Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
heutigen Nachmittag unterbreiten würden.«
»Das werde ich tun«, versprach sie.
»Danke«, wiederholte er. »Und wenn es irgendetwas gibt, was jemand von uns für Sie tun kann, dann brauchen Sie nur danach zu fragen.«
»Im Augenblick haben wir keinen Grund zu der Annahme, dass es sich um mehr handelt als ein innenpolitisches Problem. Wenn etwas zutage treten sollte, das auf eine interstellare Verbindung auch nur hindeutet, so bringen wir es sofort vor den Konvent und beantragen eine angemessene Koordination«, sagte Tonkovic. »Und während ich mit Joachim nicht übereinstimme, dass ein Rückzug Manticores von seiner Verpflichtung droht, beabsichtige ich dennoch, Baronin Medusa über unsere Fortschritte vollständig informiert zu halten.«
»Das wäre wohl auch eine gute Idee«, stimmte Krietzmann ihr zu, und lächelte ihn tatsächlich an, wenngleich sehr matt.
»Hier sollten wir uns vielleicht vertagen«, fuhr er fort. »Ich bin sicher, wir alle wollen uns wieder mit unseren eigenen Delegationen zusammensetzen. Und ich weiß, dass wir alle diese Informationen und die Reaktionen des Konvents darauf unseren eigenen Regierungen melden müssen.«
Tonkovic und Lababibi nickten. Alquezar nicht, aber er erhob auch keinen Einwand, und Krietzmann schob den Sessel zurück und erhob sich. Sie schüttelten einander die Hände, dann gingen Tonkovic und Lababibi in die eine Richtung den Gang hinunter, Krietzmann und Alquezar in die andere.
Der Dresdener spürte die Frustration und den brodelnden Zorn des hochgewachsenen Delegierten von San Miguel, aber wenigstens verfügte Alquezar über genügend Selbstbeherrschung. Egal, wie wütend er war, er würde niemals in der Öffentlichkeit in Rage geraten.
Privat aber, dachte Krietzmann, ist es etwas anderes. Dennoch hat es keinen Sinn, Brücken noch schneller niederzubrennen, als es sein muss. Und wenn wir Lababibi und den anderen Oligarchen zu hart zusetzen, dann treiben wir sie nur endgültig unter Tonkovics Banner ...
Er schüttelte mit besorgter Miene den Kopf und wünschte sich erneut, Van Dort wäre noch auf Flax.
»Was für ein Irrer muss das sein, der so etwas tut?« Konteradmiral Augustus Khumalo war sichtlich erschüttert. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte er die Bilder von den Bluttaten in Kornatis Hauptstadt auf dem visuellen Display des Besprechungsraums verfolgt.
»Die Sorte, die glaubt, sie hätte nichts mehr zu verlieren, Admiral«, erwiderte Dame Estelle Matsuko rau.
»Und die Sorte, wenn Sie mir verzeihen, darauf hinzuweisen, Madam Governor«, sagte Gregor O'Shaughnessy, »die ihre politischen Gegner zu einer Extremreaktion provozieren möchte.«
Khumalo nickte Medusas leitendem Geheimdienstbeamten kühl zu.
»Ich glaube, das da«, ärgerlich wies er mit dem Finger auf die Bilder von zugedeckten Leichen, Ambulanzflugwagen, Feuern, Trümmern, Rauch und hässlichen Blutflecken, die aussahen, als wäre ein Irrsinniger mit einem Eimer roter Farbe Amok gelaufen, »ist schon so extrem, wie es nur geht, Mr O'Shaughnessy! Das sind tote Zivilisten. Zivilisten, die eigentlich bereits Bürger des Sternenkönigreichs hätten sein können!«
»Niemand versucht zu verharmlosen, was geschehen ist, Admiral.« Der schmächtig gebaute O'Shaughnessy war zehn Zentimeter kleiner als der Konteradmiral und hatte schütteres graues Haar. Er kam vom zivilen Nachrichtendienst SIS, und zwischen ihm und Medusas militärischen Untergebenen herrschte eine beinahe - aber eben nur beinahe - unmerkliche Feindseligkeit. Zu O'Shaughnessys Gunsten musste man sagen, dass er sich der Spannungen bewusst war und normalerweise versuchte, sie zu beschwichtigen. Wie jetzt. Er klang vernünftig und deeskalierend, während er dem physisch erheblich imposanteren Khumalo widersprach.
»Ich versuche nur zu sagen, Sir«, fuhr er fort, »dass es sich um die klassische Terroristenstrategie handelt - und machen wir uns nichts vor, es handelte sich eindeutig um einen terroristischen Anschlag -, um die maximal mögliche Polarisation zu erzeugen. Die Täter wollen, dass die Behörden repressiv wirken und überreagieren. Dass sie durch kompromissloses Vorgehen helfen, die Unentschiedenen zu überzeugen, die Terroristen hätten von Anfang an recht gehabt, als sie auf die grundsätzliche Repressivität des Staates hinwiesen.«
»Er hat recht, Admiral«, warf Commander Ambrose Chandler ein. Er saß links von Khumalo, Captain Shoupe rechts. Khumalos Nachrichtenoffizier im Stabe war gut fünf Zentimeter
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