Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Benjamin kippelte mit dem Stuhl nach hinten. Für jemanden, der einst angeblich »zu sehr mit Details beschäftigt« gewesen war, um das Bild als Ganzes sehen zu können, hatte Prestwick eine bemerkenswerte Einsicht entwickelt. »Ich glaube«, fuhr der Protector fort, »diese Spaltung schadet Burdette mehr als uns. Wenn er die religiösen Aspekte als Trumpf ausspielen will, muß er zunächst das Volk davon überzeugen, daß die Sakristei in der Tat ›den Glauben verraten‹ hätte. Es kann ihm aber nicht gelingen, sozusagen über Nacht Widerstand gegen Reverend Hanks zu erzeugen, und bevor es so weit ist, müssen Burdette und seine Spießgesellen sich hüten, eine allzu einheitliche Front zu bilden. Wenn sie zu früh herauskommen und mir als Gruppe ein Ziel bieten, das ich mit der einigen Kirche im Rücken angreifen kann, dann hacke ich ihnen die Beine ab, bevor sie begreifen, wie ihnen geschieht.«
    »In dieser Hinsicht sind unsere Gegner bislang aber sehr vorsichtig gewesen, Euer Gnaden«, gab Prestwick zu bedenken, »und die Art und Weise, wie sie ausgerechnet Burdette als Speerspitze benutzen, bereitet mir Sorge. Für meinen Geschmack ist der Kerl den ›Wahren Gläubigen‹ viel zu ähnlich, genießt aber den Ruf, ein außerordentlich frommer Mensch zu sein. Wenn Sie ihn anrühren, dann sind Sie es vielleicht, der die Spaltung über die religiöse Frage hervorruft, und dann weiß allein der Prüfer, wohin das alles führt.«
    »Das stimmt.« Benjamin trommelte mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte, dann sah er mit einer abrupten Kopfbewegung auf. »Hat er noch etwas anderes getan? Außer Bruder Jouet durch Marchant zu ersetzen, meine ich.«
    »Noch nicht. Burdette hat sicherlich eine Grenze überschritten, indem er einen Geistlichen einsperrte, aber er hat Bruder Jouets ›Festnahme‹ erst befohlen, als der sich weigerte, die Kathedrale zu verlassen. Jede meiner Quellen bestätigt, daß die Waffenträger Burdettes ihn mit großem Respekt behandelt haben. Bislang führt Lord Burdette diese Auseinandersetzung also einzig und allein auf der Grundlage seines eigenen Glaubens, und trotz seiner Anklage, daß Sie die Macht widerrechtlich an sich gerissen hätten, hat er sorgfältig darauf geachtet, daß auf Gut Burdette nicht ein einziges Mal ein weltlicher Vertreter des Schwertes angetastet wird.«
    »Verdammt«, meinte Benjamin milde. Burdette verhielt sich also taktisch klüger als vermutet – so klug, daß man sich fragen mußte, ob vielleicht jemand anders die Fäden zog und die Ereignisse in Gang setzte. Doch wer auch immer den Plan ersonnen hatte, Burdettes Handeln überließ den nächsten Zug dem Protector. Benjamin konnte – und sollte zweifellos – die religiöse Autorität des Schwertes geltend machen, indem er Burdettes Maßnahme aufhob. In diesem Fall riskierte er allerdings, daß die Affäre eskalierte. Burdette war es schließlich durchaus zuzutrauen, daß er gewaltsamen Widerstand leistete. Und das Bild eines Mannes, der sich der Stunde seiner Prüfung stellt, indem er sich der Unterdrückung seines Glaubens widersetzt, dieses Bild war auf Grayson sehr mächtig. Wenn Benjamin die ganze Schwere des Schwertes gegen einen einzelnen Gutsherrn richtete, dann konnte allein das Ungleichgewicht der Kräfte aus Burdette eine Art Helden machen – und wenn sich an den Flanken im stillen noch weitere Gutsherren gesammelt hatten, um sich dem Protector zu widersetzen, dann würden sie für Burdette damit in die Bresche springen, daß sie sich auf die Verteidigung der althergebrachten Autorität des »Gutsherren auf eigenem Grund und Boden« beriefen. Aber wenn Benjamin nicht handelte, hätten Burdette und seine Verbündeten die erste Runde gewonnen. Sie würden gestärkt zur zweiten in den Ring steigen.
    »Also gut, Henry. Ich stimme Ihnen zu, daß wir mit Bedacht vorgehen müssen. Wenn Burdette sich zunächst auf eine Konfrontation über religiöse Fragen beschränkt, dann sollten wir uns ihm wohl anschließen. In diesem Fall sind Reverend Hanks und die Sakristei unsere stärkste Waffe.«
    »Einverstanden, Euer Gnaden.«
    »Gut. Bitten Sie den Reverend, in den Palast zu kommen, sobald es ihm möglich ist. Verfassen Sie mit ihm eine Erklärung, in der Lord Burdettes Angriffe auf die Vaterkirche verurteilt werden. Ich möchte, daß sein Handeln verdammt wird, ohne daß er allzu offen angegriffen wird. Unsere Mäßigung soll darin betont werden, und unser Bedauern über seine Starrköpfigkeit und

Weitere Kostenlose Bücher