Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Chemiewerk gelegt. Als wir in der Falle saßen, hat er sie ausgelöst. Die Polizei hatte dann Wichtigeres zu tun, als eine Stripperin zu jagen, die vielleicht einen der Verdächtigen gesehen hatte, nach denen sie fahnden. Und natürlich bin ich sehr eng mit einem der hiesigen Anführer des Widerstands befreundet.«
»Sehr eng?«, fragte Mullins.
»Mehr interessiert dich wohl nicht?«, fragte sie enerviert. »Wenn du dir über jeden meiner Freunde Gedanken machen willst, dann kommst du zu nichts anderem mehr. Ich habe viele Freunde, verstanden?«
»Verstanden«, sagte Mullins achselzuckend. »Solange wir dich nur vom Planeten schaffen, bevor deine Freunde dich nicht mehr am Leben halten können.«
»Ich bin widerstrebend zu dem gleichen Schluss gekommen«, sagte sie.
»Auf wen ist dieses Fahrzeug zugelassen?«, erkundigte sich Mullins, als ein Polizeibus vor ihnen durch eine Kreuzung schoss; sein Bordcomputer musste ihre Zulassung automatisch im Vorbeiflug abgefragt haben.
»Die Tochter des hiesigen SyS-Kommandeurs«, antwortete Rachel mit einem milden Lächeln. »Solange wir nicht in eine weitere Straßensperre kommen, passiert uns nichts.«
Sie bog schließlich in einen weiteren mehrstöckigen Parkplatz ab und stellte den Wagen in eine entlegene Ecke.
»Sie werden uns wieder erfassen, sobald die Satellitendaten ausgewertet sind«, sagte sie und stieg aus. »Wir müssen deshalb wieder in den Untergrund.«
Kapitel 7:
Eine schlechte Idee, die funktioniert, ist keine schlechte Idee
John blickte auf die dunklen Holzwände des Aufzugs und schüttelte den Kopf. »Wohin genau fahren wir eigentlich?«
Von dem zurückgelassenen Wagen aus waren sie nur ein kurzes Stück gegangen, was im Allgemeinen keine gute Idee war: Sie hatten das Parkhaus im Keller verlassen und ein paar Tunnel durchquert, dann waren sie in einem anderen Keller, der mit den Industriewaschmaschinen voll gestellt war, wie man sie aus Hotels kannte, in den Aufzug gestiegen. Wenn sie allerdings in einem Hotel waren, dann in einem hochwertigeren Etablissement als jedem, das Mullins auf Praha bisher gesehen hatte.
»Früher war es die VIP-Unterkunft für Legislaturisten auf der Durchreise«, erklärte Rachel. »Die SyS hat es übernommen, und es dient ihr mehr oder minder zum gleichen Zweck.«
»Sie meinen, wir sind in einem SyS-Gebäude?«, fuhr Gonzalvez auf. »Sind Sie verrückt geworden, Lady?«
»Nein«, entgegnete sie, »ich habe hier ein Apartment.«
Mullins spannte sich einen Augenblick lang an, dann beschloss er, sie am Leben zu lassen. »Wie das?«
»Was meinst du denn wohl, Johnny?«, entgegnete sie, als die Türen sich öffneten. »Sagen wir einfach, ein hiesiger SyS-Offizier hält mich darin aus.«
»Und wenn er zufällig vorbeikommt?«, fragte Mládek, während sie in die Liftkabine stiegen. »Sollen wir uns dann im Kleiderschrank verstecken, oder was?«
»Er wird nicht zufällig vorbeikommen«, erwiderte Rachel. »Im Moment ist er gar nicht auf Praha. Und es weiß zwar jeder, wieso er das Apartment unterhält, aber nicht, für wen, und er ist der stellvertretende SyS-Kommandeur von Praha. Folglich wird niemand seine Mätresse behelligen. Niemand, der nicht auf Hades landen will. Und wenn ihr eine bessere Idee habt, wo ich euch verstecken soll – nun gut, ich stehe anderen Vorschlägen aufgeschlossen gegenüber.«
Als die Türen sich auf den Korridor öffneten, war keine Zeit mehr für Diskussionen. Rachel streckte den Kopf heraus und winkte den anderen, die Luft sei rein. Nach wenigen Metern standen sie vor einer Tür, die Rachel mit ihrem Kodeschlüssel öffnete.
Das Apartment war groß und luftig und erstreckte sich über zwei Etagen; aus der Galerie im oberen Stockwerk blickte man in den Eingangsflur. Ein Wandgemälde zeigte eine ländliche Szene am Fluss Praha, und die Möbel sahen nach altirdischen Antiquitäten aus. Ein kurzer Rundgang, bei dem Charles sorgfältig nach Spitzelgerät suchte, enthüllte allerorten ähnlichen Luxus: darunter einen Whirlpool, eine Dusche, die groß genug war für einen Zug betrunkener Marineinfanteristen, eine versenkte Badewanne, eine Sammlung von ›Erwachsenenspielzeug‹, die eine Auswahl wie ein Kaufhaus bot, und eine Massagedusche.
»Warum eine Massagedusche?«, fragte er, als er in die erlesen ausgestattete Küche kam.
»Für mich muss ja auch was da sein«, entgegnete Rachel. Sie machte ein Sandwich, das aus zwei Scheiben Toastbrot bestand, einem Haufen Luzernesprossen und
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