Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
hauchdünnen Falten um ihre spektakuläre Figur legte. Ihm gefielen auch der tiefe Ausschnitt und der hüfthohe Schlitz auf der linken Seite, der die Perfektion ihrer ebenso spektakulären Beine offenbarte. So sollte es ohne Zweifel auch sein. Garantiert besaß Anisimovna ein Dossier seiner Vorlieben und Hobbys.
Sie wurde von drei weiteren Personen begleitet, die Tyler allesamt erkannte, auch wenn er erst einem davon begegnet war. Ihre Gesichter kannte er von der Vorbesprechung der Konferenz mit Alfonzo Higgins, seinem Geheimdienstchef, und er trat vor und streckte Anisimovna beide Hände entgegen.
»Ms Anisimovna!«, sagte er mit breitem Lächeln. Sie reichte ihm die Rechte, und er umschloss sie, immer noch lächelnd, mit beiden Händen. »Es ist mir ein Vergnügen. Ein aufrichtiges Vergnügen«, begrüßte er sie.
»Vielen Dank, Mr President«, erwiderte sie mit einem Lächeln, das Zähne offenbarte, die genauso makellos waren wie alles an ihr. Verständlich; ihre Familie bediente sich seit drei oder vier Generationen der besten Gentechnikmethoden, die Manpower besaß. Es hätte ihn schockiert, wären ihre Zähne nicht perfekt gewesen.
»Und wie immer freue ich mich, Sie zu sehen, Junyan«, fuhr Tyler fort, indem er sich Vizekommissar Hongbo zuwandte.
»Mr President«, murmelte Hongbo Junyan und neigte artig den Kopf, als er dem Präsidenten die Hand schüttelte. Tyler hielt sie noch einen Augenblick, dann wandte er sich mit höflich hochgezogenen Brauen Anisimovnas anderen beiden Begleitern zu, als habe er nicht die leiseste Ahnung, wer sie sein könnten.
»Mr President«, sagte die Vorstandsangehörige von Manpower, »darf ich Ihnen Isabel Bardasano vom Jessyk Combine vorstellen und Mr Izrok Levakonic von Technodyne Industries?«
»Ms Bardasano. Mr Levakonic.« Tyler schüttelte zwei Hände mehr, und seine Gedanken überschlugen sich.
Trotz des Ausmaßes an Handel, den Monica und monicanische Körperschaften - darunter etliche Unternehmen der Familie Tyler - mit Mesa trieben, kannte er nur sehr wenige Mesaner persönlich, und er war auch nicht sonderlich vertraut mit den internen Dynamiken der mesanischen Gesellschaft. Bei Alfonzo Higgins hingegen verhielt es sich völlig anders. Ihm zufolge kennzeichneten Bardasanos spektakuläre Tätowierungen und die dramatisch knappe Kleidung, die ein Maß an Body-Piercing offenbarten, bei denen Tyler am liebsten gequält zurückgezuckt wäre, sie als ein Mitglied der >jungen Häuser< Mesas. An >Häusern< gab es wenigstens ein Dutzend, die untereinander in erbitterter Konkurrenz um Dominanz lagen und sich allesamt gegen die alte mesanische Tradition der Unauffälligkeit stellten. In dem sicheren Gefühl des Reichtums und der Macht ihrer Firmenhierarchie stellten sie protzig zur Schau, wer und was sie waren, statt zu versuchen, sich in die >respektable< Geschäftswelt der Solaren Liga einzufügen. Angesichts der Erfolgsquoten des Audubon Ballroom bezweifelte Tyler, dass er so eifrig darauf erpicht gewesen wäre, sich als Ziel anzubieten. Vielleicht vertraute Bardasano auch nur zu einem unvernünftigen Grad der Qualität ihrer persönlichen Sicherheitsmaßnahmen.
Und wenn dem so war, so hatte sie vielleicht einen Grund dafür. Über Bardasano hatte Higgins gewusst, dass sie trotz ihrer relativ untergeordneten Position als nicht stimmberechtigtes Vorstandsmitglied von Jessyk als sehr gefährliche Frau galt. Sie hatte sich in dem Zweig von Jessyk hochgearbeitet, der sich mit verdeckten Operationen befasste - dem Zweig, von dem niemand wissen durfte. Den Gerüchten zufolge, die Higgins aufgeschnappt hatte, zog sie es vor, selbst Hand anzulegen, was sich sehr von dem üblichen Verhalten von Spionageringchefs mit seinen vielen hintereinandergeschalteten Mittelsleuten unterschied, das andere in ihrem Metier bevorzugten. Den gleichen Gerüchten zufolge neigten Personen, die Operationen vermasselten oder auffliegen ließen, für die Bardasano verantwortlich war, zu einem plötzlichen und hässlichen Tod.
Was Levakonic betraf, so wussten selbst Higgins' Leute nur sehr wenig über ihn. Über Technodyne Industries of Yildun allerdings wussten sie eine ganze Menge, und es hätte Technodyne nicht ähnlich gesehen, einen untergeordneten Lakaien so weit weg zu entsenden, und dann noch in Gesellschaft von jemandem wie Anisimovna.
Und nicht Hongbo, sagte sich der Präsident, sondern Anisimovna führt das Wort. Auch das ist interessant.
»Bitte setzen Sie sich«, bat er seine Gäste
Weitere Kostenlose Bücher