Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
entwickelt - oder dass seine Leute dazu beitragen könnten -, hat in seinem Lustzentrum offenbar einen hübsch heftigen Stromstoß ausgelöst.«
»Ich nehme an, dass sowohl sein Vater als auch er hoffen, Manticore werde nach einer vernichtenden militärischen Niederlage unter die Obhut des Amts für Grenzsicherheit gestellt«, sagte Anisimovna.
»Genau«, stimmte Bardasano zu. »Und sie sagen sich, dass ihre handzahmen Bürokraten wie Verrochio - oder Hongbo, sollte ich wohl sagen, denn wir wissen schließlich alle, wer wirklich die Fäden in der Hand hält - die Kontrolle über den Knoten vergeben könnten, wie sie wollen. Und wenn genug Geld in die richtigen Taschen fließt .«
Sie zuckte mit den Schultern, lächelte und klopfte sich mit der Fingerspitze gegen den kunstvoll verzierten Knopf in ihrer Nase, ehe sie sich den Fisch in den Mund steckte.
»Mir würde nicht gerade das Herz brechen, wenn den Mantys etwas in die Quere käme.« Anisimovnas milder Ton täuschte niemanden. »Weiß Gott waren sie, so lange ich zurückdenken kann, ein unerträglicher Störfaktor, selbst wenn man unsere jüngsten kleinen Missgeschicke in Tiberian und Congo beiseite lässt. Allerdings heißt das nicht, dass die verdammten Havies nicht mindestens genauso schlimm wären.«
»Was das betrifft, so war für das Congo-Debakel sowieso eher Haven als Manticore verantwortlich«, sagte Bardasano mürrisch. Ihr Lächeln stand kurz vor dem Verschwinden. Der Verlust des Wurmlochknotens von Congo, noch ehe er umfassend vermessen werden konnte, war für das Jessyk Combine beinahe so ärgerlich gewesen wie die Einbuße der Sklavenzuchteinrichtungen auf Verdant Vista und dessen pharmazeutischer Industrie für Manpower.
»Das stimmt«, sagte Anisimovna. »Und deshalb«, sagte sie, indem sie Ottweiler mit ihren scharfen grauen Augen fixierte, »ist jede Lösung unserer gegenwärtigen Probleme im Talbott-Sternhaufen, die Haven intakt lässt, im Moment in unseren Augen nur zweite Wahl. Wir möchten sowohl Manticore als auch Haven endgültig loswerden. Und wir wünschen keine Lösung, die den einen ausschaltet und den anderen zurücklässt. Im Augenblick sind sie wenigstens zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu massakrieren, als dass sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf uns richten könnten.«
»Natürlich«, stimmte Ottweiler zu. »Gleichzeitig allerdings beunruhigt uns aber alle ein wenig die Möglichkeit, dass Manticore eine Flottenpräsenz im Talbott-Sternhaufen etabliert. Der Haufen ist nur zwei Lichtjahrhunderte von Mesa entfernt - fast fünfhundert Lichtjahre näher als das manticoranische Heimatsystem.«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns dessen nicht gewahr ist, Valery«, entgegnete Anisimovna trocken. »Niemand ist der Ansicht, wir müssten die Mantys nicht auf das rechte Maß zurechtstutzen und so schnell wie möglich aus Talbott vertreiben. Ich bin nur nicht bereit, irgendeinen Plan zu unterstützen, mit dem ein ausgewachsener Krieg zwischen Manticore und der Liga provoziert werden soll. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Trotzdem hatte Volkhart nicht unrecht«, warf Bardasano nachdenklich ein, »auch wenn er es nicht offen ausgesprochen hat: Wenn es uns wirklich gelingt, die Mantys hart genug zu treiben, indem wir einheimische Widerstandsbewegungen unterstützen, könnten wir eine Entwicklung einleiten, die uns aus den Händen gleitet. Besonders, wenn jemand wie er sich alle Mühe gibt, einen Zwischenfall zu provozieren, der hinreichend ernst ist, um zu dem Krieg zu führen, den er will.«
»Nur wenn wir zulassen, dass Verrochio und Yucel die Mantys direkt angehen«, sagte Anisimovna und lächelte unangenehm. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir unserem guten Freund Junyan nahelegen, es könnte der richtige Moment sein, um mit Roberto Tyler zu sprechen.«
»Junyan? Nicht Verrochio?« Ottweiler klang wie ein Mann, der sicherstellen will, dass er die Wegbeschreibung verstanden hat, und nicht wie jemand, der sie in Zweifel zieht.
»Junyan«, bestätigte Anisimovna, und Ottweiler nickte. Vizekommissar Hongbo verstand sich weitaus besser auf das praktische Manövrieren, das jedes Gespräch mit Tyler umfassen würde.
»Alles klar.« Ottweiler trank aus seinem Glas, und seine Augen blickten in die Ferne, während er die Möglichkeiten abwog. Dann kehrte sein Blick ins Hier und Jetzt zurück und richtete sich auf Anisimovnas Gesicht.
»Ich glaube, ich kann absehen, wohin das alles führt«, sagte er. »Aber
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