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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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aufgesetzt wurde, erkannte Graysons Schuld gegenüber seinem Retter an. Die beschlagnahmten Güter von Bancroft, Oswald und Simonds wurden zu einem einzigen Besitz zusammengefaßt, der von da an dem Protector (und nicht dem Gutsherrn von Mayhew) gehörte, das Protectorenamt wurde erblich, die Größe für die persönlichen Garden der Schlüssel beschränkt und ein stehendes Heer unter dem Befehl des Protectors aufgestellt.
    Am Grab seines Vaters hatte Benjamin IV. geschworen, seine offizielle Investitur auszusetzen, bis die Wahren Gläubigen besiegt waren, und wie jedes andere seiner Versprechen hielt er auch diesen Eid. Als er dann endlich zum Protector ernannt wurde, geschah dies nicht ›auf Geheiß des Konklaves‹, sondern ›aus Gottes Gnaden‹. Mit seiner Amtseinsetzung übergab Benjamin IV. den Schlüssel der Mayhews an seinen ältesten Sohn und erwählte für sich ein neues Symbol. Der Schlüssel hatte schon immer die Autorität des Gutsherrn symbolisiert, und der Umstand, daß der Protector ihn trug, betonte noch einmal seinen ebenbürtigen Status. Aber nun war dem Protector niemand mehr ebenbürtig, und es kam nicht von ungefähr, daß Benjamin IV. ein blankes Schwert zu seinem Symbol erkor.
    Aber auch das lag nun sechshundert T-Jahre in der Vergangenheit, und die Gutsherren waren nur geschwächt, aber nicht gebrochen worden. Und längst nicht alle späteren Protectoren hatten Benjamin dem Großen das Wasser reichen können. Als Benjamin IX. geboren wurde, hatten die Schlüssel durch den Rat erneut de facto die Kontrolle über den Planeten erlangt.
    Während seiner Jahre an der Harvard-Universität von Bogota hatte Benjamin einiges über das Parlament des alten Königreichs Polen gelesen, in dem jeder Baron einen Sitz hatte und in dem für jede Entscheidung Einstimmigkeit die Vorbedingung war. Das vorhersehbare Ergebnis: Niemals wurde je ein Beschluß gefaßt. Die Lage auf Grayson war nicht ganz so schlimm gewesen, aber schlimm genug; die Mitglieder des Protectorenrates mußten vom Konklave der Gutsherren bestätigt werden. Dieses uralte Recht besaß das Konklave nach der Verfassung noch immer, und im Laufe der Zeit hatte eine Abfolge schwacher Protectoren den Schlüsseln nach und nach erlaubt zu bestimmen , wer Mitglied des Rates wurde. Die großen zeitgenössischen Gutsherren – Männer wie Burdette, Mueller, Mackenzie und Garth – hatten den Rat unter sich aufgeteilt und Ministerien vergeben, als wären es eroberte Lehen. Mit Hilfe untergeordneter Verbündeter hatte jeder Gutsherr die Ernennung von Councilmen zu Leitern »seiner« Ministerien kontrolliert, und dieser Minister, der nur noch seinen Gönnern verantwortlich war, hatte die Ernennung des Ministerialpersonals überwacht. Diese »Sitte« hatte sich in alle Ebenen der Regierung und Verwaltung fortgepflanzt, so daß die Gutsherren über Strohmänner überall an den Fäden zogen, bis der Protector nur noch sein eigenes Haus kontrollierte. Wie im Zeitalter der Fünf Schlüssel formulierten die Gutsherren die Innenpolitik – welche darauf angelegt war, die Autonomie der Gutsherren zu gewährleisten. Was die Außenpolitik anbelangte, so hatte sie nicht einmal existiert, sah man von der althergebrachten Feindschaft zu Masada ab. Niemand hatte eine Außenpolitik für notwendig erachtet, bis das Jelzin-System durch die Konfrontation zwischen Manticore und Haven plötzlich entscheidende strategische Bedeutung erhielt.
    Die Schlüsselträger hatten es versäumt, die Verfassung zu ändern – oder zu erkennen, welches Prestige der Name Mayhew bei ihren Siedlern noch besaß. Als Haven und Masada versuchten, Jelzins Stern zu okkupieren, erwies sich der Rat als handlungsunfähig, und es war ein Mayhew gewesen, der diese Lähmung durchbrach. Und einmal mehr hatte das Handeln einen Mann namens Benjamin zum Protector Graysons gemacht, und das nicht nur dem Namen nach.
    Das Schwert hatte seine Schärfe wiedererlangt, und es gab nichts – Legales –, was die Schlüssel dagegen einwenden konnten. Vor langer Zeit waren Graysons Kirche und Zivilrecht identisch gewesen, mit der Sakristei als dem planetaren Obersten Gerichtshof. Aber das gleiche Blutvergießen, aus dem die Verfassung hervorgegangen war, hatte der Kirche eine schmerzhafte Lektion über die Folgen von kirchlicher Einmischung in weltliche Angelegenheiten erteilt. Das graysonitische Gesetz bewahrte zwar noch die theokratischen Grundsätze, die es stets durchdrungen hatten, aber seit sechs

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