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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Sakristei den Reaktionären wenigstens eine Grenze gesetzt, die sie nicht straflos überqueren können.«
    »Ich wünschte einfach, es hätte von vornherein keinen Grund gegeben, überhaupt eine Grenze zu ziehen«, seufzte Honor. »Mir behagt die Vorstellung überhaupt nicht, im Brennpunkt all diesen Irrsinns zu stehen.« Sie schüttelte ärgerlich über ihre Wortwahl den Kopf. »Sir, ich meine natürlich, daß ich bedaure, den Brennpunkt zu liefern .«
    »Honor«, antwortete der Protector milde, »ich bedaure, Sie in eine Lage gebracht zu haben, in der Idioten, die meinen Planeten am liebsten im Mittelalter eingefroren hätten, Sie dafür angreifen können, daß Sie besser sind als sie.«
    »Ich meinte nicht …« begann Honor errötend, aber der Protector unterbrach sie sanft.
    »Ich weiß genau, was Sie meinen. Und Sie haben recht – Sie sind zum Hebelpunkt der Reaktionäre geworden. Als ich Sie als Gutsherrin schanghaite, habe ich Ihnen gesagt, wir brauchten Sie als Vorbild und als Herausforderung, und ich hatte recht. Nur weil ich selber nicht richtig darüber nachgedacht hatte, habe ich Sie nicht davor gewarnt, daß Sie als Beispiel für das, was Frauen können und anstreben sollten, automatisch zum Ziele jedes Idioten werden mußten, der Frauen so nicht sehen will und kann. Das tut mir wahrhaftig leid. Gleichzeitig muß ich um der Aufrichtigkeit willen zugeben, daß ich Sie dennoch rekrutiert hätte, wenn ich diese Entwicklung vorhergesehen hätte. Hätte ich damals gewußt, daß Ihr Pflichtgefühl Ihnen verbieten würde, mich abzuweisen, so hätte mir das zusätzliche Schuldgefühle beschert – aber nicht abgehalten, denn wir brauchten und brauchen Sie wirklich. Als Protector von Grayson mußte ich dafür sorgen, daß wir Sie bekamen.« Honors Röte vertiefte sich, und Benjamin schüttelte den Kopf. »Wenn wir Sie nicht hätten, würden die Reaktionäre einen anderen Angriffspunkt finden. Menschen, die entschlossen sind, sich dem Fortschritt in den Weg zu stellen, finden immer einen emotional belegten Vorwand. Zufälligerweise sind Sie der Anlaß für diesen besonderen Haufen Idioten, denn die betrachten Sie als den gefährlichsten Menschen auf ganz Grayson, und aus ihrer Sicht haben die Kerle vollkommen recht. Das sind Sie nämlich wirklich.«
    »Bin ich das?« fragte Honor erstaunt.
    »Allerdings«, bestätigte Benjamin. »Für das Volk sind Sie eine Heldin, auch für die, die den Sozialreformen skeptisch gegenüberstehen. Das verleiht Ihnen eine gefährliche ›Wählerschaft‹ sogar jenseits der Grenzen Ihres Gutes. Im Augenblick mag die Anzahl derer, die Zweifel hegen, ein wenig ansteigen, aber die überwältigende Mehrheit sieht Sie immer noch als Heldin, als die Frau, die uns vor unserem Erbfeind gerettet hat. Und das überlagert das Gefühl in unserer Gesellschaft, Frauen wären schwächer als Männer und müßten beschützt werden. Als Gutsherrin haben Sie überragende Arbeit geleistet, und das stellt für die konservativen Gutsherren eine unerträgliche Brüskierung dar, denn sie wollen glauben, daß keine Frau diesen Männerjob verrichten kann. Außerdem sind Sie eine ›Ungläubige‹, die nicht nur die Kirche respektiert und auf ihrem Gut auch schützt, sondern unseren Glauben so gut studiert hat, daß sie einen Pharisäer wie Marchant in einem Zitatenwettstreit zu schlagen vermag. Nimmt man all das zusammen, dann gibt es auf dem ganzen Planeten keinen Reaktionären, der Sie nicht – Sie persönlich, Honor Harrington – als Personifizierung seiner Lieblingsvorteile sehen würde, oder als Gefahr für seine Stellung. Und es ist allein meine Schuld, daß ich Sie in all das mit hineingezogen habe.«
    Honor saß reglos da und blickte ihm tief in die Augen. Dann wandte sie sich Katherine zu, die schief lächelte und zustimmend nickte.
    »Sir – Benjamin –, solch ein Brennpunkt möchte ich nicht sein«, wiederholte sie schließlich. Der Protector setzte zu Sprechen an, aber Honor hob eine Hand. »Nicht, weil es mir etwas ausmachte, daß diese Menschen mich hassen, sondern weil ich nicht der Dreh- und Angelpunkt für diese Attacken auf die Sozialreformen sein möchte.«
    »Wenn Sie nicht hier wären, würde die Bande einen anderen Vorwand finden«, betonte Benjamin erneut. »Im Augenblick sind eben Sie der Schlüssel, und zufällig sind Sie von meiner Warte aus ein sehr guter Schlüssel. Trotz der Einbrüche in den Umfragen müßten Sie schon etwas in wirklich spektakulärer Weise verpfuschen,

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