Honor Harrington 17. Um jeden Preis
seidene Laken und dergleichen.«
»Meine Güte, Sie wissen aber, wie Sie einer Informantin ihre Mühen vergelten, was?« In ihren strahlenden blauen Augen lag ein ganz schwacher Anklang stählerner Härte, als sie ihn über den Tisch hinweg anblickte.
»Ich gebe mir Mühe«, sagte er und machte keinen Versuch, die Andeutung abzustreiten. Ihm wäre ohnehin kein Erfolg beschieden gewesen. Außerdem hatte die Gräfin Fairburn ihn mindestens genauso oft benutzt wie er sie. Die angebliche Liebesaffäre zwischen Harrington und White Haven kam ihm neben anderen, ähnlichen Lappalien in den Sinn.
»Und Sie haben damit Erfolg«, erwiderte sie, während sie von ihrem Wein trank. Sie lächelte. »Und da Sie sich wieder selbst übertroffen haben, um einen angenehmen Abend zu arrangieren, sollten wir vielleicht anfangen und die schmutzigen Einzelheiten hinter uns bringen.«
»Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee«, stimmte er ihr zu. »Der Grund für die Devise, erst das Geschäft, dann das Vergnügen, liegt doch nur darin, dass man Ersteres erledigt, um sich dann ganz und angemessen Letzterem widmen zu können.«
»Ich begreife, warum Sie in einem Beruf, in dem man mit Worten umgehen können muss, so erfolgreich sind.« Sie stellte das Weinglas auf den Tisch. »Also schön. In gewisser Hinsicht ist es nur eine kleine Einzelheit, aber ich gebe zu, es verschafft mir eine gewisse Genugtuung, sie an Sie weiterreichen zu können. Schließlich hätte es keinen großen Sinn, wenn ich so täte, als wäre ich nicht aus tiefstem Herzen rachlüstern.«
Sie lächelte wieder, aber diesmal lag keinerlei Heiterkeit in ihrem Gesicht.
»Das lässt Schlimmes ahnen«, sagte er leichthin, während er sie vorsichtig musterte.
»Oh, das ist richtig … für einige. Nach dem unglückseligen kleinen Fiasko letztes Jahr werden Sie sich die Information von unabhängiger Seite bestätigen lassen wollen, wie sie etwas damit anfangen.« Als sie das ›Fiasko‹ ansprach, kniff er die Augen zusammen, und sie lachte stillvergnügt in sich hinein. »Zufällig ist mir zu Ohren gekommen«, sagte sie, »dass die heldenhafte Herzogin von Harrington vor ihrem Aufbruch nach Trevors Stern das Briarwood Center aufgesucht hat.«
Hayes stutzte.
»Briarwood? Das Fortpflanzungszentrum?«, wiederholte er nach einem Augenblick.
»Genau. Nun ist es natürlich möglich, dass sie dort war, um die Ärzte wegen eines Fruchtbarkeitsproblems zu konsultieren. Angesichts ihres Berufes und ihrer gegenwärtigen Pflichten erscheint das allerdings ein wenig unwahrscheinlich. Aber wie auch immer, dem kleinen Vogel nach, der mir ins Ohr gesungen hat, war Harrington zu einem ambulanten Routineeingriff dort. Sie hat sich einen Fötus entnehmen lassen, damit er in vitro heranwächst.«
Hayes blickte sie an, die Augen enger zusammengekniffen denn je, und sie lächelte ihm zuckersüß zu.
»Ist ihr kleiner Vogel denn eine verlässliche Quelle?«, fragte er.
»Sehr verlässlich sogar.«
»Und er – oder sie – sagt, der Fötus sei Harringtons Kind?«
»Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, weshalb sie sich ambulant behandeln lassen sollte, und Sie?«
»Nicht in Briarwood«, räumte Hayes ein. »Es sei denn, sie würde aus irgendeinem bizarren Grund versuchen, gerade jetzt schwanger zu werden.« Er dachte kurz nach. »Wissen Sie denn zufällig, wer der Vater ist?«
»Nein.«
Nur einen Moment lang blitzte etwas Hässliches in den Augen der Gräfin auf. Enttäuschung, begriff Hayes. Er wusste, von wem sie wollte, dass er der Vater wäre, aber sie wusste auch, dass er niemals wieder vorschnelle Schlüsse ziehen würde, die nicht solide belegt waren. Nicht nach dem Genickschlag, den Emily Alexander ihm bei dem Versuch versetzt hatte, ihrem Mann und dem Salamander ein Verhältnis anzudichten. Zumindest nicht in diesem Fall, ganz gleich, wie groß der Groll war, den er hegte – oder wie persönlich.
»Schade«, sagte er. Er nahm sein Weinglas und trank nachdenklich.
»Ich habe noch drei weitere kleine Informationen«, sagte Fairburn. »Kleine Indizien, könnte man sagen.«
»Und die wären?«
»Erstens, Harrington hat es abgelehnt, die Vaterschaft zu erklären. Sie hat nicht etwa Briarwood gebeten, Stillschweigen zu bewahren; sie hat es verschwiegen. Zweitens hat sie, was nicht besonders überraschend ist, ihre Mutter, Dr. Harrington, dazu bestimmt, während ihrer Abwesenheit, oder wenn ihr etwas zustoßen sollte, Elternstelle zu vertreten. Und drittens –
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