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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Solange wir es also mit den Taten von offensichtlich am Rande der Gesellschaft stehenden Verrückten zu tun haben, die wegen ihrer Einflusslosigkeit auf die allgemeine politische Meinung frustriert sind, und solange unsere Strafverfolgungsbehörden ermitteln und die Täter jagen, wird sie auf keinen Fall den Stecker rausziehen.«
    Krietzmann kniff leicht die Augen zusammen, als er Lababibis Argument hörte. Intellektuell neigte das spindaleanische Staatsoberhaupt weit eher seiner und Alquezars Position zu, da war er sich sicher. Trotzdem hatte er stets eine gewisse Ambivalenz gespürt, wenn sie ihn unterstützte, und diese Ambivalenz trat plötzlich erheblich deutlicher hervor.
    Es liegt am wirtschaftlichen Faktor. Am Klassenfaktor. Der Gedanke kam ihm unvermittelt, scharf, fast mit einem hörbaren Klicken. Wie war das in Nordbrandts Erklärung? - Die >reichen Verräter<, die den Planeten an den Höchstbietenden verschachern, um ihren >obszönen Reichtum< zu schützen. Lababibi ist eine Oligarchin. Alle ihre Freunde und Verwandten, alle Verwandten ihrer Freunde - Teufel, jedes wichtige Mitglied des ganzen verdammten politischen Establishments hier auf Flax! - sind Oligarchen. Das ist der Grund, weshalb sie immer besser mit Joachim zurechtkam als mit mir, dem armseligen Abkömmling der elenden Unterklasse.
    Aber jetzt hat Nordbrandt ihre Sicht von der wirtschaftlichen Ungleichheit im Sternhaufen auf den Tisch gelegt, und plötzlich sind Lababibi ihre kostbaren liberalen Überzeugungen nur noch ein schwacher Trost. Sie kann sich sogar weigern, das überhaupt zuzugeben - sie kann ihre sogenannten Überzeugungen weiterhin pflegen und damit rechtfertigen, dass sie fortan offen Tonkovic unterstützt. Schließlich verteidigt sie ja die traditionellen Rechte und Freiheiten aller Bewohner ihres Sonnensystems. Dummerweise ist es nur so: Wenn man die Verfassung so weit verzerrt, damit sie das schützt, schützt sie auch den Status quo - und den Reichtum und die Macht ihrer Familie. Tja, so was kommt vor ...
    Er hatte den Mund zu einem augenblicklichen, instinktiven Protest geöffnet. Doch nun schloss er ihn und warf Alquezar einen raschen, warnenden Blick zu. Er nahm sich einige Sekunden, um seine Gedanken zu organisieren, dann ließ er die grauen Augen kühl zwischen Tonkovic und Lababibi hin und her wandern.
    »Ich glaube, Sie sind übermäßig optimistisch, Samiha«, sagte er in ruhigem, gleichmäßigem Ton. »Natürlich wäre es möglich, dass meine eigenen Überzeugungen in dieser Hinsicht übermäßig pessimistisch sind, sicher. Ich glaube es zwar nicht, aber die Möglichkeit räume ich ein. Ich hoffe allerdings, dass Sie im Gegenzug bereit sind einzuräumen, dass Joachim und ich ein legitimes Recht haben, uns Sorgen über die manticoranische Reaktion auf diesen Vorfall zu machen?«
    »Selbstverständlich haben Sie das«, antwortete Lababibi rasch, als sei sie froh, dass auch er sich klar entschieden hatte, einen offenen Bruch zu vermeiden. »Mein Gott, wer würde denn auf so etwas nicht heftig reagieren? Die Leute im Sternenkönigreich werden sich zumindest fragen, was für Neobarbaren wir sind, dass wir so etwas geschehen lassen.«
    »Was ein Grund mehr ist, Nordbrandts Versuch zu widerstehen, uns in irgendeine Art von Extremreaktion zu treiben«, warf Tonkovic ein.
    Alquezar rutschte auf seinem Sessel hin und her, doch Krietzmann trat ihm unter dem Tisch auf den Fuß. Welche Ironie, dachte der Präsident des Verfassungskonvents, ausgerechnet ich, der hitzköpfige Proletarier, spiele plötzlich die Rolle der kühlen Vernunft und zügele den >kaltblütigen< Kapitalisten.
    »Wir sind vielleicht nicht ganz einig, wer hier jetzt mit was durchgeht, Aleksandra«, sagte er und gestattete einer gewissen Kühle, seine Stimme zu färben und sich auch in seinem Blick zu zeigen. »Aber zu diesem Zeitpunkt haben wir nichts anderes als die anfänglichen Berichte. Ich hoffe, Sie werden den Konvent über den Stand Ihrer Ermittlungen auf Kornati auf dem Laufenden halten?«
    »Aber selbstverständlich! Ich halte es sogar für eine gute Idee, wenn der Konvent eine Untersuchungskommission zusammenstellt und nach Kornati entsendet, um sicherzustellen, dass die Delegierten unverfälschte, vollständige Berichte über das genaue Ausmaß unserer Fortschritte erhalten.«
    »Danke. Eine ausgezeichnete Idee. Und ich bin ziemlich sicher, dass einige der anderen Delegationen erfreut wären, wenn Sie diesen Vorschlag während unserer Notsitzung am

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