mit blutdürstigen Terroristen abgegeben habe.«
»Zimperlichkeit würde ich das nicht gerade nennen«, verbesserte Zilwicki sie. »Ein Überschuss an Prinzipien vielleicht, aber Prinzipien sind im Großen und Ganzen etwas Gutes.«
»Vielleicht. Aber seien wir ehrlich. Jeremy und ich – und der Ballroom und ich – sind schon zu lange verbündet, als dass ich noch behaupten könnte, ich wüsste nicht, was er und seine ›Mitterroristen‹ so treiben. Oder dass ich es nicht stillschweigend gutheißen würde, indem ich sie unterstütze. Deshalb kann ich mich des Verdachts nicht ganz erwehren, dass meine gegenwärtige … Niedergeschlagenheit zumindest zum Teil daher rührt, dass ich fürchte, diesmal passiert es vor meiner eigenen Haustür. Und das kommt mir ein bisschen heuchlerisch vor.«
»Heuchelei ist das nicht«, widersprach Zilwicki. »Es ist nur natürlich. Und Jeremy weiß, dass du so empfindest.«
»Ja, und?«, fragte sie.
»Und deshalb bezweifle ich, dass er hier im Sternenkönigreich wirklich etwas so Drastisches unternehmen wird, wie du es befürchtest. Jeremy X sähe es gewiss nicht ähnlich, wenn er Gensklavenhändlern oder ihren Kunden mit Milde begegnet. Er ist aber auch dein Freund, und obwohl wir nicht jeden auf der Liste erwischt haben, ist das Sternenkönigreich in Bezug auf Gensklaverei noch immer ein Ausbund an Tugend, verglichen mit der Silesianischen Konföderation oder der Solaren Liga. Ich bin recht zuversichtlich, dass er mit den Sillies und den Sollys, die ebenfalls auf der Liste standen, noch viele Jahre zu tun hat, auch wenn er sein Jagdgebiet nicht auf Manticore ausweitet. Besonders dann, wenn du und ich weiterhin unsere hiesigen Ferkel schön unter Druck setzen, ohne dass er Mettwurst aus ihnen macht.«
»Da könntest du Recht haben«, sagte Lady Cathy, nachdem sie einen Moment lang nachgedacht hatte. »Aber nur, weil er sozusagen eine Einkaufsliste hat, die er nur abarbeiten muss. Und ich bin mir nicht sicher, wie erfolgreich wir den Druck aufrechterhalten können, nun da High Ridge und dieses Erzarschloch MacIntosh es geschafft haben, so gut wie alles unter den Teppich zu kehren.«
»Vergiss New Kiev nicht«, entgegnete Zilwicki, und diesmal drang aus seiner Stimme das wütende Rumpeln eines
Weitere Kostenlose Bücher