Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Jahrhunderten durften Richter kein Kirchenamt mehr innehaben. Als Folge war ein entschieden weltliches Element in die Gesetzgebung eingetreten, aber nach wie vor wurden die Juristen des Planeten von der Kirche ausgebildet. Und noch immer besaß die Kirche das Recht, Ernennungen zum Obersten Gerichtshof zu bestätigen, der unter anderem juristische Bewertungen von Verfassungsfragen zu liefern hatte.
    Dieses Bestätigungsrecht hatte in den Ereignissen vor vier Jahren eine entscheidende Rolle gespielt. Julius Hanks war für die vergangenen dreißig Jahre eine treibende Kraft in der Kirche gewesen – zuerst als Zweiter Ältester, dann als Reverend und Erster Ältester –, und die steigende Arroganz der Schlüsselträger hatte ihm Sorge bereitet. Seine Möglichkeiten der Einflußnahme waren sehr begrenzt, aber er hatte alle Register gezogen, und alle Obersten Richter, die während seiner Amtszeit berufen wurden, waren strikte Auslegungsspezialisten gewesen. Die Schlüsselträger hatten sich deshalb nicht allzu besorgt gezeigt und vermutlich die Folgerungen nicht erwogen – bis zur Mayhew-Restauration, während der das Gericht entschied, daß auf Grayson allein der Wortlaut der Verfassung und nicht der Präzedenzfall, der sie seit über hundert Jahren verletzte, Gesetzescharakter besitze.
    Damit waren alle rechtlichen Grundlagen für einen Widerstand der Gutsherren gegen die Direktherrschaft erschöpft, und kein Gutsherr hatte zu unrechtmäßigen Mitteln gegriffen, wenngleich die Versuchung auch bestanden haben mußte. Der Protector konnte sich der vollen Unterstützung von Armee und Flotte sicher sein, denn die Streitkräfte waren nun stärker denn je, sogar stärker als unter der Herrschaft Benjamins des Großen. Der Protector hatte die Siedler des Planeten hinter sich, und das Konklave der Siedler hatte sich – nachdem seine Macht ein Jahrhundert lang zusammen mit der des Schwerts zusammengeschmolzen war – an seine rechtliche Gleichstellung mit dem Konklave der Gutsherren erinnert. Benjamin genoß den Schutz durch Reverend Hanks und die Kirche der Entketteten Menschheit, wodurch er zum Statthalter Gottes auf Grayson wurde. So mächtig ein Gutsherr auf seinem Gut auch sein mochte, auf Grayson die Zentralgewalt lag nun wieder in der festen Hand eines Benjamin Mayhew, und der Protector beabsichtigte nicht loszulassen, bevor er den Planeten aus der Vergangenheit in die Gegenwart gerissen hatte.
    Und das schien Lord Burdette nur zu gut begriffen zu haben. Wenn dessen Widerstand den ersten Schuß in einem ernstgemeinten Versuch zum Sturz der Mayhew-Restauration bedeutete, dann konnte er wesentlich gefährlicher sein als es zunächst den Anschein hatte. Das Oberste Gericht war schließlich nur von der Sakristei anerkannt, nicht von der Generalsynode der Kirche, und Burdette hatte sich zum Ziel seines Widerstandes die Sakristei ausgesucht. Wenn er genügend Menschen davon überzeugen konnte, daß in Marchants Fall die Sakristei geirrt hatte, so würde infolgedessen auch die Gerichtsentscheidung zu Benjamins Gunsten in einem zweifelhaften Licht erscheinen. Und wenn es erst so weit war …
    Trotz seiner zuversichtlichen Worte gegenüber Lady Harrington war Benjamin Mayhew sich stets im klaren gewesen, daß er mit hohem Einsatz spielte und das Blatt des Gegners nicht kannte. Die meisten Graysons würden ihm folgen, wohin er sie führte, aber das konnte sich ändern, wenn er strauchelte – wenn das Ziel, das er anpeilte, sich als verderblich erwies oder ein solider Block aus Fortschrittsgegnern sich zur Opposition zusammenschloß. Denn letztlich führte Mayhew seine Herrschaft darauf zurück, daß die Regierten mit ihm einverstanden waren. Er hätte niemals Militär eingesetzt, um einen Umsturzversuch zu verhindern, der vom Volk getragen wurde und Aussicht auf Erfolg besaß.
    Und dadurch wurde Burdette trotz allen Fanatismus zu einer Bedrohung. Der Gutsherr sprach für die große Minderheit, die den Wechsel fürchtete, und indem er seinen Widerstand mit religiösen Begriffen verbrämte, konnte er eine große Menge ansprechen. Der graysonitische Glaube, daß jeder Mensch sich bedingungslos seiner Prüfung stellen und an seiner Sicht des Gotteswunsches festhalten müsse, verlieh Burdettes Widerstand eine gefährliche Legitimität. Wenn er nun noch eine weitere Waffe ergriff, so ließ seine Argumentation die letzten öffentlichen Äußerungen von Männern wie Lord Mueller in einem wesentlich ungesünderen Licht erscheinen. Ob

Weitere Kostenlose Bücher