Honor Harrington 14. Honors Krieg
provozieren lassen durfte.
»Hören Sie«, sagte er nach einem Augenblick in vernünftigem Ton, »wir mögen uns nicht. Haben wir nie, werden wir nie. Ich sehe keinen Sinn darin, etwas anderes zuzugeben, schon gar nicht, wenn keine Zeugen zugegen sind.« Er lächelte schmal. »Aber ich versichere Ihnen, ich wäre nicht hier, wenn ich den Grund meines Kommens nicht für so wichtig hielte, dass ich den Streit auf mich nehmen will, in den Sie und ich jedes Mal regelmäßig verfallen.«
»Ich bin sicher, ein Mann Ihrer wohl bekannten Brillanz und Ihres hoch gelobten Intellekts hat sehr viel zu tun«, entgegnete Janacek sarkastisch. »Was könnte mich wohl so wichtig machen, dass Sie Ihre kostbare Zeit in meinem Büro verschwenden?«
Erneut setzte White Haven zu einer hitzigen Erwiderung an, nur um sie sich zu verbeißen.
»Ich hätte tatsächlich einiges zu erledigen«, räumte er ein. »Aber nichts davon ist so wichtig wie der Grund meines Hierseins. Wenn Sie mir zehn Minuten Ihrer Zeit schenken, ohne dass wir uns gegenseitig anfahren wie zwo Spielplatzrabauken, dann können wir das Thema vielleicht abhaken, und ich kann gehen.«
»Mir ist alles recht, was zu diesem Ergebnis führt«, schnaubte Janacek. Er neigte den Sessel nach hinten und lenkte dadurch absichtlich die Aufmerksamkeit darauf, dass er seinem ›Gast‹ keinen Platz anbot. »Was haben Sie denn auf dem Herzen, Mylord?«
»Silesia«, sagte White Haven knapp, die Augen hart, als Janacek ihn vor seinem Schreibtisch stehen ließ wie einen Subalternoffizier, den er zum Rapport bestellt hatte. Der Earl erwog, Janacek die Stirn zu bieten und sich trotzdem zu setzen. Doch stattdessen ermahnte er sich noch einmal, dass einer von ihnen sich schließlich wie ein Erwachsener benehmen müsse.
»Ach ja, Silesia.« Janacek grinste gehässig. »Admiral Harringtons Kommando.«
Was er damit andeutete, war kristallklar, und White Haven empfand frische, weiß glühende Wut. Sie gleich im Keime zu ersticken war weit schwieriger, doch es gelang ihm – knapp –, und er zwang sich dazu, nur dazustehen und den Ersten Lord mit kalten Blicken zu durchbohren.
»Also«, sagte Janacek schließlich mit einer Stimme, die gereizt klang vom eisigen Gewicht des berüchtigten Alexander-Funkelns, »was ist mit Silesia?«
»Ich mache mir Sorgen, was die Republik dort draußen vorhaben könnte«, entgegnete White Haven tonlos, und Janaceks Gesicht verdunkelte sich vor Zorn.
»Und wie, wenn ich fragen darf«, knirschte er, »kommen Sie zu der Annahme, dass die Republik irgendetwas in Silesia vorhat, Mylord?«
»Privatkorrespondenz«, antwortete White Haven knapp.
»›Privatkorrespondenz‹ von Admiral Harrington, nehme ich an.« Janaceks Augen waren hart geworden wie Feuerstein. »Korrespondenz, in der sensible Informationen an einen Offizier weitergegeben werden, der aufgrund der Sicherheitsvorschriften gar nicht davon erfahren müsste und überdies nicht einmal aktiv ist!«
»Sicherheitserwägungen spielen hier keine Rolle«, gab White Haven zurück. »Die Informationen, die mir die Herzogin von Harrington mitgeteilt hat, unterlagen nie der Geheimhaltung, und das tun sie auch jetzt nicht. Selbst wenn es so wäre, Mylord, würden Sie wohl feststellen, dass meine Unbedenklichkeitsbescheinigungen als Geheimnisträger nach wie vor in Kraft sind. Und als Angehöriger des Flottenausschusses im Oberhaus habe ich ›fundierte Gründe, davon zu erfahren‹ – Gründe, die die übliche Struktur der Navy übersteigen.«
»Fangen Sie bloß nicht mit technischen Haarspaltereien an, Mylord!« Janacek sah ihn hasserfüllt an.
»Das sind keine Haarspaltereien. Und wie wir beide wissen, spielt es hier auch überhaupt keine Rolle, ob die Herzogin von Harrington nun eine Sicherheitsvorschrift gebrochen hat oder nicht. Wenn Sie das glauben, sollten Sie wohl entsprechende Anklagen einbringen. Ich würde es Ihnen nicht empfehlen, denn wir beide wissen, wozu das führen würde. Aber die Entscheidung liegt selbstverständlich bei Ihnen. Wichtig ist im Augenblick nur, wie Sie auf ihren Bericht zu reagieren gedenken.«
»Das ist nicht Ihre Angelegenheit, Mylord«, entgegnete Janacek.
»Da irren Sie sich«, widersprach White Haven ihm rundweg. »Soweit ich weiß, sind Sie dem Premierminister verantwortlich, nicht aber der Königin. Ihre Majestät befindet sich aber ebenfalls im Besitz besagter Informationen.« Janacek riss die Augen auf, und der Earl fuhr in unverändertem, geradezu roboterhaftem
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