Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Aufklärung havenitischer Anlagen und feindlichen Geräts bis zur Personenbergung. Manchmal mussten Überläufer herausgebracht werden, Zellen in Sicherheit geschafft, gelegentlich ein Maulwurf gerettet werden. Es gab einen manticoranischen Agenten namens Covilla, der seit Jahren aus tiefstem havenitischem Hoheitsraum Informationen lieferte. Dieser Agent gehörte zu den Überlebenskünstlern, aber nicht alle waren so fähig wie er. Oder hatten so viel Glück.
In ihrem Amt für Systemsicherheit verfügte die Volksrepublik Haven über einige recht gewitzte Spionageabwehrspezialisten, die sich wunderbar darauf verstanden, in Zellen einzusickern und Nachrichtenwege auffliegen zu lassen. Nur zu oft spazierte ein armes, nichtsahnendes CIT in ein Gebäude, das ein sicheres Haus sein sollte, nur um herauszufinden, dass ›sicher‹ ein relativer Begriff ist.
Bislang hatten sich Gonzalvez und Mullins diesem Schicksal entziehen können. Ob es an Johns Gewohnheit lag, niemals dem äußeren Anschein zu glauben, oder an Gonzos Fähigkeit, mit dem Wurf einer Münze jede Information herauszubekommen, die er brauchte – zusammen hatten sie jeden Einsatz überlebt, obwohl sie mehr als einmal in haarige Situationen geraten waren. Und wenn nichts mehr ging, hatten sie mehrmals bewiesen, dass sie, so unerschütterlich oder bekloppt sie auch sein mochten, handwerklich sehr geschickt waren, wie man es ausdrückte: Die sehr wenigen Momente, in denen es zu Gewaltanwendung gekommen war, hatten sie stets zu ihren Gunsten entscheiden können.
Trotzdem wollte Mullins nicht nach Praha.
»Wie sollen wir dahin kommen?«, fragte er und trank mit einer Grimasse das Bier aus. Eigentlich wäre es nicht besonders schwer gewesen, die Lebensbedingungen auf Seaford zu verbessern, doch dass auf der Basis Einsickerungsteams stationiert waren, war so geheim, dass es unmöglich war, sich bei den richtigen Leuten zu beschweren. »Herr Minister, wir müssen die Lebensbedingungen auf Seaford Neun verbessern.« – »Und warum?« – »Tja …«
»Wir sind hier nicht im Basilisk- oder Manticore-System; wir können nicht einfach an Bord eines Frachters gehen. Woher kommen die Reisedokumente? Die Utensilien für unsere Tarngeschichte? Woher bekommen wir havenitische Ausweischips?«
»Ach nun«, sagte Charles grinsend, »das ist überhaupt kein Problem, alter Junge. Sagen wir einfach, Q hat ein paar Dateien auf seinem Computer, von denen er nicht will, dass sie allgemein bekannt werden.«
»Na ja, geht das nicht jedem so?«, entgegnete Mullins. »Aber … warte mal … du hast Qs Computer geknackt?«
»Langeweile bekommt mir eben nicht, alter Junge«, sagte sein Partner. »Ich habe ihn – höflich – um ein aktualisiertes Verhörpack gebeten . Als er ablehnte, konnte ich das doch nur als Herausforderung betrachten, oder? Ich habe wirklich nur nach Lagerbestandsdaten gesucht. Woher sollte ich wissen, dass er eine Schwäche für kleine Tierchen hat.«
Mullins verbiss sich ein Lachen und schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich dein Ernst.«
»Abscheulich, aber wahr«, sagte Charles und trank einen großen Schluck Bier. »Also, wollen wir die nächsten paar Monate hier in dieser verfluchten Sauna herumsitzen, oder was?«
»Was wäre denn so falsch daran, mal nach Hause zu fahren?«, fragte Mullins. »Du gehst nach Manticore und lustwandelst auf euren Familiengütern, und ich …«
»… gehe nach Hause auf die Farm?«, fragte Gonzo grinsend. »Streifst durch die Kneipen und protzt nicht mit der Uniform, die du nicht tragen darfst? Beeindruckst die Mädchen nicht mit den Orden, die du nicht zeigen kannst?«
»Ach, halt’s Maul.«
»Wir könnten natürlich auch an die Südküste fahren und am Strand rumhängen«, fuhr Charles fort. »Gucken den ganzen Matrosen zu, die in ihrer Uniform rumlaufen und erzählen, wie sie alle mit dem Salamander bei Basilisk und Hancock Station gekämpft haben – sie alle . Wie sie ihre nicht vorhandenen Muskeln spielen lassen und ihre jämmerliche Sammlung von Ordensbändern für gute Führung spreizen.«
»Ich weiß, was du meinst …«
»Während die Mädels ooh und aah machen …«
»Na gut …«
»Dann gehen wir an die Theke und sehen zu, wie der Wirt ihnen die Bierkrüge für lau nachfüllt …«
»Ich verstehe schon …«
»Während wir unsere schönen Dollars für ein überteuertes Bier der Marke Sex in einem Kanu aus dem Fenster werfen …«
»Stimmt schon …«
»Du weißt schon, sehr dicht am Wasser
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