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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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geräumt hatte. Er drückte den Knopf an der Armlehne, der das schiffsweite Intercom aktivierte.
    »Achtung, Achtung«, sagte er. »Hier spricht der Wachhabende. Dritte Wache, Stationen einnehmen; alle anderen Wachen, weggetreten.«
    Er rückte sich bequemer auf dem Sessel zurecht und lehnte sich zurück, während HMS Hexapuma geradewegs in den Talbott-Sternhaufen vorstieß.
     
     

9
    Abigail Hearns beobachtete Chief Steward Joanna Agnelli, wie sie die Teller abräumte. Das Abendessen war erstklassig gewesen, der Wein ebenfalls; doch wenn der Captain ihn selbst ausgewählt hatte, so war sein Geschmack nicht ganz so gut wie der Captain Oversteegens oder Lady Harringtons. Wie weit sein Weinkennertum auch ging, bei der Einrichtung seiner Kajüte hatte er - oder jemand anderer jedenfalls ausgezeichneten Geschmack bewiesen.
    Den Boden bedeckten wunderschöne, handgeknüpfte Matten aus samtweichem, meisterhaft gefärbtem Seidensisal von ihrer eigenen Heimatwelt dem stilisierten Motiv aus Falken und Eidechsen nach wahrscheinlich vom Gut Esterhaus. Abigail bezweifelte, ob an Bord der Hexapuma außer ihr jemand ahnte, wie selten und kostbar solche Matten waren. Abigail wusste es, weil ihr Kinderzimmer mit ihnen ausgelegt gewesen war, und allein auf die bunten Muster zu blicken weckte in ihr den Wunsch, die Schuhe von den Füßen zu schleudern und mit bloßen Sohlen auf den Matten herumzutollen.
    An den Schottwänden hingen wenige Gemälde.
    Alle, die Abigail sehen konnte, waren ausgezeichnet. Bei den meisten handelte es sich um Holoporträts, obwohl eines ein atemberaubendes Neoölgemälde war, das eine rothaarige junge Frau mit lachenden grünen Augen zeigte. In mancher Hinsicht erinnerte sie Abigail an Commander Lewis, allerdings war diese Frau vermutlich älter (nur konnte man sich in einer Prolong-Gesellschaft nie sicher sein) und hatte ein runderes Gesicht - welches zudem außerordentlich attraktiv wirkte. Nicht hübsch, aber vor Leben und Charakter strotzend - und vor Weisheit. Abigail glaubte, sie hätte diese Frau gut leiden können.
    Der Rest des Salons stellte die gleiche Kombination aus Geschmack, Qualität und Komfort dar von den Kristallkaraffen auf dem Büffet zum von Hand polierten Ferranholz des Tisches und der Stühle. Doch trotz aller Freundlichkeit, mit der dieser Raum einen begrüßte, wies er auch einen Unterton von Rohheit auf. Neuheit. Der Kommandant besaß keines dieser Möbel schon so lange, dass es sich nahtlos in die Lücken seines Lebens einfügte, dachte Abigail.
    Wahrscheinlich weil alles, womit er sich vorher umgeben hatte, mit HMS Defiant während der Schlacht von Hyacinth vernichtet wurde. Sie fragte sich, wie er sich fühlen musste, wenn er die neuen Gemälde ansah, die neuen Möbel.
    Abigail war sich auch nicht sicher, was sie von dem Diner halten sollte. Terekhov gehörte nicht zu den Kommandanten der RMN, die der Tradition anhingen, ihre Offiziere regelmäßig zum Abendessen einzuladen. In Abigails heimischer Raumstreitkraft, der Grayson Space Navy, erwartete man von jedem Kommandanten, diesem Brauch zu folgen, einem Erbe, das Lady Harrington der GSN unauslöschlich aufgeprägt hatte, und Abigail musste zugeben, dass sie zu den Traditionen gehörte, die ihr lieb waren. Der Wurmlochknoten-Transit der Hexapuma jedoch lag über zwei T-Wochen hinter ihnen, und zum ersten Mal lud Captain Terekhov jemanden - außer Commander FitzGerald und Commander Lewis - zu sich ein.
    Als sie von dem Diner hörte und erfuhr, dass sie auf der Gästeliste stehe, hatte Abigail mit Beklommenheit einen langweiligen Abend erwartet, eine Prüfung, die man erduldete, während ein Kommandant, der Partys ablehnte, so tat, als möge er sie. Doch Terekhov hatte sie getäuscht. Vielleicht mochte er Partys wirklich nicht, und vielleicht fühlte er sich bei diesem Anlass nicht völlig wohl. Doch wenn dem so war, so merkte man es ihm nicht an, wenn man ihn betrachtete oder reden hörte. Er blieb der kühle, leicht reservierte Mann, der er von Anfang an gewesen war, und dennoch weckte er in jedem Gast das Gefühl, persönlich willkommen zu sein. Midshipman Kagiyama und Midshipwoman Pavletic hatte er genauso liebenswürdig begrüßt wie Commander FitzGerald oder Surgeon Commander Orban, auch wenn er stets den angemessenen Abstand zu seinen Untergebenen wahrte. In vielerlei Hinsicht war es eine echte Glanzleistung gewesen, und doch verblieb jene innere Barriere, dieser Eindruck, er sei einen Schritt von jedem ringsum

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