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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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viele Gedanken um Einzelheiten und Protokollfragen, aber er war ein standhafter, verläßlicher Mann, der – was am wichtigsten war – seinen Prinzipien treu blieb.
    Viele Männer hätten, anders als er, früher ihr Amt niedergelegt, als dem Protector weiterhin zu dienen, nachdem dieser in der sogenannten Mayhew-Restauration Prestwick von der Regierungskontrolle verdrängt hatte, insbesondere deswegen, weil die Personalunion von Kanzler und Gutsherr sein Leben so sehr verkomplizierte. Prestwick jedoch hatte sein Amt behalten und sich in den vergangenen vier Jahren unentbehrlich gemacht.
    »Henry, sagen Sie mir, was Sie von dieser Argumentation halten«, bat Benjamin ihn in natürlicherem Ton, und Prestwick zuckte die Schultern.
    »Ich glaube, rechtlich steht sie auf tönernen Füßen, Euer Gnaden.«
    »Wie wacklig ist das Ganze?« bedrängte Mayhew den Kanzler.
    »Sehr wacklig«, gab Prestwick mit einem schmalen, ironischen Grinsen zur Antwort. »Euer Gnaden, wenn meine Vorgänger und ich beabsichtigt hätten, eine permanente ministerielle Kontrolle der Regierung einzurichten, dann haben wir das falsch angestellt – wie der Gerichtshof deutlich machte – denn wir haben den Fehler begangen, diese Kontrolle nicht in der Verfassung zu verankern.« Sein Lächeln würde etwas breiter, und Benjamin erwiderte es gepreßt. Dann wurde Prestwick wieder ernst und beugte sich vor.
    »Euer Gnaden, das Problem besteht darin, daß der Protector für mehr als einhundert Jahre nur der symbolische Garant der stabilen Kontinuität war. Die Regierungsgeschäfte oblagen seinem Rat, auch wenn noch immer in der Verfassung stand, er sei das Oberhaupt der Regierung und nicht nur das des Staates.« Er zuckte mit den Schultern. »Als Sie sich die Autorität zurücknahmen, haben Sie dieses Gewohnheitsrecht außer Kraft gesetzt, und die geschriebene Verfassung – auf die jeder Gutsherr und jeder Soldat Graysons geschworen hat – gab Ihnen jedes Recht dazu. Wir hätten nur nie damit gerechnet, daß Sie so weit gehen würden.«
    »Und was meinen Sie, war es gut, daß ich es getan habe?« Diese Frage hatte Benjamin noch nie zuvor gestellt – und schon gar nicht mit so vielen Worten –, und Prestwick zögerte einen Augenblick.
    »Jawohl, Euer Gnaden, das will ich meinen«, antwortete er dann ruhig.
    »Warum?« fragte Benjamin, ebenso gelassen.
    »Weil Sie recht hatten: weil wir in der Tat eine stärkere Exekutive brauchten.« Der Kanzler wandte den Blick ab und schaute, während er weitersprach, aus den Bürofenstern. »Ihre Haltung zum Bündnisvertrag mit Manticore hatte ich sogar schon unterstützt, bevor Sie Ihre Autorität … wieder in Anspruch nahmen, weil ich mit Ihnen einer Meinung war, daß wir den technischen und industriellen Aufschwung dringend nötig hätten, ganz zu schweigen von den militärischen Vorteilen. Aber trotz alledem hatte ich – damals – überhaupt nicht richtig begriffen, wie sehr die Schlüssel den Rat dominierten. Ich hätte es wissen müssen, denn ich war schließlich Teil des Systems, aber ich hatte mit dem Alltäglichen zuviel zu tun, um zu bemerken, daß wir uns allmählich wieder dem Zeitalter der Fünf Schlüssel annäherten.«
    Benjamin seufzte erleichtert, und der Kanzler bedachte ihn wieder mit einem schwachen Lächeln. Tatsächlich war es so gewesen – und nun wußte der Protector, daß sie beide es erkannt hatten –, daß die Gutsherren Graysons im Laufe der vergangenen anderthalb Jahrhunderte wieder in eine gefährliche Autokratie zurückgekehrt waren.
    Klar und deutlich zu sehen war das nicht unbedingt gewesen, denn dazu war die Entwicklung zu graduell vorangeschritten, aber die großen Feudalherren erreichten schrittweise eine immer größere Unabhängigkeit von der Zentralregierung.
    Niemanden, der sich mit der Geschichte des Planeten auskannte, vermochte diese Entwicklung wirklich zu überraschen, denn der Streit zwischen Schwert und Schlüsseln wurde schon sehr lange und oft mit großer Bitterkeit ausgefochten. Die Schlüsselträger besaßen darin eine Reihe von Vorteilen. Schon seit den frühesten Tagen der Kolonie hatten die Gutsherren ihre Leute im harten Kampf ums Überleben angeführt. Jemand hatte die schweren Entscheidungen zu verantworten und zu treffen – die Entscheidung etwa, wer sterben mußte, damit andere überlebten –, und dieser Jemand war stets der Gutsherr gewesen. Selbst in der Gegenwart besaß sein Wort innerhalb der Gutsgrenzen Gesetzeskraft, solange es nicht der

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