Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Welt war Frühling. Spektakulär anzusehende Gewitterwolken - oben blendend weiß und unheilverkündend finster an den ambossförmigen Unterseiten - trieben zielstrebig von Westen über das Humboldt-Meer, aber es würden noch Stunden vergehen, ehe sie eintrafen. Im Augenblick konnten sich die drei Männer auf der Terrasse noch an der strahlenden Frühjahrssonne erfreuen und dem Duft nach Lenzblüten, die der Wind von den zahlreichen Pflanzkästen herantrug. Die Männer blickten über die Hauptstadt Thimble an der Westküste eines Kontinents, der den unglaublichen Namen Gossypium trug.
    Es war eine schöne Stadt, besonders für einen Planeten am Rand. Ihre Gebäude waren niedrig, hielten sich am Grund; die aufragenden Türme moderner Kontragravstädte fehlten. Das lag daran, dass Thimble zum größten Teil errichtet worden war, als die Erbauer noch nicht über Kontragrav verfügten. Doch waren sie auch auf primitive Technik beschränkt gewesen und hatten sich mit dem Entwurf ihrer neuen Hauptstadt offenbar große Mühe gegeben. Von der Penthouseterrasse aus konnte man deutlich den riesigen Zentralplatz sehen, den ein liebevoll gestalteter Park aus blühendem Grün und komplizierten Wasserläufen umgab. Das Gleiche galt für die Hauptstraßen, die wie die Speichen eines gewaltigen Rades vom Zentralplatz ausgingen. Die meisten Gebäude der Stadt hatte man aus einheimischem Stein errichtet, einem blauen Granit, der funkelte, wenn die Sonne auf ihn fiel, und in den Stadtplan waren zahlreiche Wasserläufe und Grünflächen integriert.
    Erst wenn man auf der Landseite, abseits des Ozeans, das Stadtzentrum hinter sich ließ, gelangte man in die hässlichen, übervölkerten Elendsviertel, die in fast allen Sonnensystemen des Randes das Vermächtnis der Armut bildeten.
    »Keiner von uns mag es besonders, Henri«, sagte Bernardus Van Dort milde. Er hatte helles Haar und blaue Augen, und er war über hundertfünfundneunzig Zentimeter groß. Mit dem Selbstvertrauen eines erfolgsgewohnten Mannes saß er am Tisch. »Aber wir können kaum vorgeben, dass es unerwartet kam, oder?«
    »Natürlich war es nicht unerwartet«, warf der dritte Mann ein, Joachim Alquezar, den Mund ironisch verzogen. »Schließlich ist Dummheit endemisch für die menschliche Natur.«
    Obwohl nur wenige Menschen Van Dort je als klein bezeichnet hätten, neben Alquezar wirkte er so: Der rothaarige Abkömmling des Planeten San Miguel war zweihundertdrei Zentimeter groß. Die Schwerkraft San Miguels - nur vierundachtzig Prozent des terranischen Standards - neigte dazu, große, schlanke Menschen hervorzubringen, und Alquezar bildete keine Ausnahme.
    »>Dummheit< ist nicht ganz fair, Joachim«, tadelte Van Dort ihn. »Unwissenheit kann man sagen. Mangelnde Gewohnheit zu denken auch. Und ganz gewiss Neigung, aus dem Bauch zu handeln. Doch all das ist nicht das Gleiche wie unrettbar dumm.«
    »Verzeih mir, Bernardus, wenn ich einen praktischen Unterschied übersehen haben sollte.« Alquezar lehnte sich zurück, einen Cognacschwenker in der rechten Hand. Mit der Zigarre in seiner Linken wedelte er leicht. »Die Folgen sind die Gleichen.«
    »Die kurzfristigen Folgen sind gleich«, entgegnete Van Dort. »Doch während man an echter Dummheit wenig ändern kann, lässt sich der Unwissende bilden, und das Denken kann man sich auch angewöhnen.«
    »Es erstaunt mich immer wieder«, sagte Alquezar mit einem Lächeln, mit dem ein alter Freund einen vertrauten Streitpunkt aufgreift, »dass ein nüchterner, hartherziger, geldraffender Kapitalist von Rembrandt so etwas von abscheulich liberal in seiner Sicht auf die Menschheit sein kann.«
    »Aha?« Mit blitzenden Augen erwiderte Van Dort das Lächeln. »Ich weiß zufällig, dass >liberal< für dich erst zu einem schmutzigen Wort wurde, nachdem Tonkovic es für sich in Anspruch nahm.«
    »Und dadurch meinen lebenslangen Verdacht bestätigte - den ich vorher nie verlauten ließ, der aber immer tief in mir steckte -, dass jeder, der einem anderen wirklich glaubt, wenn er Liberalität für sich in Anspruch nimmt, an Hirnerweichung im Endstadium leiden muss.«
    »Ich hoffe, ihr beide habt Spaß miteinander.« Krietzmann klang leicht bissig. Mit sechsunddreißig T-Jahren war er der Jüngste unter den Anwesenden. Er war außerdem der Kleinste, braunhaarig, grauäugig, stämmig und hundertsiebzig Zentimeter groß. Doch obwohl ihm zwanzig T-Jahre an Alquezars Alter fehlten und über vierzig an Van Dorts, sah er älter aus als beide,

Weitere Kostenlose Bücher