Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
halbes Dutzend weitere Berichte vor, die meisten von Unabhängigen, die sie einem unserer Flottenattaches im Kaiserreich gemeldet haben. Die Berichte deuten darauf hin, dass die Andys mit Raketen größerer Reichweite zumindest experimentiert haben. Und wir wissen seit Jahren, dass sie ihre eigenen Raketengondeln entwickeln. Was wir nicht wissen und was ich bisher nicht herausfinden konnte, ist, ob sie nun auch damit begonnen haben, eigene Lenkwaffen-Superdreadnoughts auf Kiel zu legen.«
»Dann suchen Sie eine Möglichkeit, das herauszufinden, wie, ist mir egal«, sagte Janacek streng. Seine Bewertung der nötigen Kampfstärken basierte vor allem auf der Ansicht, dass die RMN ein Monopol auf die neuen Superdreadnought-Typen hatte. Seine Berichte an das Kabinett hatten nicht einmal die Möglichkeit erwogen, dass die Andermaner bereits mit der Konstruktion eigener Lenkwaffen-Superdreadnoughts beginnen könnten.
Es gab auch keinen Grund, das anzusprechen , verteidigte er sich vor sich selbst. Um die Havies müssen wir uns Gedanken machen, nicht um die Andys. Notfalls könnten wir ihnen die ganze Konföderation überlassen, zumindest auf kurze Sicht. Davon abgesehen hatte mir Francis damals kein Wort darüber gesagt.
»Bis dahin«, fuhr er an Chakrabarti gewandt fort, »benötige ich von Ihnen gesicherte Vorschläge über die genaue Stärke, die wir nach Sidemore verlegen müssen.«
»Soll ich vom schlimmstmöglichen Fall ausgehen?«, fragte der Erste Raumlord, und Janacek schüttelte den Kopf.
»Nicht vom schlimmsten. Wir sollten uns nicht bis zur Überreaktion beunruhigen, ohne dass irgendetwas vom Nachrichtendienst bestätigt ist. Gehen Sie von einer gewissen Verbesserung ihrer Kampfkraft aus, aber übertreiben Sie es nicht.«
»Dabei ist noch immer einiges sehr unsicher, Ed«, sagte Chakrabarti, und Janacek runzelte die Stirn. »Ich möchte nur sichergehen, dass meine Vorschläge wirklich auf den Annahmen basieren, von denen ich ausgehen soll«, erwiderte der Admiral.
»Also gut«, gab Janacek nach, »dann gehen Sie davon aus, dass die Andys im Moment einen Stand haben wie wir vor sechs T-Jahren. Keine Lenkwaffen-Superdreadnoughts, keine Geisterreiter, keine LAC-Träger. Aber nehmen Sie an, dass sie ansonsten alles haben, was wir damals hatten, einschließlich der neuen Kompensatoren.«
»Gut«, sagte Chakrabarti mit zufriedenem Nicken. Dann neigte er den Kopf zur Seite. »Auf der Grundlage dieser Annahmen kann ich Ihnen allerdings schon gleich sagen, dass ›ein paar Schlachtgeschwader‹ nicht ausreichen. Nicht, wenn wir so dicht am Hinterhof der Andys spielen wollen.«
»Unsere Mittel sind begrenzt«, erklärte Janacek ihm.
»Das weiß ich. Trotzdem könnten wir in eine Lage geraten, in der uns nichts anderes übrig bleibt, als das eine Loch mit dem anderen zuzustopfen.«
»Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Regierung in der Lage ist, die Situation durch diplomatische Maßnahmen einzudämmen«, sagte Janacek. »Wenn sich herausstellt, dass wir unsere Entschlossenheit wirklich konkret belegen müssen, dann werden wir eben tun, was immer dazu nötig ist.«
»Jawohl, Sir. Aber wenn wir Sidemore in dem Maßstab verstärken, den ich für nötig erachte, um der mutmaßlichen Gefahr begegnen zu können, müssen wir auch jemanden aussuchen, der diese Verstärkung kommandiert. Konteradmiral Hewitt, der gegenwärtige Kommandeur der Station, hat schon ein geringes Dienstalter für den Verband, der ihm dort unterstellt ist. Für einen Verband, der einer unserer drei größten Flottenkommandos sein wird, ist er viel zu rangniedrig, ob wir es nun formell als ›Flotte‹ bezeichnen wollen oder nicht.«
»Hm«, machte Janacek wieder und starrte mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln auf seinen Schreibtisch. Chakrabarti hatte schon Recht. Den neuen Stationskommandeur auszusuchen würde nicht leicht sein. Sidemore hatte sich während des Krieges als nützlich erwiesen, aber kaum als bedeutend oder gar lebenswichtig. Nun, da der Krieg im Grunde gewonnen war, würde Sidemore an strategischer Bedeutung für das Sternenkönigreich eher noch verlieren. Das hieß, dass kein ehrgeiziger Offizier es zu schätzen wüsste, als Kommandeur dorthin abgeschoben zu werden. Und dabei waren die möglichen Fallgruben, die dieses Kommando mit sich brachte, noch gar nicht berücksichtigt.
Trotz allem, was Janacek zu Jurgensen und Chakrabarti gesagt hatte, war er sich recht sicher, dass die Regierung lieber jede unnötige Konfrontation
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