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Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Titel: Honor Harrington 17. Um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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während sie hindurchschritt. Er nahm kurz Haltung an, nickte Honor zu und verließ ebenfalls den Raum. Honor wusste, dass er sie draußen erwarten würde, wenn sie ging, ganz gleich, wie lange sie blieb. Das war seine Aufgabe, selbst hier mitten im Palast des Protectors, wo es unwahrscheinlich dünkte, dass irgendwo ein verzweifelter Attentäter lauerte.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, blickte sie ihre Zuhörerschaft in dem großen, plötzlich viel ruhigeren Zimmer an.
    »Lawrence, Arabella«, sagte sie zu den jüngsten Mayhews, »ihr habt dieses Buch noch nie vorgelesen gekommen, aber ich glaube, ihr seid nun groß genug, um euren Spaß daran zu haben. Es ist ein ganz besonderes Buch. Es wurde vor langer, langer Zeit geschrieben, ehe je ein Mensch Alterde verließ.«
    Lawrence riss die Augen ein kleines Stück weit auf. Er war ein frühreifes Kind, und er liebte es, wenn man ihm von der Geschichte der alten Heimatwelt aller Menschen erzählte.
    »Das Buch heißt David und der Phönix «, fuhr sie fort, »und es war immer eines meiner Lieblingsbücher. Als meine Mutter noch ein kleines Mädchen war, hat sie es auch geliebt. Ihr müsst sehr achtsam zuhören. Es ist auf Standardenglisch, aber einige Wörter haben sich verändert, seit es geschrieben wurde. Wenn ihr ein Wort nicht versteht, dann unterbrecht mich und fragt, was es bedeutet. Alles klar?«
    Die beiden Kleinen nickten ernst, und Honor erwiderte das Nicken. Dann schlug sie das Buch auf.
    Aus den Seiten erhob sich wie geheimer Weihrauch ein Geruch nach altem Papier und alter Druckfarbe, der in der modernen Welt fehl am Platze wirkte. Honor sog ihn tief in die Nase und erinnerte sich an kostbare Momente an verregneten sphinxianischen Nachmittagen und kalten sphinxianischen Abenden und an das Gefühl völliger Sicherheit und völligen Friedens, auf das die Kindheit ein Monopol hat.
    » David und der Phönix , von Edward Ormondroyd«, las sie vor. »Erstes Kapitel, worin David bergsteigen geht und eine geheimnisvolle Stimme hört.«
    Sie blickte auf, und ihre schokoladenbraunen, mandelförmigen Augen lächelten, während die Kinder sich behaglich zurücksinken ließen, ohne sie ein einziges Mal aus den Augen zu lassen.
    »Den ganzen Weg lang hatte David sich diesen Augenblick aufgespart«, begann sie, »und den Wunsch unterdrückt hinzusehen, ehe der Moment richtig war. Als der Wagen schließlich anhielt, stiegen die anderen steif aus und gingen in das neue Haus. Aber David schlenderte langsam in den Garten dahinter, und seine Augen hingen am Boden. Eine ganze Minute stand er da und wagte nicht aufzublicken. Dann atmete er tief durch, ballte fest die Fäuste und hob den Kopf.
    Da war er! – Ganz wie Vater ihn beschrieben hatte, aber unermesslich größer. Vom Boden des Tals erhob er sich, schön geformt und emporstrebend, so hoch, dass seine neblige blaue Spitze sich mit den Sternen bestimmt auf gleicher Augenhöhe unterhalten konnte. Für David, der noch nie einen Berg gesehen hatte, war der Anblick fast mehr, als er verkraften konnte. Er fühlte sich so beengt und zittrig, dass er nicht wusste, ob er lachen wollte oder weinen oder beides zugleich. Aber das wirklich Wunderbare an dem Berg war die Art, wie der Berg ihn ansah. David war sicher, dass er ihn anlächelte wie ein alter Freund, der jahrelang auf ein Wiedersehen gewartet hatte. Und als er die Augen schloss, glaubte er eine Stimme zu hören, die ihm zuflüsterte: ›Na, dann komm schon, und klettere.‹«
    Sie blickte wieder auf und spürte, wie die Kinder sich ihr immer enger zuwandten, während die alten Worte über sie hinwegzogen. Sie spürte auch Nimitz, der zusammen mit ihr an die Stimme ihrer Mutter dachte, wie sie Honor die gleiche Geschichte vorlas, und sich an andere Berge erinnerte, die noch größer waren als der alte Berg in Davids Buch, an lange Wanderungen – die Erinnerungen stammten von ihm – und die Vorfreude auf neue.
    »Er hätte einfach losgehen können!«, fuhr sie fort. »Eine Hecke umgab den Garten (und ein Teil der Hecke wuchs direkt über die Zehen des Berges), aber …«
     
     
     
     
    »Ich nehme wohl an, es wäre zu viel erhofft, dass sie alle schlafen?«
    »Da nimmst du richtig an«, antwortete Honor trocken, während sie zwischen den massigen, verzierten Türflügeln aus polierter Eiche in die ausgedehnte Halle kam, die von den Palastführern bescheiden als ›die Bibliothek‹ bezeichnet wurde. »Nicht dass du wirklich etwas anderes erwartet

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