Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
wenigstens, dass es schneller vorüberging.
Das Manövrierdisplay flackerte, und für einen Augenblick, den noch niemand hatte messen können, hörte HMS Hexapuma zu existieren auf. Im einen Moment war sie sieben Lichtstunden von der Hauptwelt des Sternenkönigreichs entfernt, im nächsten stand sie vier Lichtjahre von einem G2-Stern namens Lynx entfernt - und von Manticore trennten sie nun über sieben Lichtjahrhunderte.
»Transit beendet«, meldete Senior Master Chief Clary.
»Danke, Ruder«, bestätigte Terekhov. »Gut gemacht.« Die Aufmerksamkeit des Kommandanten galt bereits der Segel-Grenzflächenanzeige; er beobachtete, wie die Zahlen noch rascher fielen, als sie angestiegen waren. »Maschinenraum, auf Impeller rekonfigurieren«, sagte er.
»Aye, aye, Sir. Rekonfigurieren jetzt auf Impeller.«
Die Warshawski-Segel der Hexapuma falteten sich wieder zum üblichen Impellerkeil zusammen. Sie setzte sich in Bewegung und beschleunigte auf der Einreisebahn von Lynx. Helen gestattete sich ein innerliches zufriedenes Kopfnicken. Das Manöver war Routine gewesen, aber >Routine< bedeutete keinesfalls >ungefährlich<. Captain Terekhov hatte genau das Zentrum des Transitfensters getroffen. Wenn er es um eine ganze Sekunde verfehlt haben sollte, in beiden Richtungen, so hatte sie es nicht bemerkt, und Helen saß neben Lieutenant Commander Wright, die detaillierten Astrogrationsanzeigen direkt vor sich.
Doch nun, da der Transit vollzogen war, begann sie Ragnhild doch noch zu beneiden. Der Manövrierplot der Astrogationsstation zeigte bei weitem nicht so viele Details zu anderen Schiffen an wie das taktische Display, und dort draußen gab es eine Menge davon.
Dieser Terminus des Wurmlochknotens lag in wenigstens einer Hinsicht ungünstiger platziert als die meisten anderen. Der nächste Stern, etwas mehr als fünfeinhalb Lichtstunden vom Terminus entfernt, war ein planetenloser Roter Zwerg vom Spektraltyp M8, der sich weder zur Kolonisierung eignete oder als Rohstoffbasis, wie ein Wurmlochknoten-Terminus sie benötigte. Jedes einzelne Teil der notwendigen Infrastruktur musste mit dem Schiff herbeigeschafft werden, entweder direkt von Manticore oder aus dem Lynx-System, das für ein Kampfschiff sechzehn Stunden in den Zeta-Bändern und für einen Frachter zweiunddreißig Stunden in den Delta-Bändern entfernt lag. Für eine interstellare Reise war es nicht sehr weit, aber zu weit, als dass jemand einen Tagesausflug unternommen hätte, um einige Stunden lang einen Planeten zu besuchen, der sich für menschliche Besiedlung eignete.
Dazu kam, dass Lynx ein Randsystem mit sehr begrenzter Industrie und noch weniger moderner Technik war. Außer bei Rohstoffen und Lebensmitteln gab es bei allem, was es liefern konnte, eine schmerzliche Obergrenze, und seine Arbeitskräfte müssten komplett neu an der modernen Technik ausgebildet werden, ehe sie einen spürbaren Beitrag zu Entwicklung und Betrieb des Terminus zu leisten vermochte.
Was keineswegs bedeutete, dass nicht dennoch sehr viel vorging um den Terminus. Selbst mit den im Vergleich zum taktischen Plot beschränkten Möglichkeiten ihres Astrogationsdisplays sah Helen das deutlich.
Obwohl das Sternenkönigreich sich entschieden hatte, um den Zentralen Nexus keine Festungen wieder in Betrieb zu nehmen, waren am Lynx-Terminus wenigstens ein Dutzend davon im Bau. Sie wurden nicht so groß wie die Knotenforts, aber man verschiffte sie in vorfabrizierten Teilstücken, und im Gegensatz zu den alten Knotenforts waren sie mit den neuesten Waffen, Ortungsgeräten und Eloka-Systemen ausgestattet. Konstruiert hatte man auf der Grundlage der den Personalbedarf reduzierenden Automation, die auch für die neuesten manticoranischen und graysonitischen Kampfschifftypen kennzeichnend war. Nach der Fertigstellung von zehn Millionen Tonnen massend, war jedes einzelne Fort beträchtlich größer als ein beliebiger Superdreadnought, musste aber viel weniger internes Volumen für Impellerräume opfern. Vor Raketenwerfern und LAC-Wartungsbunkern strotzend stellten sie ein höchst eindringliches Statement des Sternenkönigreichs zu den Besitzverhältnissen am Wurmloch-Terminus dar.
Ebenfalls in manischer Eile wurden rein zivile Einrichtungen aufgebaut. Die bloße Existenz des Terminus wirkte durch den raschen Zugang zu den anderen Termini des Manticoranischen Wurmlochknotens auf Handelsschiffe weniger wie ein Magnet als vielmehr wie ein Schwarzes Loch. Der Lynx-Terminus reduzierte die Reise -
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