Honor Harrington 14. Honors Krieg
Flotte in der Nähe zu halten – für den Fall, dass die Graysons erheblich schneller schalten, als wir ihnen zutrauen.«
»Dieser Gedanke hat gewiss etwas für sich«, sagte Giscard und winkte seinem Stabschef ab, als Gozzi etwas erwidern wollte. »Trotzdem ist die mögliche Reaktion Graysons eines der Risiken, die wir einfach auf uns nehmen müssen. Ich glaube, die Fachleute des FND können recht genau einschätzen, wie rasch Grayson reagieren wird, sollte es bemerken, dass eine Offensive stattfindet. Ich glaube ferner, dass der FND auch Janaceks Haltung gegenüber Grayson richtig beurteilt. Er verabscheut die Graysons als emporgekommene Neobarbaren ohne Respekt vor den Überlegenen wie ihm, also wird er sie nie und nimmer um Verstärkung für seine Verbände bitten. Zum Teufel, die Graysons tauchen in seinen Ausweichplänen wahrscheinlich gar nicht auf! Und dabei ist noch nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass High Ridge und Janacek sich die Graysons in einem Ausmaß entfremdet haben könnten, bei dem Benjamin Mayhew eventuell ohnehin nur zögernd reagieren würde.«
»Bei allem gebotenen Respekt vor dem Flottennachrichtendienst, Admiral, aber auf letzteren Punkt würde ich mich nicht allzu sehr verlassen. Sicher ist es zulässig, in Begriffen der physischen Begrenzungen zu denken, was die Reaktionszeit angeht, aber Manticore und Grayson haben nichtsdestoweniger sehr viel gemeinsam durchgestanden. Ich glaube nicht daran, dass Benjamin seine Verbündeten hängen lässt. Schon gar nicht, wenn wir der Aggressor sind.«
Giscard musterte Forakers Stabschef nachdenklich und zuckte schließlich mit den Schultern.
»Ich wollte das Thema eigentlich nicht anschneiden«, sagte er. »Und ich verlasse mich darauf, dass das Gesagte diese Abteilung nicht verlässt.«
Er schwieg, bis alle genickt hatten.
»Also schön. Captain Anders mag mit seiner Einschätzung der Beziehungen zwischen Grayson und dem Sternenkönigreich durchaus richtig liegen. Ich muss zugeben, dass Minister Theisman mir gesagt hat, die Spezialisten beim FND und dem Geheimdienst seien sehr geteilter Meinung, wie schlecht die Beziehungen zwischen dem Protector und der Regierung High Ridge wirklich geworden sind. Jedoch gibt es zumindest einige deutliche Hinweise darauf, dass die Manticoranische Allianz nicht mehr so … fest gefügt ist wie früher. Insbesondere«, fügte er hinzu, als am Tisch die Augen spekulierend zusammengekniffen wurden, »stehen wir in Kontakt mit der Republik von Erewhon. Natürlich hat niemand mit den Erewhonern über Fall Rot Alfa gesprochen, aber letzte Woche hat der erewhonische Botschafter ein vorläufiges Abkommen über eine defensive Militärallianz mit uns abgezeichnet.«
»Erewhon tritt zu uns über?«, fragte Lester Tourville in sehr beherrschtem Ton; offensichtlich konnte er nicht glauben, richtig gehört zu haben.
»So hat man es mir versichert«, entgegnete Giscard. »Man kann davon auf keinen Fall auf das Verhalten der Graysons schließen. Und man hat mir nicht einmal angedeutet, dass wir auch nur diplomatischen Kontakt mit Jelzins Stern hätten. Aber wenn Erewhon eigene Abkommen mit uns treffen will, dann würde ich das ein sicheres Zeichen dafür nennen, dass High Ridge es geschafft hat, seinem Bündnissystem weitaus mehr Schaden zuzufügen, als er wahrscheinlich ahnt.«
»So kann man es natürlich auch ausdrücken, Sir«, schnaubte Anders. »Besonders, wenn man sowieso zum Understatement neigt!« Er hielt inne, dachte angestrengt nach und zuckte mit den Achseln. »Also schön, Sir. Ich mache mir immer noch Sorgen, was Grayson tun wird, aber ich will zugeben, dass die Manticoranische Allianz offenbar viel mehr Sand im Getriebe hat, als ich gedacht hätte.«
»Und auf mehr können wir wahrscheinlich auch nicht hoffen«, entgegnete Giscard schulterzuckend. »Wir können, ganz gleich, was wir tun, nicht allen Unsicherheiten ausweichen. Jeder, der etwas anderes glaubt, träumt. Aber ich habe das Gefühl, dass dieser Operationsplan uns die besten Siegeschancen bietet, wenn wir tatsächlich gezwungen sind, die Feindseligkeiten wiederaufzunehmen.«
Mehrere Stunden danach beobachtete Shannon Foraker durch das Fenster ihrer Pinasse, wie die Sovereign of Space die Umlaufbahn verließ und vom Planeten Haven weg zum Rest der Ersten Flotte beschleunigte.
Es fiel ihr schwer, das Schiff ziehen zu sehen. Schwerer, als sie erwartet hätte.
»Sie geben sie wohl nicht gern auf, Ma'am?«, fragte
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