Honor Harrington 14. Honors Krieg
zur vorbereitenden Verlegung erteilt.«
»Klingt wirklich, als würde es noch heikler«, sagte Captain DeLaney mit unglücklich verzogenem Gesicht, und Tourville nickte seiner Stabschefin zustimmend zu.
»Genau das wollte ich auch gerade sagen.«
»Niemand von uns ist sonderlich entzückt über die Lage, das weiß ich«, sagte Giscard, ein gewaltiges Understatement, »aber wenigstens bekommen Sie ein Kommando der Art, auf die Sie sich am besten verstehen: detachiert und unabhängig.«
»›Detachiert‹!«, schnaubte Tourville. »Das ist allerdings eine gute Beschreibung. Wer hatte eigentlich diese glänzende Idee?«
»Das wurde mir nicht ausdrücklich verraten«, erwiderte Giscard mit einem feinen Lächeln. »Doch nach dieser Einschränkung würde ich sagen, der Plan trägt die Handschrift von Linda Trenis.«
»Das passt. Linda war schon immer schlauer, als gut für sie ist.«
»Sie glauben nicht, dass es funktionieren wird?«, fragte Giscard, eine Braue hochgezogen, und Tourville paffte kurz an seiner Zigarre, bevor er achselzuckend antwortete.
»Ich denke schon, dass der Plan funktionieren wird«, räumte er ein. »Am meisten stört mich daran, dass das Entsenden der Zwoten Flotte bis nach Silesia nichts Gutes ahnen lässt: Offenbar denkt jemand weitaus ernsthafter als vorher darüber nach, eine ziemlich gefährliche Nacht wieder auszugraben – eine Sache, bei der wir meiner Ansicht nach alle froh sind, dass sie unter der Erde liegt.«
»Mir kommt es genauso vor«, warf Foraker ein. »Das ist ein Grund, weshalb mir der ganze Umgruppierungsplan Kopfzerbrechen bereitet.«
Noch während sie sprach, ging ihr durch den Kopf, wie unfassbar gefährlich es für einen Flaggoffizier unter dem Komitee für Öffentliche Sicherheit gewesen wäre, Bedenken über Orders zu äußern. Doch sie diente nicht dem Komitee – das war das Wichtigste.
»Ich glaube nicht, dass in Nouveau Paris irgendjemand eine mögliche Wiederaufnahme der Feindseligkeiten auf die leichte Schulter nimmt«, sagte Giscard. »Minister Theisman ganz bestimmt nicht, das wissen wir wohl alle.« Er blickte Tourville und Foraker an, bis beide genickt hatten, und hob die Schultern. »Gleichzeitig ist es seine Pflicht – und die unsere –, bereit zu sein, wenn es zum Schlimmsten kommt. Haben Sie auf dieser Grundlage noch weitere Bedenken, Lester?«
»Von den Bedenken abgesehen, die wohl jeder von uns hätte, wenn er sich so weit von unseren Nachschubbasen entfernt mit jemandem wie Harrington anlegen soll, nein«, räumte Tourville ein. »Mir gefällt es, dass ich ohne einen ausdrücklichen Befehl aus der Heimat nichts anfangen muss. Wenigstens brauchen wir uns dann keine Sorgen zu machen, dass ich einen Krieg vom Zaun breche, nur weil mich der Befehl, Frieden zu halten, nicht rechtzeitig erreicht hat!«
»Shannon?«
»Ich«, sagte Foraker widerwillig, »hätte tatsächlich einige Bedenken.«
»Aha?« Giscard sah sie nachdenklich an. »Was für Bedenken?«
»Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir das Risiko eingehen, uns strategisch zu übernehmen«, sagte sie. »In den meisten Aspekten muss ich zustimmen, dass Fall Rot … elegant ist, ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Der Plan erfordert aber ein Ausmaß an Koordination, das mir nicht behagt. Gleichzeitig vermeidet er den Fehler, den die Legislaturisten begingen, indem sie detachierte Verbände einsetzten, die aufgrund der großen Entfernung zueinander nicht miteinander kommunizieren konnten. Außer natürlich der Zwoten Flotte.«
Giscard nickte. Sobald diese Konferenz zu Ende wäre, würde er mit der neu geschaffenen Ersten Flotte das Haven-System verlassen und zur neuen Station nach SXR-136-23 aufbrechen. Diese Sonne hatte nie einen Namen erhalten, der ihre Katalognummer ersetzte, weil es an dem völlig nutzlosen Roten Riesenstern nichts gab, was jemanden zu ihm hinlocken konnte – nicht einmal Planeten. Allerdings bot er den perfekten Ankerplatz, um unbemerkt eine Flotte zu parken. Dieser Rote Riese war zufällig keine vierzig Lichtjahre von Trevors Stern entfernt.
Die Versorgungsschiffe der Ersten Flotte waren bereits an Ort und Stelle; sie umkreisten das trübe Feuer von SXR-136-23 mit genügend Nachschub und Ersatzteilen, um den Bedarf der ganzen Flotte an der Station bis zu sechs Monate lang zu decken. Sollte es sich als notwendig erweisen, die Erste Flotte länger als ein halbes Jahr dort zu stationieren, so konnte der Flottentross Schiffe entsenden, die das nötige
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