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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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höchstwahrscheinlich über die »Wollust« ihrer außerehelichen Affäre mit Paul Tankersley empören würden. Diese Leute bedeuten wirklich eine Gefahr , dachte er, denn die Heiligkeit der Ehe und die Sündhaftigkeit außerehelichen Geschlechtsverkehrs gehörten zu den Grundpfeilern der graysonitischen religiösen Überzeugungen.
    Die meisten (wenn auch sicherlich nicht alle) Graysons reservierten ihre Verachtung in solchen Fällen für den Mann, denn auf Grayson übertraf die Anzahl der weiblichen Neugeborenen die der männlichen um den Faktor drei. Grayson war eine herbe Welt, auf der Überlebenswille und Religion sich zu einem eisernen Kodex der Verantwortung entwickelt hatten. Ein Mann, der sich in eine beiläufige Tändelei verwickelte, verletzte seine allem übergeordnete Pflicht, für die Ehefrau zu sorgen und sie zu beschützen; er demütigte die Frau, die ihm ihre Liebe und vielleicht auch Kinder schenkte. Aber ganz so einseitig war die Sache nun auch wieder nicht, und selbst die Graysons, die die Gutsherrin inbrünstig verehrten, erfaßte ein gewisses Unbehagen, wenn sie an ihre Beziehung zu Paul Tankersley dachten. Die Mehrheit schien die offenkundige Tatsache zu akzeptieren, daß die Manticoraner nun einmal andere Maßstäbe setzten und nach diesen Maßstäben weder Lady Harrington noch Paul Tankersley etwas Falsches getan hatten, aber LaFollet glaubte, daß die meisten viel lieber gar nicht erst über die Affäre nachdachten. Und er vermutete sehr, daß sich die wenigen Fanatiker, die Lady Harrington allein deswegen haßten, weil sie war, wer sie war, sich dessen ganz genau bewußt waren. Früher oder später würde einer von ihnen diese Affäre gegen die Gutsherrin benutzen, und der Major ahnte, welch grausame Wunde ihr das schlagen würde. Nicht nur politisch, sondern in ihrem Innersten, wo der Verlust des geliebten Mannes eine tiefe Wunde in ihre Seele geschnitten hatte.
    Deshalb verzichtete LaFollet darauf, mit ihr zu streiten. Statt dessen nahm er sich vor, zusammen mit Hill die Dateien der Agitatoren nach den Namen echter Ekelpakete durchzugehen. Zweifelsohne wäre Lady Harrington zornig, sollte sie erfahren, daß er mit diesen Leuten … ein ernstes Wort redete, aber er wäre bereit gewesen, noch erheblich mehr Risiken einzugehen, um dem Abschaum, der sie ernsthaft verletzen könnte, das Maul zu schließen.
    Honor senkte ganz kurz die Brauen, als ihr oberster Waffenträger ihren Blick erwiderte. Hinter diesen so unschuldig dreinblickenden grauen Augen ging etwas vor, aber sie konnte nicht genau sagen, was. Sie nahm sich vor, auf LaFollet zu achten, dann schob sie die Sorgen beiseite und setzte Nimitz auf seinen eigenen Stuhl zurück, damit sie sich dem Mittagessen widmen konnte.
    Ihr Terminplan für den Nachmittag war eng gedrängt, und sie hatte genug Zeit damit verschwendet, sich selbst zu bemitleiden. Je früher sie mit dem Essen fertig wurde, desto eher konnte sie sich an die Arbeit machen, sagte sie sich und nahm die Gabel zur Hand.
     

3
    Als Nimitz sich unvermittelt von ihrer Schulter katapultierte, blieb Honor abrupt auf dem Pfad stehen. Sie beobachtete, wie er als graues und cremefarbenes Rauchwölkchen in die Gebüsche des symmetrisch angelegten Gartens entschwand, dann schloß sie die Augen. Ein Lächeln zuckte ihr über die Lippen, als sie ihm über die telempathische Verbindung durch die blühenden Massen terranischer Azaleen und sphinxianischer Dornblumen folgte.
    Andrew LaFollet blieb im gleichen Augenblick stehen, in dem seine Gutsherrin innehielt, und hob die Augenbrauen, als er Nimitz’ Abwesenheit bemerkte. Er begriff und schüttelte amüsiert den Kopf. Rein instinktiv, aus Gewohnheit, musterte er sorgfältig die friedliche Umgebung, dann verschränkte er in stiller Geduld die Arme.
    Ein Garten wie dieser hätte auf den meisten Welten ein wenig einheimische Flora enthalten, aber auf dem Gelände von Harrington House waren keinerlei graysonitische Pflanzen erlaubt, ganz gleich, wie hübsch anzusehen sie auch waren. Die Vegetation des Planeten Grayson war für Menschen sehr gefährlich, besonders aber für jene, die auf weniger lebensbedrohlichen Welten aufgewachsen waren. Keiner der drei bewohnbaren Planeten des Doppelsterns Manticore wies Schwermetalle in tödlichen Konzentrationen auf. Dadurch fehlte Honor die begrenzte Schwermetallverträglichkeit, die den Einheimischen Graysons durch evolutionäre Anpassung zuteil geworden war. Die Planer von Harrington House hatten

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