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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kannte keine Zweifel. Ihre Momente der grausamen Selbstverurteilung wies er zurück – und er kannte Honor besser als jedes andere lebende Wesen. Vielleicht machte seine Liebe zu ihr ihn voreingenommen, aber Nimitz wußte, wie schwer sie verletzt war, und er schalt sie, daß sie sich selbst so viel strenger beurteilte als sie jemand anderen jemals bewertet hätte. Sie holte tief Luft und schlug wieder die Augen auf. Einmal mehr zwang sie sich, seine Unterstützung anzunehmen und den Schmerz beiseite zu drängen.
    Honor blickte auf und lächelte matt über die Zerknirschung auf MacGuiness’ und LaFollets Gesichtern. Über die Verbindung zu Nimitz spürte sie, welche Sorgen die beiden sich um sie machten, und sie hatten etwas Besseres verdient als jemanden, der sich in den Abgründen der eigenen Trauer und des Verlustschmerzes quälte. Honor formte die Lippen zu einem echten Lächeln und bemerkte die Erleichterung der beiden Männer.
    »Es tut mir leid.« Ihr Sopran klang belegt, darum räusperte sie sich. »Ich war wohl weggetreten«, sagte sie etwas barscher, zur Normalität entschlossen. »Aber wie dem auch sei, Andrew, an den Tatsachen ist nicht zu rütteln. Solange sie keine Gesetze übertreten, haben die Leute das Recht zu sagen, was sie denken.«
    »Aber sie gehören nicht einmal zum Gut, Mylady«, wandte LaFollet stur ein, »und …«
    Honor lachte leise und schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihn leicht in die Rippen stieß.
    »Machen Sie sich doch nicht so viele Sorgen! Meine Haut ist dick genug, um mit ehrlich ausgesprochenen Ansichten zurechtzukommen, auch wenn sie von Außenstehenden kommen, ganz gleich, wie wenig ich von ihnen halte. Wenn ich nun von der Gutsgarde ein paar Köpfe einschlagen und jeden Widerspruch unterdrücken ließe, würde ich den Demonstranten schließlich nur beweisen, daß ich genau so bin, wie sie es von mir behaupten, nicht wahr?«
    Der Major blickte ihr stur ins Gericht, schloß aber den Mund. Auf dieses Argument fiel ihm keine Erwiderung ein. Das alles war nur so verdammt unfair. Er hätte eigentlich gar nicht wissen dürfen, daß der Baumkater der Gutsherrin erlaubte, die Gefühle anderer Menschen zu spüren, aber er wußte es. LaFollet konnte sich keinen Grund denken, weshalb Lady Harrington so sehr darauf bedacht war, diese Fähigkeit vor anderen zu verbergen, auch wenn ihm selbst genügend Gründe einfielen, aus denen er ihr darin zustimmte. Selbst auf Grayson, wo die Menschen Grund genug hatten, es besser zu wissen, wurde Nimitz’ Intelligenz ständig unterschätzt. Die Graysons hielten ihn für ein außerordentlich kluges Schoßtier, aber keine Persönlichkeit, und seine Fähigkeit, die Gutsherrin vor feindseligen Absichten zu warnen, hatte sich bereits einmal als lebensrettende Geheimwaffe erwiesen.
    Wenn man Andrew LaFollet fragte, war das allein schon Grund genug, Nimitz’ Talent geheimzuhalten. Aber wenn jemand Lady Harrington so nahe war wie LaFollet, so mußte er früher oder später die Wahrheit bemerken. Darüber hinaus hatte er erkannt, daß Lady Harrington nur Gefühle, und nicht Gedanken lesen konnte. Zudem glaubte sie, daß kein anderer bemerkte, wie furchtbar verletzt sie selbst war. Daß keiner ihrer Waffenträger – und nicht einmal MacGuiness – von den Nächten wüßte, die sie in stiller Verzweiflung durchweinte. Doch Andrew LaFollet standen sämtliche Sicherheitssysteme in Harrington House zur Verfügung; daher wußte er genau Bescheid. Er hatte geschworen, Lady Harrington zu beschützen und, wenn es nötig sein sollte, für sie zu sterben. Dennoch gab es Dinge, vor denen niemand sie bewahren konnte – niemand außer Nimitz. Aber zu hören, wie bigotte Mistkerle sie angriffen und anprangerten, Schweinehunde, die sich zum Gut von Harrington karren ließen, um die Gutsherrin zu schikanieren, obwohl sie so viel gegeben hatte, das erfüllte ihn mit maßlosem Zorn.
    Sie war nicht nur seine Gutsherrin, sie hatte recht. Und selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte er sich doch geweigert, zu all ihren Problemen auch noch Verdruß mit ihren Waffenträgern hinzuzufügen. Deshalb behielt er alle Gegenargumente für sich und nickte einfach.
    Mit einem schmalen Lächeln dankte sie ihm dafür, und er erwiderte es. Wieder einmal war er sehr dankbar, daß Nimitz kein Telepath war. Schließlich und endlich galt auch hier: Was die Gutsherrin nicht weiß, macht sie nicht heiß. Colonel Hills Nachrichtendienst hatte herausgefunden, daß die Agitatoren sich

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