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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bewußt vermieden, die Gutsherrin – oder auch Nimitz – den heimischen Pflanzen auszusetzen. Statt dessen hatten sie die teurere Möglichkeit gewählt und (klammheimlich) recherchiert, welche Blütenpflanzen ihrer Heimatwelt Honor am liebsten mochte, und diese importiert. Zum größten Teil aber bestand der Bewuchs des Gartens aus reinen Alterdenspezies.
    Wie die Flora, so die Fauna. Das Gelände stellte einen botanischen und zoologischen Garten mit terranischen und sphinxianischen Arten dar, einzig zu Honors Zerstreuung erschaffen. Honor war von dieser Geste gerührt gewesen, die entstandenen Kosten hingegen hatten sie schockiert. Hätte sie gewußt, was die Graysons planten, so wäre sie gegen das Projekt eingeschritten. Doch Protector Benjamin selbst hatte den Bau angeordnet, und Honor hatte zu spät davon erfahren. Unter den gegebenen Umständen konnte sie sich daher nur dankbar zeigen, und sie wußte durchaus zu schätzen, daß man bei dem Projekt nicht nur an ihre Bedürfnisse gedacht hatte. Nimitz war zwar klüger als die meisten Zweibeiner und verstand trotz seiner Unfähigkeit, menschliche Wörter auszusprechen, mehr Standardenglisch als die Mehrheit der heranwachsenden Manticoraner, aber dennoch konnte man von ihm nicht erwarten, daß er abstrakte Konzepte wie ›Arsenvergiftung‹ oder ›Cadmium‹ begriff. Honor war sich zwar sicher, daß sie ihn vor den lauernden Gefahren jenseits der Kuppel von Harrington House »gewarnt« hatte, doch ob er die Natur der Bedrohung wirklich verstand oder nicht, ließ sich erheblich schwieriger feststellen. So aber war der Garten noch viel mehr zu Nimitz’ Spielplatz als zu Honors Zufluchtsort geworden.
    Honor tastete nach einer Bank und ließ sich darauf niedersinken. LaFollet trat näher, um sich wieder neben sie zu stellen, aber das bemerkte sie kaum. Mit geschlossenen Augen verfolgte sie Nimitz geistig durch das Unterholz. Baumkatzen waren tödliche Jäger und standen unter den Baumbewohnern Sphinx’ an der Spitze der Nahrungskette. Honor verspürte das Vergnügen, mit dem Nimitz seine Raubtierinstinkte auslebte. Er mußte nicht auf die Jagd gehen, um sich zu ernähren, aber er wollte unbedingt in Übung bleiben, und als er nun geräuschlos durch die Schatten strich, teilte Honor seine Begeisterung.
    Das mentale Abbild eines sphinxianischen Chipmunks (das nicht im geringsten dem Alterdentier gleichen Namens ähnlich sah) stand ihr plötzlich vor Augen. Der ‘Kater projizierte es mit erstaunlicher Klarheit und ganz offensichtlich mit Bedacht. Wie durch seine Augen beobachtete Honor das Chipmunk, das an seinem Loch saß und an der harten Schale einer Fastkiefernschote nagte. Ein sanfter, künstlich erzeugter Windstoß schüttelte die Blätter, aber das Chipmunk saß in Windrichtung, und vollkommen geräuschlos schlich Nimitz sich näher an. Er stellte sich gleich hinter das Chipmunk. Der sechzig Zentimeter lange, mit nadelspitzen Zähnen bewehrte Räuber erhob sich über die Schulter des ahnungslosen Tierchens. Honor verspürte das unkomplizierte Entzücken, das Nimitz über seinen Erfolg empfand. Mit Raffinesse streckte er einen Vorderlauf aus und spreizte die langen, zierlichen Finger einer Echthand – dann stieß er das Chipmunk mit der lanzettförmigen Kralle an.
    Die Fastkiefernschote wirbelte davon, das kleine Tier sprang senkrecht in die Luft. Erstaunt fuhr es herum, quietschte entsetzt, als es sich seinem schrecklichsten natürlichen Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberfand, und zitterte mit jedem Muskel, vor Furcht bewegungsunfähig. Da bliekte Nimitz fröhlich und versetzte dem Chipmunk mit der Echthand einen Hieb, daß es sich einmal überschlug. Der Hieb war erheblich sanfter als er wirkte, aber das Chipmunk heulte auf, und der Schmerz durchbrach die Schreckstarre. Wie irrsinnig warf es sich herum, kam auf die Pfoten, und die sechs Gliedmaßen bewegten sich so schnell, daß sie verschwammen, als das kleine Tier sich mit einem weiteren Quietschen in sein Loch stürzte. Nimitz setzte sich auf die Hinterhand und keckerte seine amüsierte Zufriedenheit heraus.
    Dann schritt er gemächlich zu dem Loch hinüber und schnüffelte daran, aber er beabsichtigte ebensowenig, sein bebendes Opfer auszugraben, wie er jemals vorgehabt hatte, es zu töten. Diesmal hatte er sich lediglich davon überzeugen wollen, daß er noch zu jagen verstand; er hatte keineswegs den Viehbestand des Gartens reduzieren wollen. Mit seinem geschmeidigen Schweif schlagend,

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