Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
aufnahm, um Beth ein weiteres Ereifern zu ersparen, »fühlen die Wahren Gläubigen von Masada sich sogar geehrt, wenn sie glauben, dass jemand, der die echte Macht in der Hand hält, den weiten Weg kommt, um sie zu sehen.«
Er überlegte und schüttelte entschieden den Kopf.
»Der Plan ist hirnrissig, Beth. Es sind so viele Informationen verfügbar, die jeden Versuch untergraben, dich wie eine ›Bruthenne‹ mit dem richtigen Stammbaum aussehen zu lassen. Jedenfalls werde ich bloß ein Midshipman sein. Mit diesem Rang werde ich kaum jemanden beeindrucken.«
»Im Gegenteil«, entgegnete Beth, indem sie Michaels erstes Argument ignorierte und sich ganz auf das zweite konzentrierte, »vielleicht beeindruckst du die Masadaner doch. In ihrer Gesellschaft zählt Härte als Tugend, und man glaubt, dass Gott den Erfolg vorherbestimmt und Erfolg der Beweis ist, dass Gott jemanden schätzt. Die Gesellschaft ist kriegerisch, und ihre Anführer kämpfen nicht nur in der politischen Arena, sondern führen auch auf dem Schlachtfeld.«
»Ein Prinz, der ›Krieger‹ genug ist, um die Akademie zu durchlaufen und als Raumkadett dient, könnte sie also beeindrucken?«, fragte Michael skeptisch.
»Sagen wir einfach, es kann nicht schaden«, versicherte ihm Beth.
Michael beschloss, später darüber nachzudenken, und wandte sich dem zu, was er wirklich wissen musste. Er vermutete, dass Elizabeths Ratgeber es vorgezogen hätten, wenn er vom diplomatischen Korps eingewiesen worden wäre und nicht von der Königin – nur für den Fall, dass sie andere Schwerpunkte setzte.
»Wie viel soll ich denn tun, wenn ich dort bin? Und wo wir schon dabei sind, wird die Navy informiert, dass ich einen ›zwoten Hut‹ tragen muss?«
Beths Antwort war genauso direkt.
»Du wirst mit den Diplomaten kooperieren, soweit es angemessen erscheint. Gib auf keinen Fall jemandem ein Versprechen – weder in meinem noch in deinem Namen.«
Michael riss erstaunt die dunkelbraunen Augen auf.
»Als ob ich das täte!«
»Ich weiß, dass du nicht so dumm bist«, entgegnete Beth leise, »aber du wärst erstaunt, wie viele Leute das nicht glauben.«
Michael verbarg seine Reaktion, indem er einige Bauern in ihre samtgepolsterten Fächer drückte. Seit dem Tag von Elizabeths Krönung hatte er Beth und ihre Politik stets unterstützt. Dass jemand annehmen konnte, er würde sich ihre Autorität anmaßen, erboste ihn zutiefst.
Beth gab vor, nicht zu bemerken, wie sehr ihn traf, was sie ihm offenbart hatte. »Was die Navy angeht«, fuhr Beth fort, »so wird der Kommandant der Intransigent ersucht, dich für bestimmte gesellschaftliche und diplomatische Empfänge freizustellen, sobald das Schiff im Endicott-System eingetroffen ist. Commander Boniece, dem Captain der Intransigent , wird allerdings zugesichert, dass dein ›zweiter Hut‹ dich nicht von deinen Pflichten als Offizier der Königin ablenken darf. Alle diplomatischen Besprechungen vor der Ankunft bei Masada, bei denen deine Anwesenheit als erforderlich betrachtet wird, sind daher in deine Freizeit zu legen.«
Nach dreieinhalb T-Jahren auf der Akademie wusste Michael recht genau, wie wenig Freizeit ein Raumkadett besaß. Er unterdrückte ein Aufstöhnen.
»Ich lebe für den Dienst an meiner Königin«, sagte er bemüht fröhlich.
Beth streckte den Arm aus und tätschelte ihm die Hand.
»Danke, Michael. In ein paar Jahren wird das Sternenkönigreich alle Freunde brauchen, die wir bekommen können. Wer weiß? Vielleicht gelingt es uns mit deiner Hilfe, sowohl Masada als auch Grayson auf unsere Seite zu ziehen.«
»Genau«, sagte Michael und blickte die schwarze Königin an, die einsam und verloren an ihrem Rand des Spielbretts stand. »Vielleicht klappt das ja.«
Dinah, die älteste Frau Ephraims, war zwei Jahre jünger als ihr Gatte. Er hatte sie geheiratet, als sie fünfzehn und er siebzehn war. Ihr erstgeborener Sohn Gideon hatte bereits eine vielköpfige eigene Brut gezeugt; einige seiner Söhne erreichten bald das Alter, in dem sie ihrem Vater an Bord seines Schiffes als Besatzungsmitglieder dienen konnten, wie Gideon einst Ephraim gedient hatte.
Die älteste Frau blickte die rebellische jüngste an, und ihr Zorn war offenkundig.
»Was machst du denn da?«, wiederholte Dinah.
Judith erwiderte ihren Blick so ruhig sie konnte, doch es war gar nicht einfach, diesen stahlgrauen Augen standzuhalten. Judith war zehn gewesen, als Ephraim sie in sein Haus brachte. In den beiden
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