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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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interessiert’s da, ob absichtlich oder nicht?
    Und mit den Kindern waren noch zweiundfünfzig weitere Menschen gestorben, erinnerte sie eine grausame Stimme in ihrem Verstand. Drei Lehrer, die zur Beaufsichtigung der Schüler abgestellt worden waren – Lehrer, die zweifellos einen Moment des Schreckens erlebt hatten, in dem sie begriffen, was ihren Schützlingen zustoßen würde. Die anderen waren Angestellte von Sky Domes gewesen – Honors Angestellte, die meisten ihre eigenen Siedler.
    Sie holte tief Luft und erbebte unter dem Atemzug.
    Dann schloß sie Nimitz’ warmes, lebendiges Gewicht stärker in die Arme. Die Tränen schossen ihr in dichterem Strom aus den Augen, und mit gnadenloser Klarheit trat Adam Gerricks Comnachricht vor ihr inneres Auge. Sie sah seine zerfetzte Kleidung wieder, seine aufgesprungenen, verschrammten Hände, mit denen er wie irrsinnig Trümmer von kleinen, zerschmetterten Leichen geräumt hatte – die Blutflecken und sein ausgezehrtes, tränenverschmiertes Gesicht. Den Anblick eines Mannes, der die Hölle durchgemacht hat. Eines Mannes, der lieber mit den Opfern seines Traumes gestorben wäre, und das verstand sie ohne jede Einschränkung.
     
    » Nein , verdammt noch mal!« brüllte Adam Gerrick, und seine geschundenen Hände bebten vor Verlangen, dem übereifrigen Mistkerl den Hals umzudrehen. »An dieser Ermittlung müssen meine Leute teilnehmen!«
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein«, entgegnete der Bauinspektor in kaltem, bitterem Ton. In dem chaotischen Trümmerfeld, das einmal die Winston-Mueller-Middle-School hatte werden sollen, maßen sich die beiden Männer mit Blicken, und hinter ihnen standen jeweils ihre Leute einander gegenüber wie zwei feindliche Heere. Die überlebenden Sky-Domes-Arbeiter hatten geschuftet wie die Verrückten, hatten Seite an Seite mit Rettungsmannschaften des Gutes Mueller Leib und Leben riskiert, um doch noch so viele Leben zu retten wie irgend möglich. Aber den letzten Überlebenden hatte man schon vor Stunden davongeschafft. Selbst mit manticoranischem Gerät würde es noch Tage dauern, bis der letzte Leichnam geborgen war. Und nun, da die Verzweiflung abgeebbt war, die alle gehindert hatte, über die Ursachen der Katastrophe nachzudenken, verwandelte sich der Schock, der sie zu Verbündeten gemacht hatte, in einen Keil aus sengender Wut.
    »Dann machen Sie es möglich!« schäumte Gerrick. »Verdammt noch mal, ich habe dreiundzwanzig weitere Baustellen im Gang, Mann! Ich muß erfahren, was hier passiert ist!«
    »Was hier passiert ist, wollen Sie wissen, Mr. Gerrick«, sagte der Inspektor mit kühler, vernichtender Stimme. »Nun, Ihre Arbeiter haben gerade zweiundachtzig Menschen getötet – darunter dreißig Kinder, die Bürger dieses Guts waren.«
    Gerrick zuckte zurück, als hätte man ihn geschlagen, und die Augen des Inspektors leuchteten in haßerfüllter Genugtuung auf. »Und was die Ursachen betrifft, so zweifle ich nicht daran, daß wir minderwertiges Baumaterial und schlampige Arbeitsweise ermitteln werden.«
    »Nein …« Gerrick flüsterte beinahe. Wild schüttelte er den Kopf. »So etwas würde Sky Domes niemals tun! Mein Gott, fünfzig von unseren eigenen Leuten sind hier zu Tode gekommen! Wie können Sie glauben, daß wir … wir …«
    »Mit Glauben hat das ja wohl nur wenig zu tun, Mr. Gerrick!« Der Inspektor nickte einem seiner Assistenten zu, und der Mann streckte die Hand vor. Er hielt einen Brocken aus einem Material, das verschmolzene Betokeramik hätte sein sollen. Der Mann sah Adam Gerrick fest in die Augen und ballte die Faust; die ›Betokeramik‹ zerkrümelte zwischen seinen Fingern wie ein Klumpen aus Schlamm, der in der Sonne getrocknet war. Der Abendwind trug eine Staubfahne davon, und in den Augen, die Gerrick ins Gesicht starrten, stand der blanke Haß.
    »Wenn Sie auch nur eine Sekunde lang glauben, ich würde Bastarden wie Ihnen eine Chance geben, hier etwas zu vertuschen, dann muß ich Ihnen leider sagen, daß Sie sich da irren, Mister Gerrick.« Durch die eisige Beherrschung klang die Stimme des Inspektors weitaus schlimmer, als hätte er getobt. »Ich werde persönlich jeden einzelnen Fall von unzulänglicher Arbeit auf der ganzen Baustelle aufnehmen«, sagte der Mann. »Und wenn ich damit fertig bin, werde ich persönlich dafür sorgen, daß Sie und jeder Funktionär ihrer verfluchten Firma wegen Mordes vor Gericht gestellt werden. Und falls ich in zehn Minuten noch einen von euch – nur

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